Kompost: Abfallverwertung wird zum Erlebnis

Arlesheim setzt weiterhin auf individuelle und gemeinschaftliche Kompostieranlagen.

Kompostieren will gelernt sein: Petra Ferrari zeigt, wie’s geht. Foto: Bea Asper
Kompostieren will gelernt sein: Petra Ferrari zeigt, wie’s geht. Foto: Bea Asper

«Kompostieren bewirkt viel Gutes, es hat etwas Meditatives, ist ein beglückendes Erlebnis – und es fördert den Gemeinschaftssinn», sagt Petra Ferrari und macht sich mit der Vierzinkgabel an die Arbeit. «Mit dem Mischen und Umschichten des organischen Materials kommt neuer Sauerstoff in den Prozess und es wird Staunässe verhindert», erklärt sie. Ferrari gehört zum Team der Kompostberatung Arlesheim und freut sich über die rege Nachfrage nach neuen Kompostieranlagen in der wachsenden Gemeinde. Das Kompostieren den Menschen näherzubringen, ist für sie Berufung. «Diese eindrücklichen Prozesse des Kreislaufes haben mich von Kind an fasziniert.» Den Sinn des Kompostierens zu vermitteln, gehört heute in Arlesheim zum Leitbild von Kindergärten und Schulen. Exkursionen zur Kompostieranlage der Gemeinde beim Badhof versprechen immer wieder eine Entdeckungsreise. «Gespannt verfolgt man, was zum Vorschein kommt, wenn man die Abdeckung zur Seite macht», erzählt Ferrari. Ein riesiges Heer von Mikroorganismen und Kleintieren sorge dafür, dass die abgestorbene organische Substanz fortwährend in Humus umgewandelt werde. «Bei sorgfältigem Vorgehen sind alle biologisch-organischen Reststoffe aus Küche und Garten kompostierbar.» Gemüse und Früchte sollen zerkleinert in den Kompostkübel geworfen und mit Holzschnitzel gemischt werden. Auf Fleischreste soll verzichtet werden. «Der Geruch zieht Katzen, Hunde, Dachs und Fuchs an und deren nächtlichen Besuche hinterlassen auf dem Kompostplatz ein Bild der Verwüstung.

«Lebensraum gestalten»

Nichts zu suchen im Komposthaufen hätten Plastiksäcke, auch solche die als verrottbar gelten. «Kompostieren heisst: Einen Lebensraum gestalten und so betreuen, dass die Umwandlung unserer biologisch-organischen Reststoffe aus dem Haushalt unter optimalen Bedingungen ohne negative Begleiterscheinungen geschehen kann», resümiert Ferrari. Dafür gibt es in Arlesheim derzeit über 60 gemeinschaftlich betriebene Kompostieranlagen bei Ein- und Mehrfamilienhäusern, und das Team der Kompostberatung hilft bei der Planung und dem Einrichten. Die Umwandlung in Humus nehme zwischen neun und zwölf Monate in Anspruch. Der gewonnene Humus steht den Kompostbetreibern zur Verfügung als Grundlage für die Neugestaltung ihrer Balkon- und Gartenanlagen, führt Ferrari aus. «Er kann aber auch getestet und abgefüllt in Säcken verkauft werden.» Dies werde der Gemeinde derzeit ermöglicht bei der Gärtnerei Sommerer und im Blumenwunderland. Individuelle Kleinkompostanlagen liessen sich auch auf dem Balkon einrichten. Bei Fragen zur Ausgestaltung und welche Behälter geeignet sind, stehe die Kompostberatung Arlesheim den Einwohnern gerne mit Rat zur Verfügung, betont Ferrari.

Steinmehl vermeidet Gerüche

«Zur Vermeidung von Gerüchen hilft Steinmehl», ist einer ihrer hilfreichen Tipps. Grundsätzlich gehe man beim Kompostieren von drei Phasen aus: «Dem Abbau: In dieser Rottephase bauen die Mikroorganismen die Stoffe ab. Dabei entsteht viel Wärme (40 bis 60 Grad Celsius). Es folgt der Umbau: In der zweiten Rottephase werden die Abbauprodukte durch Mikroorganismen und Kleintiere in Richtung Humus weiter verwandelt, der Kompost ist nur noch handwarm. Dann kommt der Aufbau: In dieser dritten Rottephase entstehen – wiederum unter Einwirkung von Mikroorganismen und Kleintieren – langsam die wertvollen Humussubstanzen.

Die Förderung des Kompostierens hat in Arlesheim seit über 30 Jahren Tradition. Die Einführung eines Containers für Reste aus der Küche hat man bisher politisch abgelehnt. Bei der kürzlich entfachten Debatte (angeregt durch eine Petition der FDP) entschloss sich der Gemeinderat aber, die Abfuhr für Grüngut auszubauen. Ab April 2021 können Äste, Rasen, Laub alle zwei Wochen zur Abholung an die Strasse gestellt werden.

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