Das Neue Theater wird zum Schulzimmer

Das Theaterstück «Democrazy» ist fürs Klassenzim-mer konzipiert, bespielt aber zuerst das Foyer des Neuen Theaters. Das inter-aktive Werk will Demokratie erlebbar machen.

Drücken wieder die Schulbank: das Theaterkollektiv Landholz Productions.Foto: Caspar Reimer
Drücken wieder die Schulbank: das Theaterkollektiv Landholz Productions.Foto: Caspar Reimer

Demokratie ist ein nobler Gedanke, doch damit sich dieser mit Leben füllt, ja konkret wird, müssen die demokratischen Rechte auch genutzt werden. Wie das geht, zeigt das für Schulklassen konzipierte Theaterstück «Democrazy», das heute im zum Schulzimmer umfunktionierten Foyer des Neuen Theaters Premiere feiert. Dabei wird das Publikum zur Schulklasse, Besucherinnen und Besucher dürfen die Schulbank drücken. Es steht aber nicht Frontalunterricht auf dem Programm – «Democrazy» ist interaktiv, die Zuschauenden werden ins Geschehen involviert.

Ausgangslage ist folgende: An einem Montagmorgen im Klassenzimmer fällt die Lehrperson aus. Dafür finden sich gleich zwei ambitionierte Aushilfskräfte ein. Sie beginnen darüber zu streiten, wer die Klasse unterrichten soll. Die Schülerinnen und Schüler mischen sich ein, der Disput fährt auf: Wer bestimmt über den Unterricht und warum? Das vom Basler Theaterkollektiv Landholz Productions entwickelte Stück ist heute, am kommenden Wochenende sowie jeweils einmal im Januar und im Febru-ar im Neuen Theater zu sehen, tourt aber bereits ab Herbst durch die Klas-senzimmer der Region: «Wir wollen, dass die jungen Menschen spüren: Du kannst etwas verändern, und es lohnt sich mitzuwirken», sagt Regisseur Ivo Schneider, der sich unter anderem mit zahlreichen Theaterworkshops für Kinder und Jugendliche einen Namen gemacht hat.

Demokratie fassbar machen

Landholz Productions ist 2018 aus einem Netzwerk von Basler Theaterschaffenden entstanden. Das Kollektiv – so bezeichnet sich die heute vierköpfige Gruppe – hat mit dem Neuen Theater bereits im Jahr 2021 für die Produktion «Die Vermessung der Dörfer» zusammengearbeitet. Wie «Democracy» spielte auch dieses Stück im Foyer. «Wir wollten etwas für ein Publikum erarbeiten, das gewöhnlich wenig mit Theater zu tun hat. So kam die Idee auf, ein Klassenzimmerstück zu entwickeln», erzählt Olivia Ronzani, welche die künstlerische Leitung verantwortet und wie ihre Kollegin Lia Schädler die Theaterschule Dimitri besucht hat.

Zur Wahl seien die Themen Sexualität und Demokratie gestanden, wobei sich die vier Kunstschaffenden für Letzteres entschieden haben: «Aufgrund der aktuellen politischen Lage dachten wir, es wäre interessant, Demokratie künstlerisch zu beleuchten, den abstrakten, auch etwas schwammigen Begriff emotional fassbar zu machen», erzählt Schneider.

Um das Stück an die Schulen zu bringen, lassen die vier Künstler ihre Kontakte spielen, schliesslich sind drei von ihnen von Kindesbeinen an mit der Region verbunden, Lia Schädler ist gar in Münchenstein aufgewachsen und absolvierte das hiesige Gymnasium. Weiter besucht das Kollektiv Anlässe für Lehrerinnen und Lehrer, bei denen es das Theaterprojekt vorstellt, und wird zudem auch vom Neuen Theater unterstützt.

Stückentwicklung mit Schulklasse

Damit das Stück nicht an der Lebensrealität der Jugendlichen vorbeispielt, haben die Theaterschaffenden mit einer Schulklasse aus Frenkendorf zusammengearbeitet. «Durch sie konnten wir herausfinden, welche Interessen, die sich mit dem Thema Demokratie verbinden lassen, in diesem Alter vorhanden sind. Zudem gaben uns die Jugendlichen Feedbacks, aufgrund derer wir das Stück entwickeln konnten», sagt Schädler.

Dabei werden die Jugendlichen im Stück ermuntert, Position zu Themen, die sie direkt betreffen, zu beziehen – schliesslich gibt es im Leben immer etwas zu entscheiden: Lieber einen späteren Unterrichtsbeginn am Morgen oder ein Klassenausflug ans Meer? Eine Schulmensa mit Dessertauswahl oder mehr Bäume auf dem Pausenhof? Ein Jugendtreff oder ein überdachtes Fussballfeld? Dabei will das Stück nicht belehren, sondern den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen. Die Idee, wie in der Demokratie gemeinsam etwas zu entwickeln, liegt in der Essenz von Landholz Productions. «Mit der Gründung wollte man ein Zeichen gegen die Vereinzelung in der Szene der freischaffenden Künstlerinnen und Künstler setzen», erzählt Gründungsmitglied und Performer Sebastian Gisi.

«Democrazy» – ein wildes Klassenzimmerstück; Do, 18. 9., (ausverkauft) und Sa, 20. 9., um 19.30 Uhr sowie So, 21. 9., um 18 Uhr. Weitere Spieldaten, Tickets und Infos: www.neuestheater.ch

 

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