Daniel Frei gewinnt den ersten Dornacher Preacher Slam

Am Dienstagabend lud die reformierte Kirche Dornach in Anlehnung an das Zürcher Wurstessen zu Zwinglis Zeiten zum Preacher Slam und zum ersten Birsecker Wurstessen ins Timotheus-Zentrum.

Wortakrobaten: (v. l.) Bernhard Jungen, Manuel Zimmermann, Juliane Hartmann, Daniel Frei, Haiko Behrens, Thomas Brunnschweiler.  Foto: Isabelle Hitz
Wortakrobaten: (v. l.) Bernhard Jungen, Manuel Zimmermann, Juliane Hartmann, Daniel Frei, Haiko Behrens, Thomas Brunnschweiler. Foto: Isabelle Hitz

Sechs Theologen traten am Birs-ecker Wurstessen in zwei Dreiergruppen mit selbst geschriebenen Texten gegeneinander an. Im Final konnte sich Daniel Frei knapp gegen Juliane Hartmann durchsetzen. Das Thema für die Texte der ersten Runde war vorgegeben: «is(s) was, Kirche? Es geht um die Wurst». Moderiert wurde der gut besuchte Abend von Kirchgemeinderätin Alena Annaheim, für lateinamerikanische Klänge und gute Stimmung sorgte Rudy Flores.


Heiter bis nachdenklich

Fredi Buchmann, Vizepräsident des Kirchgemeinderats, machte mit seiner als Slam verpackten Begrüssung den Auftakt vor dem eigentlichen Wettstreit. Anschliessend begeisterte Bernhard Jungen die Zuhörer mit einem rasanten, witzigen Text, in dem er sich über Mitarbeitergespräche und Reformen in der Kirche ausliess. Daniel Frei (Pfarramt für Weltweite Kirche BS/BL) konnte mit seinem komisch-nachdenklichen Text «Schlachtschüssel» das Publikum im Handumdrehen für sich einnehmen. Dass er schon einige Erfahrung im Slammen mitbrachte, war sofort zu spüren. Während es bei Jungen um die Wurst im übertragenen Sinn ging, machte sich Frei Gedanken über Fleischproduktion und Vegetarismus. Seine Performance gefiel mit einem guten Rhythmus, sarkastischen Pointen und witzig nachdenklichen Gedanken.
«Die furzenden Kühe habe ich dank der Klimaerwärmung kennen gelernt. Das Methangas, das sie produzieren, ist ihre Rache an uns Fleischfressern. Seit einigen Jahren wird zurückgefurzt! Recht haben sie!» Als eingefleischter Vegetarier werde er nur einmal im Jahr schwach: bei der Schlachtschüssel bzw. Metzgete. Was würde wohl Zwingli dazu sagen? «Lieber Bruder, du hast eine leichte psychotische Störung mit schweren narzisstischen Komponenten.»
Um Zwingli ging es auch im Slam von Haiko Behrens, Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirche Dornach. Auf unterhaltsame Weise liess Behrens
den grossen Reformator auferstehen, quatschte mit ihm bei einem Döner in Dornach und nahm ihn mit in das «raumschiffartig anmutende» Timotheus-Zentrum.


Kirchenwürste, Shitstorm und Glaubenskriege

In der zweiten Dreiergruppe machte Juliane Hartmann (Beauftragte für die Ausbildung im Konkordat) den Anfang. In ihrer witzigen Wurstkunde schlug sie geschickt einen Bogen zur Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft. Wieder im übertragenen Sinn um die Wurst, nämlich um die Glaubenskriege der Vergangenheit und um die Ökumene, ging es im Slam von Manuel Zimmermann (Assistent am Berner Institut für Systematische Theologie). Zum Abschluss der ersten Runde sprach Thomas Brunnschweiler (Theologe und Germanist) in seinem tiefgründigen und engagierten Text über Fleischkonsum, selektive Tierliebe und eine neue Form der Steinigung: den Shitstorm auf Internetplattformen.

Im Final schliesslich duellierten sich Daniel Frei und Juliane Hartmann mit poetischen und stilleren Texten. Mit seinem «Frauenstreik», in dem Frei die
Hiobsgeschichte neu erzählte, konnte er auch die zweite Runde für sich entscheiden und wie bei Poetry Slams üblich die obligate Flasche Whisky entgegennehmen.

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