Feuer und Flamme für Literatur

Der Arlesheimer Lorenz Degen ist Mitbegründer der Literarischen Gesellschaft Baselland. Über die letzte Hinrichtung im Baselbiet hat der Historiker ein Drama geschrieben, das im nächsten Jahr als szenische Lesung in der Trotte aufgeführt wird.

Umtriebiger Arlesheimer: Der gute Anschluss an den öffentlichen Verkehr war für Lorenz Degen ausschlaggebend für die Wahl seines Wohnortes. Foto: Caspar Reimer
Umtriebiger Arlesheimer: Der gute Anschluss an den öffentlichen Verkehr war für Lorenz Degen ausschlaggebend für die Wahl seines Wohnortes. Foto: Caspar Reimer

Lorenz Degen ist ein waschechter Oberbaselbieter, was man ihm anhört, trifft man ihn zum Interview im Café Buchmann. Er ist Vizepräsident der Literarischen Gesellschaft Baselland, die Anfang dieses Jahres gegründet wurde. «Es war auf einer Reise des ‹Freundekreis Walter Eglin›, als der Autor und Kunstvermittler Thomas Schweizer und ich darüber debattierten, dass es im Baselbiet zwar viele Kunst- und Kulturvereine gibt, aber nichts für Literatur. So kamen wir auf die Idee, eine literarische Gesellschaft zu gründen», erzählt der 40‑Jährige. Ein Ziel der Gesellschaft: Schreibende und Lesende zusammenzubringen. Zudem will sie regionalen Autorinnen und Autoren eine Plattform bieten und dabei den Nachwuchs fördern. Dass dies kein leichtes Unterfangen ist, weiss Degen: «Es ist für Schreibende schwierig, einen Verlag zu finden. Von 400 Manuskripten werden eines, vielleicht zwei angenommen.» Mit Book-on-Demand, also dem Druck auf Bestellung, böten sich heute aber neue Möglichkeiten.

«Hausgott» Spitteler

Degen ist Historiker mit Leib und Seele. Dazu passend will die Literarische Gesellschaft Baselland auch die Erinnerung an verstorbene Autoren pflegen, wie das neulich mit der Gedenkveranstaltung zum 100. Geburtstag des Reinacher Schriftstellers Heinrich Wiesner geschehen ist. Zum Interview hat Degen einige Werke von Carl Spitteler, der 1919 als bisher einziger Schweizer den Nobelpreis für Literatur erhielt, mitgebracht. «Spitteler war Baselbieter und ist quasi unser Hausgott», sagt er schmunzelnd. Bis 1945 habe Spitteler eine grosse Popularität genossen, danach sei es rapide abwärts gegangen. «Wir versuchen, Spitteler wieder ein bisschen herbeizuholen», sagt Degen, der gemeinsam mit Thomas Schweizer abseits der Literarischen Gesellschaft Baselland Führungen in Waldenburg auf Spittelers Spuren organisiert. Allerdings, fügt Degen hinzu: «Sein Hauptwerk, ‹Olympischer Frühling›, klingt zwar schön zum Anhören, ist aber heute kaum mehr lesbar. Ich habe es einmal durchgelesen und sagte mir: ‹Das rühre ich nicht mehr an› », sagt er lachend.

Andere Bücher, wie den 1906 erschienenen Roman «Imago», empfiehlt Degen auch einer heutigen Leserschaft. Im Vorstand des bis jetzt 30 Mitglieder zählenden Vereins sitzen neben Degen und Schweizer, dem Präsidenten, etwa der pensionierte Journalist Urs Buess oder die in Ettingen lebende Krimiautorin Johanna Stone. Degen sagt: «Literatur ist ein Nischeninteresse, aber eines, das es sich zu pflegen lohnt. Für mich als Historiker ist Literatur immer auch ein Spiegelbild einer bestimmten Zeit.» Er selbst schreibt keine Romane, hat aber am Buch «Der steinige Weg des Walter Eglin» mitgearbeitet, welches den Lebensweg des Baselbieter Künstlers, der heute vor allem für die Ausgestaltung des Eingangsbereich der Universität Basel bekannt ist, nachzeichnet.

Pragmatische Ortswahl

Der in Arlesheim lebende Degen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Historischen Museum Olten, wo er einerseits hinter den Kulissen arbeitet, dort etwa alte Handschriften transkribiert, andererseits Besucherinnen und Besucher durchs Museum führt. Seine Arbeit in Olten ist denn auch der Grund, warum es Degen vor sechs Jahren nach Arlesheim verschlug: «Ich suchte eine Gemeinde, in der ich näher an Zugverbindungen bin», erzählt er. Dabei ist Arlesheim doch ein bisschen mehr als nur Wohnort geworden, engagiert er sich doch im Vorstand der Ortspartei «Die Mitte».

Degen ist vielseitig, beschäftigt sich bei seiner anderen Arbeit als freischaffender Journalist mit vielerlei Themen – so ist er etwa Vorstandsmitglied der Vereinigung Bahnjournalisten Schweiz. «Das Spannende am Journalismus ist ja, dass man sich mit verschiedenen Themen auseinandersetzt.» Sein Hauptaugenmerk gilt aber der Geschichte – so hat er aktuell das Drama «Hyazinth – Die letzte Hinrichtung im Baselbiet» verfasst. Im Rahmen der Literarischen Gesellschaft Baselland wird das Werk im Februar als szenische Lesung in der Trotte aufgeführt.

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