Von Scherenschnitten zu filigranster Kunst aus Papier

Bis am 23. Februar ist in der Trotte Arlesheim noch die Ausstellung «Papierschnitte zwischen Tradition und Moderne» zu sehen. Marc Schweizer präsentiert sich mit teilweise unglaublich suggestiven Werken.

Messerscharf: Marc Schweizer erarbeitet seine Papierschnitte nicht einfach mit der Schere, sondern mit ganz feinen Messern, denn nur so sind detailgenaue Kunstwerke möglich.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Messerscharf: Marc Schweizer erarbeitet seine Papierschnitte nicht einfach mit der Schere, sondern mit ganz feinen Messern, denn nur so sind detailgenaue Kunstwerke möglich. Foto: Thomas Brunnschweiler

Lange fanden Papierschnitte keinen Zugang in Galerien und Kunstmuseen, es sei denn, sie stammten von Henri Matisse. Man sprach etwas abschätzig von Volkskunst. Wer Marc Schweizers faszinierende Papierschnitte auf sich wirken lässt und dann von nahe betrachtet, beginnt sich zu fragen, ob diese filigranen Kunstwerke womöglich nicht überzeugender sind als manches abstrakte expressionistische Bild.

Da gibt es grosse, «Papierschnitt-Tableaus», die in der Umrandung symmetrisch sind, im Zentrum aber ein asymmetrisches Motiv zeigen. Runde Werke sind Mandalas, die zum Meditieren einladen. Und dann sind da noch die modernen Varianten, die sich vom klassischen Papierschnitt entfernen und gar in den Fotorealismus hineinspielen. Wie Anne-Catherine Bayard von der Kulturkommission in ihrer Einführung bemerkte, sind die Papierschnitte nicht nur mit Genauigkeit erarbeitet, sondern auch ansprechend und ästhetisch. Der Papierschnitt sei durchaus eine junge Kunst und Marc Schweizer ein Repräsentant des Schweizer Scherenschnitts, der 2019 den 3. Platz beim Schweizerischen Kunsthandwerkpreis in der Kategorie Nachwuchstalent erzielt habe.


Kleinster Baum als Papierschnitt

Marc Schweizer aus Zweisimmen, der seit 2013 als Architekt arbeitet, erbte die Leidenschaft für das Scherenschneiden von seiner Mutter. Irgendwann benutzte er nicht mehr die Schere, sondern das feine Messer. Die Motive wurden delikater und kleiner. Als ein Deutscher auf der Fläche einer 1-Cent-Münze einen Baum schnitt und sagte: «Kleiner kann’s keiner», fühlte sich Schweizer herausgefordert. Er überbot den Rekord und schuf den kleinsten Baum als Papierschnitt, mit sage und schreibe 1161 Ästen. Die anfänglich klassisch-traditionellen Motive veränderten sich mit der Zeit. Auch die Eindrücke seiner Fernwanderungen fliessen in seine Bilder ein.


Wertschätzung in Fernost


Die Geschichte des Papierschnitts beginnt im 6. vorchristlichen Jahrhundert in Indien. Über China, Indonesien, Persien und den Balkan kam die Technik nach Europa. Der älteste Scherenschnitt aus dem deutschsprachigen Raum stammt aus dem Jahre 1612. Im 18. Jahrhundert erfand Etienne de Silhouette die Schattenrisse, deren Einfachheit bei Hof auf Hohn und Spott stiessen. Es gibt eine ganze Liste von bedeutenden Scherenschnittkünstlern. Dazu gehören die Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff, Henri Matisse oder die Schriftstellerin Adele Schopenhauer, die Schwester des Philosophen. Marc Schweizers Papierschnitte kommen bei Sammlern, aber auch in Fernost gut an, weil dort die Wertschätzung für Papierarbeiten höher ist als in Europa.
Wer sich von Marc Schweizers Arbeit ein genaues Bild machen will, kann bis kommenden Sonntag die Ausstellung besuchen oder sich online auf der Website <link http: www.schweizerpapierschnitt.ch>www.schweizerpapierschnitt.ch informieren.

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