Bestechende «Kaktusblüete»

Mit der schweizerdeutschen Fassung des ehemaligen Broadway-Stücks «Die Kaktusblüte» zeigt das «Theater Gempen» einmal mehr seine Klasse als Laienbühne. Heuer gab es noch mehr Lacher als im letzten Winter.

Was sich liebt, das neckt sich: Dr. Julien Dupont (Heinz Röllin) und Praxishilfe Simone Vilars (Sylvia Marcionelli).  Foto: Thomas Brunnschweiler
Was sich liebt, das neckt sich: Dr. Julien Dupont (Heinz Röllin) und Praxishilfe Simone Vilars (Sylvia Marcionelli). Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Obwohl bei der Premiere die Mehrzweckhalle nicht ganz voll geworden war, konnte sich doch niemand über mangelnde Stimmung beklagen. Mit dem Griff nach dem vor fast 50 Jahren geschriebenen Stück hat Susan Saladin einen Volltreffer gelandet. Vielleicht erinnert sich die eine oder der andere an die Verfilmung von «Die Kaktusblüte» im Jahr 1969. Damals stand Walter Matthau zusammen mit der reifen Ingrid Bergman und der blutjungen Goldie Hawn vor der Kamera und entlockte als Doktor Julian Winston dem Publikum Lachtränen. In Gempen heisst der Zahnarzt Julien Dupont.

Der notorische Schürzenjäger und Single, der sich stets als verheirateter Ehemann mit Kindern ausgibt, bringt sich mit dieser Notlüge in Teufels Küche, als er seine aktuelle Geliebte Antonia heiraten will. Antonia will Juliens Ehefrau kennen lernen, die es ja nicht gibt. Und so schiebt Julien seine Praxishilfe Simone Vilars vor, die Antonia überzeugen soll, dass sie sich gerne von Julien scheiden lassen wolle. Da Simone ihren Chef aber heimlich verehrt und liebt, gibt es neue Probleme. Immer aberwitziger werden die Verwicklungen, bis ein unverhofftes Happy End eintritt, das kaum jemand vorhersehen kann.

Hervorragende Ensembleleistung
Heinz Röllin spielt den verlogenen Playboy und Zahnarzt Julien Dupont mit ebenso viel weinerlicher Emotionalität wie witziger Sprachgewandtheit. Sylvia Marcionelli überzeugt als Praxishilfe Simone Vilars mit Kratzbürstigkeit, Resolutheit und zunehmendem Hang zur Ausschweifung. Barbara Balzli mimt Antonio Simonet, die junge Geliebte, mit einem fast schon nervenaufreibenden Helfersyndrom und einem naiven Glauben an das Gute im Menschen. Mattias Messerli spielt den oft freizügig auftretenden Igor Morin mit dem zunehmenden Interesse an seiner Nachbarin. Klaus-Dieter Gronwald darf sich als Norbert Chirac über die Inkonsequenz seines Freundes Julien ärgern.

Susan Saladin spielt in kurzen Passagen die aufgebretzelte Madame Durand. Einmal mehr kann Christoph Vögtli brillieren, diesmal in der Rolle des Señor Sanchez. Spanischer Akzent, wilde Blicke und feuriges Temperament – alles stimmt bei ihm, und das Publikum dankte es ihm bei der Premiere mit Zwischenapplaus. Einzig Antoinette Stocker muss als Mimi wegen der kurzen Auftritte etwas im Schatten des Gesamtensembles bleiben.

Das «Theater Gempen» ist nicht nur geografisch, sondern auch qualitativ ein Eckpfeiler des Theaterlebens im Schwarzbubenland. Das Ensemble hatte im September während vier Tagen im Tessin eine Intensiv-Probenzeit. Die gute Vorbereitung hat sich ausgezahlt. Heute Donnerstagabend, am Freitag- und am Samstagabend ist «D’ Kaktusblüete» noch zu sehen. Eine Fahrt nach Gempen lohnt sich für alle Freundinnen und Freunde des guten Laientheaters.

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