Andere Zeiten, andere Getränke

Starker Schnaps ist ausser Mode gekommen. Die Brennereien haben ihr Sortiment dem Zeitgeist angepasst. So auch die Zeltner Destillerie, die seit hundert Jahren in Dornach besteht.

Auf die Zukunft: Florian Schaulin (links) und Philippe Meder wollen die Dornacher Brennerei gleichzeitig erneuern und bewahren. Foto: Caspar Reimer

Philippe Meder ist neuer Geschäftsführer der Zeltner Destillerie in Dornach. Führt er durch seinen Laden, wird klar: Er kennt das Sortiment nicht nur wie seine Westentasche, sondern weiss auch über jedes Produkt etwas zu erzählen: «Unser Whisky kann mit einem guten schottischen Highland-Whisky konkurrieren. Ich habe ihn schon an Degustationen geschmuggelt. Die Leute waren begeistert und fragten sich, aus welcher exklusiven schottischen Destillerie er wohl komme. Als ich das Geheimnis ­lüftete, waren alle überrascht.»

Dabei kommt Meder selbst nicht aus dem Schnapsgeschäft: «Ich bin in einer Gastronomiefamilie im Nordelsass aufgewachsen und habe mich schon als junger Mann für Wein interessiert, besuchte in Frankreich die Hotelfachschule.» 1982 liess er sich in Aesch zum Sommelier ausbilden. «Eigentlich hätte ich nach sechs Monaten nach Los Angeles weiterziehen wollen, doch der Liebe wegen bin ich hiergeblieben», sinniert er lächelnd. 2013 hat Philippe Meder die Baselbieter Weingalerie in Aesch gegründet. «Die Idee war, Baselbieter Weine beim Publikum bekannter zu machen. Viele wissen nicht, was für gute Tropfen wir hier haben», erzählt er. Im vergangenen Jahr kam der Verwaltungsrat der Zeltner Destillerie auf ihn zu mit der Frage, ob er die Geschäftsführung übernehmen wolle.

Mehrere Goldmedaillen für hauseigene Tropfen

Die Brennerei Zeltner hat für ihre Erzeugnisse schon Preise gewonnen: So wurde ihr Schwarzbrand Gin anno 2019 an der «Disti Suisse» – einer alle zwei Jahre stattfindenden nationalen Spirituosenprämierung – Schweizer Meister in seiner Kategorie. 2021 folgte die Bestauszeichnung für den Whisky, und 2023 erhielten die Dornacher bei der nationalen Prämierung die Goldme­daille für ihren hauseigenen Rum. «Unseren Rum füllen wir auf drei verschiedene Arten ab», sagt Meder. Einer bekommt durch die Lagerung in einem Fass des Muttenzer Winzers und Pinot-noir-Weinweltmeisters 2012 Urs Jauslin den letzten aromatischen Schliff. Der hauseigene Markenname Schwarzbrand ist eine ­Anspielung auf das Schwarzbubenland, wo das Geschäft seit mehr als hundert Jahren verwurzelt ist.

Vom Küfer zum Brenner

Die Brennerei blickt auf eine lange ­Geschichte zurück: Anfangs übte die ­Fa­milie Zeltner in Dornach das alte ­Küfer­gewerbe aus, doch Mitte des 20. Jahrhunderts verlor dieses Handwerk an Bedeutung. Durch den Aufkauf verschiedener Lohnbrennkonzessionen etablierte Ruedi Zeltner die landesweit bekannte Brennerei. Als im Sommer 2016 bekannt wurde, dass Zeltner den Brennbetrieb altershalber einstellen will, beschlossen einige Kundinnen, Kunden und Freunde der Destillerie, mit einer neuen Gesellschaft die Brennerei zu übernehmen und so deren Fort­bestand zu sichern. «Wir wollen so ein altgedientes, legendäres Geschäft am Leben erhalten. Das haben wir bis jetzt geschafft, auch dank Unterstützung unserer Aktionäre», sagt Verwaltungsratspräsident Florian Schaulin. Dabei setze man auf die Standbeine Lohnbrand, eigene Destillate, Destillierkurse, Events und jetzt neu auf ausgewählte Weine und Spirituosen.

Leichtere Getränke sind beliebter als Hochprozentiges

Weil die Zeltner Destillerie ihr erweitertes Sortiment bekannt machen will, hat sie am vergangenen Samstag zu einer Frühlingsdegustation eingeladen. «Wir haben den Laden auf Vordermann gebracht», freut sich Philippe Meder. Auf die Frage, wie es heutzutage grundsätzlich ums Schnapsgeschäft stehe, denkt der 63-Jährige nach und sagt: «Die Leute trinken heute weniger Getränke mit einem starken Alkoholgehalt. Sehr gefragt sind hingegen leichtere Apéro-Produkte.»

An ihre Frühlingsdegustation hat die Zeltner Destillerie auch Winzer aus der Region eingeladen, schliesslich macht die Lohnbrennerei nach wie vor einen grossen Teil des Geschäftes aus: Bauern, Winzer und auch Privatpersonen können Früchte oder Kräuter in der Lohnbrennerei zu ihrem Destillat verarbeiten lassen. Dieses bewährte Modell will die Brennerei auch in Zukunft fortführen.

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