«Hallo Mami, ich habe eine neue Nummer»: So dreist wollen Telefonbetrüger an Ihr Geld ran

Die Maschen von Telefonbetrügern werden immer perfider. Ein Infoanlass in der «Obesunne» zeigte, welche Tricks aktuell besonders beliebt sind – und welche Tipps helfen, um sich zu wehren.

Schockanrufe: Vor allem ältere Leute geraten ins Fadenkreuz der Kriminellen. Foto: pixabay.com / Symbolbild
Schockanrufe: Vor allem ältere Leute geraten ins Fadenkreuz der Kriminellen. Foto: pixabay.com / Symbolbild

«Hallo Mami, ich habe eine neue Nummer. Kannst du mir bei Whatsapp schreiben?» Eine solche SMS hat wohl schon jeder und jede auf seinem oder ihrem Handy aufleuchten sehen – und hoffentlich nicht darauf geantwortet. Denn es handelt sich dabei um einen Betrugsversuch. Mit ebendiesen Worten begrüsste Toni Fritschi, Co-Präsident des Seniorenvereins Arlesheim, die Besuchenden im Saal der Stiftung Obesunne. Thema des Informationsanlasses am vergangenen Mittwoch waren Telefon- und Cyberbetrug. Fritschi nannte noch weitere Beispiele für versuchten Cyberbetrug, die er in den vergangenen Tagen selbst erhalten habe.

Das Thema ist hochaktuell – gerade bei älteren Leuten. Denn auch wenn es jeden treffen kann: Ältere Leute stehen besonders im Fokus von Betrügern. Rund 100 Seniorinnen und Senioren kamen im Saal der «Obesunne» zusammen. Der Anlass stiess auf offene Ohren. Vielen Anwesenden ist bewusst, dass sie im Fadenkreuz der Verbrecher stehen. «Wir alle sind potenzielle Opfer», sagte Mark Teuber, Leiter der Region Arlesheim und Münchenstein bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB), einleitend.

Jedes Jahr entstehen Schädenin Millionenhöhe

War es früher «nur» der sogenannte Enkeltrick, so sind die Methoden der Kriminellen mittlerweile vielfältiger und ausgeklügelter. Colin Gerhart, verantwortlich für Informations- und Cybersicherheit bei der BLKB, nannte die aktuellsten Betrugsszenarien aus Sicht der Bank.

Neben Anlage- und Liebesbetrug, wo den Betroffenen ein lohnendes Investment oder eine Liebesbeziehung versprochen wird, melden sich in jüngster Zeit vermehrt falsche Bankangestellte. Diese rufen wegen angeblich fälschlichen Überweisungen an. Dabei nutzen sie dieselbe Telefonnummer wie auch die richtige Bank – das ist technisch mittlerweile problemlos möglich. Sollte man einen solchen Anruf erhalten, gilt es, den Hörer sofort aufzulegen.

Grundsätzlich sei es ratsam, misstrauisch zu sein, keine persönlichen Informationen oder Daten preiszugeben, mit dem eigenen Umfeld Rücksprache zu nehmen und niemals fremden Personen Bargeld zu übergeben, mahnte Roland Walter. Er ist Präventionsbeauftragter bei der Kantonspolizei. Jedes Jahr würden durch Cyberbetrug Schäden in Millionenhöhe angerichtet, entsprechend stark sei die Polizei mit dem Thema beschäftigt. Wie schwierig es sein kann, richtig zu reagieren, zeigte eine Tonspur, die Walter abspielte. Es war ein Mitschnitt eines echten Gesprächs einer Seniorin aus der Innerschweiz mit Betrügern. Gespannt verfolgten die Anwesenden den Wortwechsel. Die Seniorin wird im Gespräch mit einem angeblichen Polizisten massiv unter Druck gesetzt. Man habe eine Einbrecherbande geschnappt, die auch bei ihr habe einbrechen wollen. Damit ihre Wertgegenstände sicher seien, müsse sie diese einem Polizisten abgeben, der nachher vorbeikommen werde.

Schockanruf plus Geldforderung gleich Betrug

Es ist die klassische Masche von Verbrechern: ein Schockanruf und die Forderung nach Geld. Würden die meisten Menschen in einem ruhigen Moment richtig reagieren, so kann sich dies in einer vermeintlichen Gefahrensituation schlagartig ändern. Darum auch Walters Appell: «Es kann jeden treffen.» Erst kürzlich habe er eine ehemalige Uni-Professorin getroffen, die auch betrogen wurde, erläutert Walter. Es sei Irrglaube, dass man selbst davor gefeit sei. Zudem würden die technischen Möglichkeiten dank künstlicher Intelligenz immer vielfältiger. «Es wird nicht mehr lange gehen, dann können Betrüger die Stimmer Ihrer Kinder nachahmen», warnte Walter. Es sei daher enorm wichtig, sich über das Thema im eigenen Umfeld auszutauschen und ein gesundes Mass an Misstrauen mitzubringen.

Und noch einen Tipp hatte Walter für die anwesenden Seniorinnen und Senioren in der «Obesunne»: «Sollten Sie Opfer eines Betrug werden, schämen Sie sich nicht und gehen Sie zur Polizei.»

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