Als die Birs ein ganzes Dorf in Trauer stürzte

Vor 200 Jahren stürzte in Dornach während eines Hochwassers ein Teil der heutigen Nepomukbrücke ein und riss 37 Menschen in den Tod. Am Samstag wird der Tragödie gedacht und eine Gedenktafel eingeweiht.

Vorher – nachher: Diese beiden Stiche zeigen die Nepomuk-Brücke vor und nach dem Brückeneinsturz vom 13. Juli 1813.  ZVG
Vorher – nachher: Diese beiden Stiche zeigen die Nepomuk-Brücke vor und nach dem Brückeneinsturz vom 13. Juli 1813. ZVG

Lukas Hausendorf

Um zwei Uhr plötzlich löste sich das Joch auf der Dornacher Seite samt dem ganzen Brückenturm und dem grössten Teile der Brücke und stürzte unter grossem Getöse mit 48 Menschen in die rasenden Wasser», konnte man im Juli 1913 in den «Basler Nachrichten» zur hundertsten Wiederkehr des Dornacher Brückeneinsturzes lesen. Es war der unglücksvollste Dienstag in der Geschichte des Dorfes, das damals an der Grenze zu Frankreich stand. Napoleons Truppen eroberten 1798 diesen Teil des Bistums Basel, wodurch die Gemeinden Aesch und Reinach dem Departement Mont Terrible zugeschlagen wurde und erst durch den Wienervertrag 1815 dem Kanton Basel und der helvetischen Republik zufielen.

An jenem Dienstag im Juli 1813 hatten sich zahlreiche Schaulustige auf der Brücke versammelt, die alle für sicher glaubten. Seit Tagen schon war die Birs angeschwollen, die Witterung war schon seit Mai sehr regnerisch gewesen und verschlechterte sich zuletzt dramatisch. Am Vortag noch hatte der Dornacher Oberammann Tugginer eine Hilfsmannschaft abgeordnet, welche die Brücke von angeschwemmtem Holz befreien sollte, damit das Wasser ungehindert fliessen könne. Vergebene Müh’, das Wasser stieg von Stunde zu Stunde und auf der Brücke verfolgten Schaulustige das Naturschauspiel gebannt. Bis die Fluten das Joch auf der Dornacher Seite mitrissen und mit ihm über 50 Menschen, von denen 37 den erbärmlichen Ertrinkungstod sterben mussten. Unter ihnen auch die Söhne des amtierenden Dornacher Oberammans. Kaum eine Familie im Dorf war nicht betroffen. Die Bestattung der Opfer ging als traurigste Beerdigungsfeier Dornachs in die Chronik ein.

Gedenktafel nach 200 Jahren
Am Samstag, wenn sich die Tragödie zum zweihundertsten Mal jährt, wird bei der Nepomukbrücke eine Gedenktafel eingeweiht, die an den Brückensturz und seine Opfer, die fast alle namentlich aufgeführt werden konnten, erinnern soll. Gestiftet hat sie die Magdalenen-Zunft auf Anregung des Heimatmuseums. Nicht zuletzt dank des Läufelfingers Pfarrer Markus Lutz, der wenige Wochen nach dem Unglück einen ausführlichen Bericht verfasste, in dem sämtliche Ertrunkenen, Geretteten und ihre Retter aufgeführt waren, können die dramatischen Ereignisse von damals auch heute noch detailliert rekonstruiert werden. Seine Schilderung ist anlässlich des 200. Gedenktags wieder in kleiner Auflage erschienen und an der Feier oder im Haushaltwarengeschäft M. Sutter für 15 Franken erhältlich.

Die Einweihung der Gedenktafel wird umrahmt vom Zunftspiel der Liestaler Zunft zum Stab. Eine historische Einführung gibt Hans Voegtli, Präsident der Stiftung Heimatmuseum Schwarzbubenland. Teilnehmen werden auch die Talzünfte aus Arlesheim, Reinach und Aesch. Es ist das erste Mal seit 100 Jahren, dass der Tragödie nun wieder gedacht wird. «Das Unglück geriet etwas in Vergessenheit», glaubt Magdalenen-Zunftrat Peter Boder. Die Gedenktafel ist ein wirksames Mittel dagegen. Und bis zur nächsten Feier sollen auch nicht wieder hundert Jahre ins Land streichen. «Die Nächste findet vielleicht schon in zehn Jahren statt», meint Peter Boder.

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