Urs Altermatt: «Nach den Wahlen eine neue Partei ohne das ‹C› gründen»

Der Historiker Urs Altermatt referierte auf Einladung der CVP Arlesheim zur Geschichte des Bundesrates und blickte dabei auch in die Zukunft «seiner» Partei.

Zwischen Graz und Brüssel: Urs Altermatt, der wohl profilierteste Kenner der Geschichte des Schweizer Bundesrats, machte einen Halt in der Trotte Arlesheim.  Foto: Tobias Gfeller
Zwischen Graz und Brüssel: Urs Altermatt, der wohl profilierteste Kenner der Geschichte des Schweizer Bundesrats, machte einen Halt in der Trotte Arlesheim. Foto: Tobias Gfeller

Tobias Gfeller

Aufstieg und Niedergang der Zauberformel – wie weiter?» So fragte am Montagabend Historiker Urs Altermatt in seinem Vortrag zur Geschichte des Bundesrats. Wer bei diesem Titel eine trockene Politlektion erwartete, wurde eines Besseren belehrt. Lebendig und ohne auf seinen Skript zu blicken, sprach Altermatt zu den rund 30 Zuhörern in der Trotte. Ob die anfängliche Dominanz des Freisinns, den ersten Bundesratssitz der CVP und natürlich die beiden bereits historischen Bundesratswahlen 2003 und 2007 – nichts blieb diesen Abend unerwähnt.

Schon früh ging es um Macht
Urs Altermatt ist ein profunder Kenner der Schweizer Politik. Er war Rektor an der Universität Fribourg und hatte mehrere Gastprofessuren an ausländischen Hochschulen. Immer wieder zog er Vergleiche von früher zur heutigen Situation im Bundesrat. So beschrieb er detailliert die grossen Umwälzungen zwischen 1953 und 1959. Innerhalb von sechs Jahren entstand aus einer FDP-Dominanz mit noch vier Bundesratssitzen die über Jahrzehnte anhaltende Konkordanz mit je zwei Sitzen für die CVP, SP, FDP und einen Sitz für die SVP. «Es hat sich nicht viel geändert», sagte Altermatt zum ewigen Kampf um Macht. Noch wichtiger als heute waren damals regionale und auch konfessionelle Herkünfte. Es schien, als wisse der Historiker zu fast allen Bundesräten der Geschichte etwas Spannendes zu erzählen. Die Geschichte von Jean Bourgknecht (CVP), der während seiner Amtszeit einen Schlaganfall erlitt und ins Koma fiel, erstaunte alle. Weil es für diesen Fall in der Bundesverfassung keine Regel gab, musste seine Familie für ihn demissionieren.

Eine Union aus CVP und BDP
Umso aktueller die Bundesräte wurden, umso weniger ging Altermatt ins Detail. Einen laufenden Magistraten charakterlich zu beschreiben, das käme für den Historiker nicht infrage. In seinem Referat nahm natürlich die CVP, die bei Altermatt grosse Sympathien geniesst, einen Schlüsselpart ein. Offen sprach er über seine Ideen, wie die CVP wieder aus der nationalen Krise kommen könnte. «Ich plädiere für eine Union mit der BDP noch vor den Wahlen 2015. Nach den Wahlen kann dann eine neue Partei ohne das «C» gegründet werden.» Denn für ihn hat in einer säkularisierten Gesellschaft dieses «C» nichts mehr verloren. Ein Raunen ging nach dieser Aussage durchs Publikum. Prognosen für 2015 wagt er trotz Anfrage aus dem Publikum keine. «Ich bin als Historiker hier», lachte er herzhaft. Auch wann die Region Basel den nächsten Bundesrat stellen wird, sei nicht absehbar.

Heimatgefühle in Arlesheim
Es war keinesfalls selbstverständlich, dass der anerkannte Historiker extra nach Arlesheim kommt. Denn solche Anfragen bekomme er noch immer zuhauf, sagte er am Ende. Dass er der CVP Arlesheim zusagte, sei aus Heimatverbundenheit geschehen. «Nunningen und Zullwil sind meine beiden Heimatorte. Dort verbrachte ich viel Zeit während meiner Kindheit», geriet Altermatt gleich ins Schwärmen. Wie renommiert der Historiker ist, beweist sein Terminkalender. «Zuvor hatte ich einen Vortrag in Graz, den nächsten halte ich in Brüssel.»

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