Das geplagte Naturschutzgebiet braucht Pflege
Das aufgrund fataler Irrtümer im Rahmen der Überbauung «La Colline» geschädigte Naturschutzgebiet Schwinbach-Aue hat wieder eine Zukunft. Die Instandsetzung benötigt aber viel Arbeit. Für den Pflegetag am Samstag, 8. November, braucht es Freiwillige.

Es regnet in Strömen. Das seit 1982 kommunal geschützte Feuchtgebiet Schwinbach-Aue auf Arlesheimer Boden am Hügelweg neben dem Glashaus des Goetheanums macht seinem Namen alle Ehre. Doch auf die durch die Überbauung «La Colline» versiegten Quellen haben Niederschläge keinen Einfluss. Das ehemalige Quellwasser strömt seit dem Bau als ätzende Lauge verschmutzt durch ökotoxisches Betonwasser unter den Häusern von «La Colline» hervor. Das verschmutzte Wasser wird mit einer Neutralisationsanlage teilweise gereinigt und in die Kanalisation geleitet. Als Ersatz für die versiegten Quellen fliesst über Schläuche Leitungswasser in konstanter Menge und Temperatur ins Naturschutzgebiet. Nur dank diesen beiden schadensbegrenzenden Massnahmen konnte die Schwinbach-Aue am Leben gehalten werden. Ein von der Initiative Natur- und Kulturraum Dornach-Arlesheim (IDA) beauftragter Biologe stellte daraufhin die Rückkehr von Organismen im Gebiet fest.
Naturschutzgebiet mittelfristig gesichert
Auf Anfrage schreibt Verena Jäschke, Kommunikationsleiterin der Gemeinde Arlesheim, dass sich Arlesheim zusammen mit der Gemeinde Dornach und dem Goetheanum dazu bekannt habe, «den Schwinbach und die daran gelegenen Biotope mittelfristig mit einem geeigneten Konzept und entsprechenden Massnahmen im Sinne des Natur- und Landschaftsschutzes aufzuwerten». Erste Schritte in diese Richtung seien bereits unternommen worden.
Dieses Bekenntnis ist für Jennifer Mc Gowan und ihren Ehemann Ueli Steiger ein grosser Erfolg. Sie kämpften im Vorstand der IDA während Jahren gegen die Zerstörung der Schwinbach-Aue durch die Überbauung «La Colline». Die versiegten Quellen und das Betonwasser gaben ihnen schon nach den ersten Baggerarbeiten Ende 2020 recht.
Gemeinsam mit dem Ressort Amphibienschutz des Naturschutzvereins Dornach, dem Naturschutzverein Arlesheim und der Gärtnerei des benachbarten Goetheanums lädt die IDA am kommenden Samstag in der Schwinbach-Aue zum Pflegetag ein. «Es gibt sehr viel zu tun, wir sind auf möglichst viele Helferinnen und Helfer angewiesen», sagt Jennifer Mc Gowan. Man müsse zum Helfen nicht Mitglied der Vereine sein. Alle seien herzlich willkommen.
Neophyten entfernen, Teiche wieder anlegen
Für den Pflegetag ist alles vorbereitet: Gärtner des Goetheanums haben das Gebiet mit Maschinen gemäht, damit es betreten werden kann. Unter anderem müssen invasive Neophyten, also gebietsfremde Pflanzen, entfernt werden. Dazu sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die beiden teilweise verlandeten Teiche wiederhergestellt werden können. Zu einem späteren Zeitpunkt soll das Gebiet mit heimischen Pflanzenarten weiter aufgewertet werden.
Der Pflegetag soll ein Tag der Freude zur Wiederbelebung des Naturschutzgebiets sein. Es werde ein Znüni, warme Getränke und ein Zmittag geben, so die beiden engagierten Natur- und Umweltschützer.
Ueli Steiger sieht in der Schwinbach-Aue noch immer viel Potenzial. «Wir sind überzeugt, dass es möglich ist, dass das Feuchtgebiet wie früher wieder voller Leben sein wird. Solche Naturschutzgebiete mit Quell-Lebensräumen sind schweizweit sehr selten geworden. Dafür setzen wir uns ein.» In der Schwinbach-Aue sind unter anderem mehrere Amphibienarten heimisch, die vor dem Baustart von «La Colline» zahlreich ihren Laich ablegten.
Dass nun Freiwillige für die Instandsetzung und die Pflege des Naturschutzgebiets sorgen müssen, war so eigentlich nicht geplant. Die Steiner AG hat sich als Generalunternehmer von «La Colline» schriftlich dazu verpflichtet, die Schwinbach-Aue wieder instand zu setzen und für eine gewisse Zeitspanne zu pflegen. Kurz darauf hat die Baufirma jedoch Insolvenz angemeldet.
Pflegetag in der Schwinbach-Aue am 8. November zwischen 9 und 17 Uhr. Um Anmeldung zum Zmittag wird gebeten unter kontakt@initiative-dornach-arlesheim.ch.


