Verstecktes und Verspieltes

Das Forum Würth in Arlesheim zeigt in der aktuellen Doppelausstellung Fotografien von Kostas Maros und Druckgrafik von Joan Miró aus der Sammlung Würth. Letzten Donnerstag war Vernissage.

Geheimes, Unzugängliches, Übersehenes: Der in Arlesheim aufgewachsene Fotograf Kostas Maros vor seiner Arbeit «Wunderkammer eines Illusionskünstlers und Raritätensuchers» – jetzt zu sehen im Forum Würth.  Foto: Edmondo Savoldelli
Geheimes, Unzugängliches, Übersehenes: Der in Arlesheim aufgewachsene Fotograf Kostas Maros vor seiner Arbeit «Wunderkammer eines Illusionskünstlers und Raritätensuchers» – jetzt zu sehen im Forum Würth. Foto: Edmondo Savoldelli

Zwei Jahre ist es her seit der letzten Ausstellungseröffnung, die unter dem Namen «Im Blick des Sammlers» einschlägige Vertreter der Malerei des 20. Jahrhunderts aus den Beständen der Sammlung Würth präsentierte. Für die aktuelle Schau nun hat sich die neue Leiterin des Forums Würth, Catherine Iselin, etwas Besonderes ausgedacht. Erstmals ist der prominente Ausstellungsraum des ersten Stocks dem Werk eines Gastkünstlers gewidmet: «Hidden – Verborgene Orte in der Schweiz» des Fotografen Kostas Maros in Zusammenarbeit mit Catherine Iselin. Im zweiten Stock wird wie gewohnt auf die eigene Sammlung zurückgegriffen und eine erstklassige, wenig gezeigte Auswahl an Druckgrafik des katalanischen Surrealisten Joan Miró vorgestellt.

Verborgenes sichtbar machen

Wussten Sie, dass es im Bundeshaus ein geheimes, abhörsicheres Sitzungszimmer gibt? Kennen Sie die Felskavernen des hochalpinen Forschungslabors auf dem Jungfraujoch? Haben Sie schon mal einem Beinprothesenbauer in die Werkstatt geschaut oder den letzten Ausblick von Sterbenden in den Garten der Sterbehilfeorganisation Dignitas nachempfunden? Weit davon entfernt, auf plakative Weise alltäglichen Voyeurismus zu befriedigen, haben Maros und Iselin in monatelanger Arbeit über zwanzig in der Öffentlichkeit ungesehene Plätze und Situationen aus den Bereichen Gesellschaft, Kunst, Politik und Industrie in der Schweiz ausfindig gemacht und die Bewilligungen zum Fotografieren eingeholt. Verborgenes sichtbar machen, das war schon Paul Klees Position: «Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar» («Schöpferische Konfession», 1920).

Kostas fotografiert mit einer grossformatigen Fachkamera mit digitalem Rückteil und Weitwinkelobjektiv, welche grossartige Auflösungen und wunderbare Tiefenschärfen ermöglichen. So erlauben die in eher kühlen Farben gehaltenen, prominent inszenierten Exponate das Beobachten von tausend Details und versetzen den Betrachter seinerseits in eine Entdeckerstimmung. Kostas Maros ist in Arlesheim aufgewachsen und zur Schule gegangen. Seine Arbeit wurde mit dem Swiss Photo Award 2018 ausgezeichnet. Für das parallel entstandene, aufwendig gestaltete Fotobuch mit Texten haben Kostas Maros und Catherine Iselin die Silbermedaille des Deutschen Fotobuchpreises 18/19 gewonnen.

Alles ist Poesie

Steigt man in den zweiten Stock, wird man unmittelbar empfangen von der heiteren Stimmung, die von den Bildern des peintre-poète Joan Miró ausgeht. Das wunderliche Formenvokabular mit starker Farbigkeit ist nie Selbstzweck. «Für mich ist Form niemals etwas Abstraktes, es ist immer ein Zeichen von etwas. Es ist immer ein Mensch, ein Vogel oder sonst etwas.»

So entdecken wir Sterne, Tänzerinnen, Kaninchenkönige, Vögel, Kassierer und Fantasiegebilde, die aus der surrealistischen Technik der freien Assoziation oder des Traumes entstehen. Manchmal hängen die fragilen Einzelformen des Bildes wie an unsichtbaren Fäden eines delikaten Mobiles («Mann mit Pendel») oder ein vielschichtiges Liniengeflecht entgeht nur knapp dem Chaos, wie ein Busch mit aufgeregt tschilpenden Spatzen («Vorbereitungen der Vögel»). Bemerkenswert ist auch eine mehrteilige Arbeit aus dem Jahre 1981, welche sich in einem bildnerisch-alchemistischen Prozess von Aktion und Reaktion auf Texte eines anonymen katalanischen Autors des 15. Jahrhunderts beziehen, welche die Heilwirkung von Mineralien und Steinen wie der pedre d’àguila (Klapperstein) oder des geheimnisvollen Ceraunius (Strahlstein), der bei Gewittern aus den Wolken fällt, beschreiben.

Forum Würth, Dornwydenweg 11, Arlesheim: Joan Miró – Alles ist Poesie. Hidden – Verborgene Orte in der Schweiz. Bis 26. Januar 2020. Di–So 11–17 Uhr. Eintritt frei. Begleitveranstaltungen und Feiertage siehe unter <link http: www.wuerth-ag.ch de wuerth_ch forum_wuerth forum_wuerth_1 forum_wuerth.php external-link-new-window>www.forum-wuerth.ch/arlesheim.

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