Architektonisches Gesamtkunstwerk: Haus Duldeck wird 100 Jahre alt

Der wichtigste Nebenbau des Goetheanums, das Haus Duldeck, wird 2015 100 Jahre alt. Das Rudolf-Steiner-Archiv begeht dieses Jubiläum mit einer Ausstellung.

Vom Privathaus zum Rudolf-Steiner-Archiv: Eine Ausstellung zeigt die bewegte Geschichte von Haus Duldeck. Foto: Edmondo Savoldelli
Vom Privathaus zum Rudolf-Steiner-Archiv: Eine Ausstellung zeigt die bewegte Geschichte von Haus Duldeck. Foto: Edmondo Savoldelli

Lucas Huber

«Hochgeachteter Herr Doctor». Mit diesen Worten beginnt ein Brief von Emil Grosheintz, geschrieben am 7. April 1913. Empfänger: Rudolf Steiner. Grosheintz, damaliger Vorstand des Goetheanum-Bauvereins, teilte Steiner in diesem Schreiben mit, dass er ihm «dieses Terrain für den Johannisbau und Annexen» zur Verfügung stellt. Dieses Terrain, das ist die Parzelle, auf der zwei Jahre später mit dem Bau des Hauses Duldeck begonnen wurde. Dieser Baustart jährt sich in diesem Jahr zum 100. Mal, wobei das Gebäude erst 1921 fertiggestellt wurde.

Die Familie Grosheintz bewohnte es in der Folge. Es ist übrigens das einzige Gebäude in unmittelbarer Nähe des Goetheanums, das von Steiner «geduldet» wurde, wie es im «Archivmagazin» des Rudolf-Steiner-Archivs heisst. Archivleiter David Marc Hoffmann spricht gar von einem epochemachenden Bau. Heute befindet sich besagtes Rudolf- Steiner-Archiv übrigens im Haus Duldeck mit seiner avantgardistischen Wohnarchitektur.

In der Ausstellung «100 Jahre Haus Duldeck» zeigt das Archiv die Geschichte dieses einzigartigen Gebäudes von den Anfängen bis in die Gegenwart, angefangen mit Grosheintzens Schenkung bis hin zu Zeichnungen des Architekten Rudolf Ranzenberger, versehen mit Korrekturen Rudolf Steiners. Die Ausstellung ist für die Öffentlichkeit noch bis zum 1. Januar 2016 offen.

Unveröffentlichte Dokumente

Das Haus Duldeck ist jenes von Steiner entworfene Privatgebäude, für das die meisten Skizzen, Korrekturen und Äusserungen in Plänen und Entwürfen existieren. Steiner konzipierte das Haus als Gesamtkunstwerk. Das betraf nicht nur Fassade und Inneneinrichtung; das ging bis hin zum Fensterladen und dem Türgriff. Entsprechende Skizzen finden sich neben zahlreichen Modellen, Fotografien und bislang unveröffentlichter Dokumente in der Ausstellung. Genauso zeigt diese etwa das ehemalige Schlafzimmer. Bett, Kommode und Schrank sind voluminös gerundet, sie wirken wie verspielte Kindermöbel in Erwachsenengrösse.

Das Haus Duldeck ist nicht nur ein Blickfang; das als Wohnhaus errichtete Gebäude gehört zu den innovativsten Eisenbetonbauten des frühen 20. Jahrhunderts. Rudolf Steiner sagte einst über das Haus Duldeck: «Es steht da als ein lebendiger Protest gegen alles Althergebrachte im Baustil und in der Bauart.» Seit diesem Sommer ist es Mitglied des Verbunds «Iconic Houses», der Architekturhäuser des 20. Jahrhunderts unter seinem Dach vereint.


Ausstellung «100 Jahre Haus Duldeck», Rüttiweg 15, Dornach, offen von Montag bis Freitag, 15 bis 18 Uhr. Bis 1. Januar 2016.

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