Zwischen den Welten

Acht Bilder frei nach «Hamlet» werden von Künstlerinnen und Künstlern der Kreativwerkstatt Bürgerspital Basel nächsten Donnerstag im Forum Würth präsentiert. Die Uraufführung fand im Theater Roxy, Birsfelden, statt.

Berührend, beklemmend, befreiend: Mitarbeitende der Kreativwerkstatt Bürgerspital Basel auf der Reise durch die Gegenwart.  Foto: Bru
Berührend, beklemmend, befreiend: Mitarbeitende der Kreativwerkstatt Bürgerspital Basel auf der Reise durch die Gegenwart. Foto: Bru

Thomas Brunnschweiler

Fünfzehn Menschen sitzen im Dämmerlicht auf der Bühne, an Tischen, die mit Gesellschaftsspielen bedruckt sind. Das Spiel des Lebens hat diese Menschen zusammengeführt. Was sie unter der Regie von Jonas Gillmann aus der Geschichte von Shakespeares «Hamlet» gemacht haben, ist eindrücklich. Schon der Beginn des Musiktheaters, das für das Wildwuchs-Festival 2013 erarbeitet wurde, hat es in sich. Der erste Sprechende bringt es auf den Punkt: «Niemand hat ein zweites Leben. Gemeinsam müssen wir weiter.» Poetisch und stark ist die Sprache: «Kanonen sollen meinen Trinkspruch in die Wolken tragen», heisst es da. Existenzielle Erfahrungen werden verdichtet zu teilweise beklemmenden Sätzen. «Manchmal ist es, als ob sich der Raum, in dem man sich befindet, zu dehnen oder auf seltsame Weise zusammenzuziehen beginnt», heisst es in der Einführung, «kleine Risse ziehen sich durch die Wände und über den Fussboden. Man muss dann mit Vorsicht auftreten – man könnte verschluckt werden.» «Zwischen den Welten» bewegt sich entlang dieser Bruchstellen, lose angelehnt an «Hamlet»-Szenen.
Existenzielle Fragen
Jonas Gillmann hat den Master in Philosophie und Theaterwissenschaften und war am Thalia-Theater Hamburg als Regieassistent tätig. Da er in der Kreativwerkstatt des Bürgerspitals Basel Zivildienst leistete, entstand die Idee, ihn als Regisseur in einem Musikprojekt einzusetzen. Sandra Kirchhofer, die im Bürgerspital als Musikpädagogin tätig ist, betreute den musikalischen Teil. 2012 begannen die Proben, jede Woche zwei Stunden. «Die grösste Herausforderung war es, den richtigen Rhythmus in der Arbeit mit Menschen zu finden, die unterschiedliche Handicaps haben», sagt Jonas Gillmann. «Es war bereichernd, mich auch intellektuell voll einzubringen und gemeinsam mit den Spielenden den ‹Hamlet›-Stoff neu zu lesen.» Die Einzelnen konnten sich eine Rolle geben, in der sie existenzielle Fragen abhandeln konnten, ohne sich zu stark in zu privater Weise zu exponieren.
Fast surreale Metamorphose
Die Reaktionen auf die Uraufführung im Roxy Birsfelden waren positiv. Das berührende, verstörende und befreiende Musiktheater baut stark auf Emotionen. So waren einige Besucherinnen und Besucher zu Tränen gerührt. «Eigentlich sind es ja die Strukturen, welche die Menschen behindern. Wer ist behindert? Heute stehen auch die Reichen am Rande der Gesellschaft», so Jonas Gillmann. Eine Besucherin in Birsfelden bekennt: «Als ich den Mann im Elektrorollstuhl sah, dachte ich zunächst nur an seine Behinderung. Als er zu sprechen begann, interessierte mich plötzlich der Mensch.» Die künstlerische, oft surreale Metamorphose von «Hamlet» hat es Menschen ermöglicht, zu zeigen, was in ihnen steckt. Dem Projektleiter Alexander Klank, Sandra Kirchhofer und Jonas Gillmann ist ausgezeichnetes und zeitnahes Musiktheater gelungen.

Zwischen den Welten. Acht Bilder frei nach «Hamlet» – eine Reise durch die Gegenwart. Forum Würth, Arlesheim, Donnerstag, 15. August, 20 Uhr. Eintritt frei, Anmeldung erforderlich (www.wuerth-ag.ch/Veranstaltungen) oder 061 705 95 95.

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