Alte Wunden sind nicht verheilt
Die Versammlung der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Dornach-Gempen-Hochwald dauerte rund zweieinhalb Stunden. Trotz Versöhnungs-gebet zu Beginn wurde klar: Alte Wunden sind nicht verheilt.

Pfarrerin Noemi Breda hatte sich bemüht, in ihrer Sonntagspredigt die Kirchgemeinde auf Verzeihung und Versöhnung für die anschliessende Versammlung einzustimmen. Seit Monaten belasten Konflikte – auf sachlicher wie auf persönlicher Ebene – die Arbeit innerhalb der Kirchgemeinde. Ob das Gebet etwas gebracht hat? Um es vorwegzunehmen: Für einen unvoreingenommenen Beobachter schien es während der ganzen Versammlungsdauer so, dass trotz grossmehrheitlich gefällten Sachentscheiden vieles unausgesprochen im Raum stehen blieb, so, als stritte man nicht mit offenem Visier.
Gesichtslose Kritik
Über eine Stunde wurden der Jahresbericht und die Jahresrechnung besprochen. Pierre-André Rebetez monierte, dass die in der letzten Sitzung beschlossene Mietreduktion für das Pfarrhaus sowie die genehmigte Kreditaufnahme in Höhe von 489 041 Franken für die Pensionskasse nicht traktandiert gewesen seien. Kirchgemeindepräsident Fredi Buchmann versprach, man werde diese Frage rechtlich abklären und das Ergebnis der Kirchgemeinde vorlegen. Dem stimmte die Versammlung zu. Von einer Kirchgemeinderätin wurde bedauert, dass einige Kritiker des pfarramtlichen Jahresberichts nicht selbst anwesend waren, sondern einen Votanten mit der Deponierung der Kritik beauftragt hatten. Pfarrer Dan Breda setzte sich gegen die geäusserte Kritik denn auch zur Wehr. Bei ihm seien keine Beschwerden eingegangen.
Teilrevision der Kirchgemeindeordnung
Die Jahresrechnung 2014, die mit einem Ertragsüberschuss von 23 577.30 Franken abschliesst, wurde mit grossem Mehr angenommen; dem Rat wurde Décharge erteilt.
Es folgten Informationen zum Traktandum Teilrevision der Kirchgemeindeordnung und der Dienst- und Gehaltsordnung. Der Versammlung vorgeschlagen wurde eine Verschlankung des Rates auf fünf Mitglieder sowie eine Preisgabe des Beamtenstatus von Schreiber/in und Verwalter/in. Dies soll die Anstellung von Personen erlauben, die ausserhalb der Gemeinde wohnen, so der Kirchgemeinderat. Fritz Weibel, der im Dezember als Kirchgemeinderat seinen Rücktritt gegeben hatte, entgegnete aus dem Plenum heraus, er könne diese Teilrevision nicht wirklich unterstützen, da in der Person seiner Frau, Ilona Weibel, für das Amt der Finanzverwalterin mit Leitungsaufgaben alle Bedingungen erfüllt gewesen seien. Nun gebe es wiederum eine Übergangslösung, «weil man pharisäische Gesichtspunkte vorangestellt hat», so Weibel. Die Kirchgemeindeversammlung folgte den Argumenten des Kirchgemeinderats und stimmte der Teilrevision der KGO und DGO mehrheitlich zu.
Divergenzen und Differenzen
Eine Divergenz offenbarte sich in der Folge, als Ilona Weibel, die in diesen Tagen die Kirchgemeinde als Finanzverwalterin verlässt, sich einerseits über Anfeindungen und mangelnde Unterstützung beklagte, für ihre Arbeit jedoch in der Versammlung grosses Lob entgegennehmen durfte.
Ein Beispiel für das vergiftete Klima in der Kirchgemeinde war ein sehr unschöner Wortwechsel zwischen zwei Versammlungsteilnehmern. Zwei Gemeindeglieder reagierten empört mit dem Verlassen des Raums. Die Verletzungen in der Gemeinde seien schon fast «chronifiziert», kommentierte ein Kirchgemeindemitglied. Umso wichtiger war da der Aufruf einer Votantin, der Umbruch in der Gemeinde müsse nun zu einem echten Neuanfang führen.
Fritz Weibel teilte mit, er habe Mitte Mai nebenbei erfahren, dass der Kirchgemeinderat ihn nicht mehr als Delegierten im Stiftungsrat des Klosters Dornach ansehe. Er sei jedoch als Vertreter der Gemeinde bis 2017 gewählt worden, unabhängig von einem Einsitz in der Behörde. «Hier ziehe ich eine Linie im Sand», so Weibel. Präsident Fredi Buchmann hielt dagegen, der Stiftungsratsdelegierte sollte gewähltes Kirchgemeinderatsmitglied sein. Welche Interpretation die richtige ist, muss offensichtlich noch geklärt werden.