Hobbylokführer können im Miniaturparadies den Schienenverkehr selber steuern

Ein neu gegründeter Verein baut in Arlesheim eine Modelleisenbahn­anlage und verliert sich nicht in Landschafts­details. Das Publikum soll digital Befehle geben und die Züge physisch über die Schienen gleiten sehen.

Wird im September fertiggestellt: das Miniaturparadies, in das Andreas Greull erste Einblicke gibt. Foto: Kenneth Nars

Der Boden im Parterre am Mattweg 14 in Arlesheim knarrt, und es riecht nach frisch gesägtem Holz. Die Augen sehen ein grosses Gestell in U-Form, auf dem Gleise festgemacht sind und noch lose Miniaturmodelle stehen. Das tonangebende Geräusch ist aber das metallene Rauschen, wenn ein Modelleisenbahnzug über die Schienen gleitet, und das gleichmässige Rattern, wenn er über eine Weiche fährt.

Andreas Greull steuert mit Tablet und digitalen Handreglern Züge und Weichen im Miniaturparadies. So heisst das neuste Mekka der Modelleisenbahnfans in der Nordwestschweiz. Anders als in Hamburg beim Miniatur Wunderland oder am Rheinfall bei Smilestones stehen im Miniaturparadies nicht die Details im Vordergrund, sondern der Fahrspass.

Streckensperrungen wie im echten Leben

«Bis zu zehn Personen können hier gleichzeitig mit den Zügen fahren», erklärt Greull, der den Verein Miniaturparadies gegründet hat und leitet. Das Publikum soll nicht nur filigrane Landschaften ansehen, sondern die Schnellzüge en miniature über eine fiktionale Rampe in einen Tunnel steuern. Die Idee dahinter stellt Greull vor: «Man macht etwas digital an einem Regler oder einem Tablet, und man sieht die Folge direkt auf der Anlage. Es wird ein Bezug zwischen digitalem Befehl und physischer Wirkung hergestellt.» Etwas, was heute durchaus fehlt. Die Anlage ist noch nicht fertiggestellt, aber das Konzept ist einfach aus dem Leben abgekupfert. Eine Tramanlage lässt die Reisenden zu einer Station fahren. Die S-Bahn übernimmt sie bis zu grossen Bahnhöfen, in denen der Schnellzug sie in einen Tiefbahnhof fährt. «Das Herzstück sozusagen», sagt Greull. Von dort kann über Schmalspurbahnen, wie eine Modell-Rhätische-Bahn, ins fiktive Gebirge gelangt werden.

Weiter werden noch grosse Güterbahnhöfe gebaut, in denen auch rangiert werden kann. Fortgeschrittene und etwas versiertere Besucher können sich auch am Stellpult versuchen. Allerdings müssen angehende Bahnbetriebsdisponenten eine längere Einführung absolvieren.

Grosseltern mit ihren Enkeln oder auch Gruppen sollen sich als Zugführende fühlen dürfen. «Es wird auf Sicht gefahren, Blockabschnitte gibt es keine», erläutert Greull das einfach gehaltene Bahnsystem. Aber trotzdem können die Personen an den Reglern wie in echt spielen. Sie können zuerst einen Fahrplan erstellen, was angesichts der Zugdichte auf der Anlage Sinn macht.

Es befinden sich sieben Bahnhöfe und Haltestellen im rund 100 Quadratmeter grossen Raum. «Daher gibt es viele Simulationsmöglichkeiten», deutet Greull interessante Spielvarianten an. Denn – wie im richtigen Leben – können auch Streckensperrungen simuliert werden. Dann müssen auch die richtigen Lautsprecherdurchsagen getätigt werden. Von den Lokführerinnen und Lokführern wie auch den Personen an den Weichenreglern ist konzentriertes Arbeiten gefragt.

Die Gleise sind einfach geführt. «Um selber fahren zu können, muss die Anlage überschaubar bleiben.» Die Tram- und die Schmalspurstrecke sind in sich geschlossen und ermöglichen neben der Hauptanlage eigenständiges Fahrvergnügen.

Die Kosten sind zur Hälfte gedeckt

Auf 100000 Franken schätzt Greull die Kosten der Anlage. Die Hälfte ist bereits zusammen, auch dank Sachspenden und Sponsoren. Der Besuch kostet Eintritt, und der Fahrspass für zwei Stunden kostet etwas mehr. Die Eröffnung ist für das Wochenende von 20. und 21. September geplant. Vorher gibt es bereits kleinere Testabende, an denen die Anlage auf Herz und Nieren geprüft werden soll. www.miniaturparadies.ch

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