Requiem für die Lebenden

Ly Aellen präsentierte am letzten Sonntag in der reformierten Kirche mit ihrem «carmina vokal ensemble» und der «Camerata Cantabile» ein ausgewogenes und spannendes Programm.

Wie eine Birke im Wind: Ly Aellen dirigierte dynamisch aber dennoch fest verwurzelt.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Wie eine Birke im Wind: Ly Aellen dirigierte dynamisch aber dennoch fest verwurzelt. Foto: Thomas Brunnschweiler

Vor einem grossen Publikum liessen sich erst die Streicher mit Anton Arenskys Variationen zu einem Thema von Tschaikowsky hören. Auch in der «Danse de la bergère» aus dem «Bergkönig» (1916–1923) des schwedischen Komponisten Hugo Alfvèns spielte das Ensemble sauber, homogen und strahlend. Danach erklangen muntere italienische Klänge in Form des Intermezzo Nr. 7 aus Pietro Mascagnis «Cavalleria rusticana». Hier kamen auch das Horn und die Holzbläser zum Einsatz, die sich ihrer Aufgabe mehr als gewachsen erwiesen. Nach dem instrumentalen Teil, in dem alle Schattierungen des musikalischen Ausdrucks vorkamen, erklang unter Olaf Marggrafs geübten Fingern die Orgel als Vorspiel zum kurzen, sehr innig a cappella gesungenen Lied «Komm süsser Tod» von Johann Sebastian Bach. Auch «Northern Lights» des Norwegers Ola Gjeilo sang der Chor klar, durchhörbar und mit schönen Nuancen. Ly Aellen wirkte als Dirigentin stets elastisch wie eine Birke im Wind, die aber fest in der Erde verwurzelt ist.


Von Hinfälligkeit, Liebe und Vergebung

Das Hauptwerk des Konzerts, das «Requiem for the Living» (2013) des amerikanischen Komponisten Dan Forrest verbindet traditionelle liturgische mit nicht-liturgischen Texten. Das Stück ist für gemischten Chor mit Soli ausgelegt. Es geht im «Requiem für die Lebenden» um die menschliche Eitelkeit, die verwirrende Macht der Liebe, die Alltagsmühe und auch um die Bitte um Gnade und Vergebung. Nach einem leisen In-troitus erblühte das Orchester bis zum Forte, bevor das eindrückliche lange Kyrie erklang. Der Chor wirkte kraftvoll, wach und organisch geschlossen. Das «Vanitas Vanitatum» mit seinem Sprechgesang war eine offensichtliche Hommage an das «O Fortuna» aus Orffs «Carmina Burana». Beim «Agnus Dei» mit seinen Harfenklängen trat die ausgezeichnete Sopranistin Jardena Flückiger auf, die mit einer reinen, gut geführten, kräftigen und vibratofreien Stimme zu gefallen wusste. Vom «Sanctus» an erschien das Werk etwas gleichförmiger zu werden. Tatsächlich ist das in den USA höchstbeliebte Requiem für Klassikpuristen gewöhnungsbedürftig. Es orientiert sich an einer amerikanischen Kompositionstradition, die zwischen E- und U-Musik nicht unterscheidet, keine Sperrigkeiten und Reibungen erzeugt und so die Massentauglichkeit gewährt. Nun kann man aber gerade diese Eingängigkeit auch als grossen Vorteil sehen. Das «Requiem for the Living» stellt an das Publikum nicht die Ansprüche wie etwa Schönbergs schwieriges Melodram «Ein Überlebender aus Warschau». Auf jeden Fall machte Ly Aellen aus dem teilweise fast filmmusikreifen Stück mehr, als in den Noten steht, und riss die Zuhörerinnen und Zuhörer zu langem Beifall hin.

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