Was geschieht im Atelierhaus?

Martin Cleis, Mitinitiant des Atelierhauses am Fabrikmattenweg 1, musste aus ökonomischen Gründen sein Wohnatelier verkaufen. Dass gleich- zeitig das kantonseigene Atelier im gleichen Haus seit Jahren leer steht, findet er stossend.

Kein leichter Abschied: Künstler Martin Cleis in seinem schon fast geräumten Wohnatelier.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Kein leichter Abschied: Künstler Martin Cleis in seinem schon fast geräumten Wohnatelier. Foto: Thomas Brunnschweiler

Das Atelierhaus mit acht loftartigen Wohnateliers wurde 1989 eröffnet. Martin Cleis hatte die Idee eines solchen Künstlerzentrums ausgedacht und mit Therese Weber und Bruno Meyer realisiert. «Künstler bauen für Künstler», hiess die Devise. Die drei Kunstschaffenden erhielten in ihrem Atelier ein verbrieftes Wohnrecht in der Gewerbezone. Im Atelierhaus in Arlesheim wurde 1989 ein Atelier vom Kanton Basel-Landschaft im Stockwerkeigentum mit Baurecht erworben. Der Kauf des Ateliers erfolgte im Rahmen des Atelier- und Austauschprogramms «Internationale Austauschateliers der Region Basel (iaab)» (heute «Atelier Mondial»). Laut Auskünften der Direktion für Kultur ist das Förderprogramm iaab seit Erwerb des Ateliers kontinuierlich gewachsen. Heute führt es unter dem Namen «Atelier Mondial» sieben Ateliers auf dem Dreispitz-Areal in Münchenstein. Mit diesen Ateliers sei der Bedarf an Ateliers für Gastkünstlerinnen und -künstler gedeckt. Das Arlesheimer Atelier wurde vom Verwaltungs- ins Finanzvermögen übertragen.

Martin Cleis moniert, dass das kantonseigene Atelier in Arlesheim seit 2012 teilweise und seit drei Jahren sogar ganz leer stehe. Es werde auch nicht vermietet, obwohl viele Künstler Räume suchten, so der Arlesheim Künstler. Diese Situation wird vom Kanton so begründet, dass das Hochbauamt das Atelier im Internet zum Verkauf ausgeschrieben habe und mit Interessenten Besichtigungen durchführt. Gemäss Auftrag der Regierung würde daher die Vermietung des Ateliers den Verkauf erschweren oder könnte Interessenten vom Kauf abhalten.

Offene Fragen

Obgleich diese Begründung einzuleuchten scheint, ist doch der langandauernde Leerstand bei den gleichzeitigen Sparmassnahmen bei der Kultur stossend. Jedenfalls ist Martin Cleis gar nicht glücklich über diese Situation, umso mehr, als zwei Ateliers unterdessen zu reinen Wohnzwecken umgenutzt worden seien. Damit werde die ursprüngliche Idee eines Atelierhauses in Arlesheim unterwandert.

René Häner, Leiter Raumplanung in der Domgemeinde, gibt zu bedenken, dass die Zonenvorschriften nicht detailliert seien und Eigentümern das Wohnen auch in der Gewerbezone erlaube. Zudem sei Martin Cleis in dieser Angelegenheit nie selbst auf der Gemeinde vorstellig geworden. Nach seiner Pensionierung erkannte Martin Cleis, dass er sich die laufenden Kosten für das grosse Wohnatelier mit seiner AHV nicht mehr leisten konnte. Er zog im letzten Jahr in eine Wohnung in Weil und ging daran, für sein Wohnatelier einen Käufer zu finden. Damit scheiterte Martin Cleis an der eigenen Vision. Er will sich nicht nur beklagen, sondern hofft, dass die Behörden vermehrt ein Augenmerk auf das Tal richten. «Ich wünsche mir, dass man unser ursprüngliches Anliegen wieder ernst nimmt, damit das Atelierhaus Arlesheim wieder zu dem zurückfindet, was es einmal war: ein Haus im Tal für Kunstschaffende.»

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