Altwerden geht alle etwas an

Auf Einladung des Kranken- und Hauspflegevereins Dornach-Gempen-Hochwald führte die Theatergruppe Reactor ein Stück zum Thema Alter auf. Das Publikum konnte auf das Geschehen Einfluss nehmen.

Ganz in der Rolle: Für die Darstellung von Elsa hat sich Ruth Marx mit dem eigenen Älterwerden beschäftigt. Foto: Kathrin Schulthess

Geht es ums Altwerden und letztlich ums Sterben, wird häufig der Wunsch geäussert, einfach einschlafen zu können. Dass dies in der Realität nur selten zutrifft, Älterwerden mit schwerwie­genden Veränderungen und manchmal auch Leiden verbunden ist, scheint ein offenes Geheimnis. Dabei ist es ein Thema, das alle Menschen angeht. Der Kranken- und Hauspflegeverein Dornach-Gempen-Hochwald hat im Rahmen seines Herbstanlasses die Basler Theatergruppe Reactor eingeladen, das Forumtheater «Letzte Schritte» am ver­gangenen Donnerstag in der Aula der Schule Brühl aufzuführen. Beim Forumtheater handelt es sich um eine ursprünglich aus Brasilien stammende und heute weltweit verbreitete Methode des interaktiven Theaters, das gesellschaftliche sowie politische Themen auf die Bühne bringt und das Publikum zur offenen Interaktion und Teilhabe auffordert.

Wünsche werden oft übergangen

Rund 60 Personen – viele davon Fachkräfte aus dem Alters- und Pflegebereich sowie Angehörige – waren zur Aufführung von «Letzte Schritte» gekommen. Dabei brachte sich das Publikum aktiv ins Geschehen ein: Als etwa die betagte Elsa, die Protagonistin des Stücks, ihr Befinden dahin gehend mitteilte, ihr Leben abgeschlossen zu haben und für das Sterben bereit zu sein, intervenierte die Pflegefachfrau heftig – eine Reaktion, die seitens des Publikums nicht goutiert wurde. Eine Zuschauerin – wie es sich herausstellt eine Mitarbeiterin der Spitex – bot sich an, die Szene anders darzustellen. Dabei kam ein Spiel heraus, das sich radikal vom ursprünglichen unterschied: Hatte die Pflegefachfrau in der ersten Version Elsa zurechtgewiesen, zeigte die Version aus dem Publikum viel Empathie – Elsas Sterbewunsch wurde ernst genommen.

Überhaupt lässt «Letzte Schritte» erkennen, wie Wünsche von älteren Menschen oftmals übergangen werden – nicht selten fehlt die Zeit, sich wirklich mit ihnen auseinanderzusetzen. Manchmal verlören Betagte beim Eintritt in ein Pflegeheim auch noch den Rest ihrer Selbstständigkeit, wie ein Mann aus dem Publikum über seinen Vater berichtete, der an Demenz erkrankt war. «Ich fand es beeindruckend, wie offen die Menschen über ganz persönliche Dinge berichteten», sagt Karin Morf, Kommunikationsverantwortliche des Kranken- und Hauspflegevereins. Der Verein, der früher Aufgaben der heutigen Spitex wahrnahm, stellt noch heute Angebote für kranke und pflegebedürftige Menschen zur Verfügung, damit diese möglichst lange und gut zu Hause leben können. Er sieht sich zudem auch als Netzwerk und Austauschplattform.

Nähe zwischen Schauspielerin und Protagonistin

«Ich bin immer selbstständig gewesen. Mein ganzes Leben lang. Und ich hatte mir vorgestellt, dass das auch so bleibt», sagt Protagonistin Elsa, deren Lebenssituation in vier Szenen im Alter zwischen 79 und 91 Jahren dargestellt wird. «Schauspielerisch geht es darum, die Altersabschnitte passend darzustellen. Das heisst, physisch und mental langsamer sowie unsicherer zu werden», sagt Ruth Marx, die für die Darstellung der Elsa zum ersten Mal in einer Hauptrolle auf der Bühne steht. «Ich bin selbst 75 Jahre alt, also nahe am Alter Elsas. Das Thema hat mich interessiert. Ich sehe die Entwicklung ja an mir selbst, bin ich doch jetzt anders, als ich es mit 60 Jahren war.»

Die Nähe zum Thema sieht sie auch als Grund dafür, dass sie kaum nervös gewesen sei. «Zehn Minuten vor Beginn des Stücks sage ich einfach: ‹Ciao Ruth, hallo Elsa!› » Das Stück stammt aus der Feder des Basler Autors und Regisseurs Roland Suter. Er hat dieses gemeinsam mit der Theatergruppe Reactor einstudiert.

Weitere Artikel zu «Dornach, Gempen und Hochwald», die sie interessieren könnten

«Mich interessieren die Ränder des Lebens»: Daniela Kazis geht einigen der drängendsten Fragen des Lebens auf den Grund. Foto: Ute Schendel
Dornach, Gempen und Hochwald15.10.2025

Wann sind wir eigentlich alt?

Dieser Frage geht die Journalistin und Autorin Cornelia Kazis in ihrem Referat im Rahmen des jährlichen Herbstanlasses des KHPV auf den Grund.
Dornacher Werkhof wird optimiert
Dornach, Gempen und Hochwald15.10.2025

Dornacher Werkhof wird optimiert

fam. Der Dornacher Gemeinderat hat an seiner Sitzung am Montag einen Kredit in der Höhe von 350 000 Franken für die «Optimierung» des Werkhofes gutgeheissen.…

Derzeit der einzige Bahnhof in Dornach: Die S‑Bahn soll jedoch ab 2030 auch im Apfelsee halten. Foto: Archiv / Roland Schmid
Dornach, Gempen und Hochwald15.10.2025

Prädikat: «Interessante Option»

Der Bericht des ETH-Verkehrsprofessors Ulrich Weidmann erachtet die neue S‑Bahn-Haltestelle Dornach Apfelsee als relevant – allerdings erst ab 2045. Was…