«Was ich jetzt pflanze, kann erst in rund 120 Jahren geerntet werden»

Im Arlesheimer Wald treffen die unterschiedlichsten Interessen aufeinander. Im Rahmen des traditionellen Waldgangs ging Revierförster Fredi Hügi speziell auf den Naturschutz ein.

Setzen sich für den Arlesheimer Wald ein: Bürgergemeindepräsident Stephan Kink (l.) und Revierförster Fredi Hügi. Foto: Benedikt Kaiser

Bürgergemeinde, Gemeinderat, Verwaltung, Förster, Stiftungen und weitere Waldbesitzer: Sie alle reden mit, wenn es um den Arlesheimer Wald geht. Die Ausgangslage sei nicht ganz einfach, gibt Stephan Kink, Präsident der Bürgergemeinde Arlesheim, lachend zu. «Das ist der Grund, wieso wir vor mittlerweile 39 Jahren den jährlichen Waldgang mit allen im Wald involvierten Parteien eingeführt haben.» Das Format funktioniere: «Der Waldgang als Dialogforum und als Mittel zur Gewinnung gegenseitigen Verständnisses hat sich bewährt.»

Revierförster Fredi Hügi stimmt dieser Aussage zu. «Der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Erholungsgebiet ist nicht immer einfach und kann schnell zu Differenzen führen.» Um dem vorzubeugen, sei eine gute Kommunikation, wie sie beispielsweise im Rahmen der Waldgänge erfolge, zentral.

Speziell im Fokus des diesjährigen Waldgangs stand der Naturschutz. Der Arlesheimer Wald sei ein aus sieben Hauptkategorien bestehendes Sonderwaldgebiet, erklärte Revierförster Hügi den rund 15 Anwesenden zu Beginn des Anlasses.

Anpassungsfähige Eiche

Als Erstes ging er in der Folge auf die sogenannten Altholzinseln ein, die knapp zehn Prozent der Waldfläche ausmachten. «In diesem Gebiet mache ich nichts und überlasse den Wald komplett sich selbst.» Für die Flora und Fauna des Walds seien diese Inseln elementar. «Umgekehrt können diese Flächen aber nicht öffentlich genutzt werden.»

Nur ein paar Schritte neben der Altholzinsel zeigte Hügi den am Waldgang anwesenden Personen ein extensiv bewirtschaftetes Gebiet. Insgesamt mache diese Art von Wald knapp 14 Prozent der Arlesheimer Waldfläche aus, erklärte der Revierförster und machte auf die vielen Eichen aufmerksam, die ein typisches Zeichen für trockene, wenig ergiebige Böden seien. «Aufgrund ihrer dicken Rinde übersteht die Eiche Trockenheit und Hitze relativ gut.»

Weichen stellen für die Zukunft

Im Gegensatz zur Eiche viel mehr mit der durch den Klimawandel akzentuierten Trockenheit zu kämpfen habe die Buche, die sich in grosser Zahl in einem Gebiet mit sogenannten standortheimischen Baumarten einige Meter weiter findet. In diesen Gebieten, welche mit über 53 Prozent den grössten Anteil der Arlesheimer Waldfläche ausmachten, seien die Auswirkungen des Klimawandels besonders gut beobachtbar, sagte Hügi und wies auf eine Reihe von Buchen hin, bei denen die Rinde aufgrund von «Sonnenbrand» abgeblättert ist. «Fehlt die Rinde, sind die Bäume äusserst anfällig für Schädlinge und müssen leider über kurz oder lang gefällt werden.» Das Fällen von Bäumen sei aber immer auch Gelegenheit, den Wald zu verjüngen und für die Zukunft die Weichen zu stellen, erläuterte Hügi weiter. «Ich pflanze vermehrt robustere Baumarten wie etwa verschiedene Ahorn- und Eichenarten an, damit der Wald für die Auswirkungen des Klimawandels gewappnet ist.» Man müsse sich bewusst sein, dass im Wald die Uhren anders tickten: «Was ich jetzt pflanze, kann erst in rund 120 Jahren geerntet werden.»

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