Zankapfel Dorfbächli: Arlesheim will Raum schaffen für Biodiversität
Am vergangenen Donnerstag wurden an der Arlesheimer Gemeindeversammlung über zwei Quartierpläne sowie den Planungskredit für das Projekt «Hochwasserschutz Dorf und Aufwertung Ermitagestrasse» abgestimmt. Dabei sorgte insbesondere die Freilegung des Dorfbaches für ausgiebige Debatten.

Für die einen eine Chance für mehr Artenvielfalt und Raum für Begegnungen, für die anderen Platzverschwendung und Unfallrisiko: Die geplante Freilegung des Arlesheimer Dorfbaches sorgte am Donnerstag vergangener Woche an der Gemeindeversammlung für ordentlich Diskussionsstoff. Die Gemeinde Arlesheim beabsichtigt zeitgleich mit den Bauarbeiten zum Hochwasserschutz, die Ermitagestrasse aufzuwerten. Dazu soll der seit Jahrzehnten unterirdisch verlaufende Dorfbach freigelegt werden. Was der Gemeinderat als effiziente Nutzung von Synergien erachtet, kritisierte Roger Pfister, Co-Präsident der SVP Arlesheim, als «Verstoss gegen die Demokratie» – Pfister argumentierte, der Hochwasserschutz hätte separat beantragt werden müssen.
Er beantragte deshalb einen Planungskredit ohne Arbeiten am Dorfbach. Weiter machte Pfister auch deutlich, die Freilegung des Dorfbaches stelle nicht nur eine massive Einbusse der Platzverhältnisse dar, die Autofahrenden wie Fussgängern zu viel Raum nehme, sondern sei auch ein Unfallrisiko. Bedenken, die andere Anwesende teilten.
Eine Entscheidung für die Natur
Ebenfalls nicht einverstanden mit dem von der Gemeinde beantragten Planungskredit war ein weiterer Votant aus der Versammlung. Er stellte einen Antrag auf eine Etappierung der Planung und des Kreditvolumens. In einem ersten Schritt sollten so zunächst nur 76000 Franken freigegeben werden, was ungefähr 10 Prozent des von der Gemeinde beantragten Brutto-Planungskredits entsprochen hätte. Da aufgrund des geplanten Hochholens des Baches jedoch Subventionen in Aussicht gestellt wurden, beläuft sich der durch Steuergelder finanzierte Anteil auf rund 360000 Franken Planungskosten und 3,7 Millionen Gesamtkosten, die innerhalb der nächsten 30 Jahre abzuzahlen sind. Nach intensiver Debatte wurden schliesslich beide Anträge von der Versammlung abgelehnt und der Antrag der Gemeinde für den Planungskredit mit 166 zu 40 Stimmen angenommen. Damit zeigte ein Grossteil der Arlesheimer Bevölkerung ihre Bereitschaft, Raum für die Natur zu schaffen, und den Wunsch, diese in ihr Dorf einzubinden.
Bauen mit Grün-Fokus
Weiter zur Abstimmung kamen zwei Quartierpläne. Davon betrifft einer die Quartierplanung Kirschweg, der andere die Quartierplanung Neu Arlesheim Süd. In beiden Plänen wurde der Fokus stark auf Nachhaltigkeit und einen hohen Grünanteil der Parzellen gelegt.
Das Pharmazieunternehmen Iscador beantragte einen Ausbau ihres Firmengebäudes am Kirschweg. Das Herzstück des Areals, die alte Misteln tragende Eiche, soll bleiben und ein Grünanteil von 50 Prozent auf der Parzelle eingehalten werden. Dieses Vorhaben wurde sowohl von der Gemeindekommission als auch von den Grossparteien zu Annahme empfohlen, da insbesondere der hohe Grünanteil und das Energiekonzept die Beteiligten überzeugten. Kritisch wurden einzig die Parkplätze erachtet, die Iscador künftig auf eine andere Parzelle auszulagern gedenkt. Mit nur einer Gegenstimme nahm auch die Gemeindeversammlung den Antrag an.
Autofreies Wohnen in Neu Arlesheim Süd
Das Quartier Neu Arlesheim Süd, bestehend aus drei Parzellen, misst eine Gesamtfläche von 3489 Quadratmetern und befindet sich nah am öffentlichen Verkehr. Aus diesem Grund wurde beschlossen, dort verdichtetes Wohnen anzustreben. Auch in diesem Bauprojekt steht das Thema der Nachhaltigkeit im Fokus: Mit Photovoltaikanlagen auf den obersten Dachflächen, der Planung von kronenbildenden Bäumen, die der Hitzeminderung dienen sollen, und der Auflage, mindestens die kürzeste Fassade des Bauwerks zu begrünen, wird auch im Projekt Neu Arlesheim Süd die Erhöhung des Grünanteils angestrebt. Vorgesehen ist, dass ein Anteil von 59 Prozent erreicht wird. Gemeinderätin Monika Strobel (parteilos) erklärte, dass beim Bau auf geschlossene Riegel verzichtet und stattdessen auf einzelne Baukörper gesetzt werden solle. Für einen dieser Baukörper sehe die Eigentümerschaft ausserdem ein autofreies Konzept vor, das auch im Mietvertrag festgehalten werden soll. Während daraufhin ein aufgeregtes Stimmengewirr durch den Saal ging, verlieh die SP ihrem Bedauern darüber Ausdruck, dass das Autoverbot auf nur einen Baukörper beschränkt bleiben soll. Trotz des Erstaunens über das autofreie Konzept nahm die Gemeindeversammlung auch dieses Bauprojekt mit nur drei Gegenstimmen an.
Als letztes Traktandum stand die Totalrevision des Personal- und Entschädigungsreglements auf der Liste. Die SP beantragte, den Vaterschaftsurlaub jeweils auf 2 Wochen über dem gesetzlichen Minimum anzusetzen. Dieser Antrag, ebenso wie der zweite Antrag der SP, dass der Teuerungsausgleich anstelle der Gemeindeversammlung vom Gemeinderat festgelegt werden solle, wurden von der Versammlung abgelehnt. Mit nur einer Gegenstimme wurde auch das von der Gemeinde vorgelegte revidierte Personalreglement angenommen.