Komisch, knackig, kurzweilig

Ein Shakespeare-Klassiker, aber witzig – viele Protagonisten, aber nur ein Schauspieler auf der Bühne. Gelingt das? Bernd Lafrenz macht es seit 40 Jahren vor.

Gast im Kulturzirkus Arlesheim: Der Solokünstler Bernd Lafrenz bringt «Hamlet», frei-komisch nach Shakespeare, auf die Bühne. 
         
         
            Foto: Archiv Bernd Lafrenz
Gast im Kulturzirkus Arlesheim: Der Solokünstler Bernd Lafrenz bringt «Hamlet», frei-komisch nach Shakespeare, auf die Bühne. Foto: Archiv Bernd Lafrenz

Anfang der 80er-Jahre hatte Bernd ­Lafrenz einen Traum: Er sah sich auf ­einem grossen Platz Theater spielen – ein Wendepunkt in seinem Leben. Lafrenz hängte sein Studium der klassischen Philologie und Romanistik an den Nagel und verwirklichte seinen Traum auf der Piazza della Signoria in Florenz, wo der gebürtige Kieler fortan Strassentheater mit Masken inszenierte. In diesen ersten Jahren bezog der Solokünstler, der seine Theaterausbildung unter anderem bei Hans Galli in Freiburg absolvierte, das Publikum jeweils noch stark mit ein. «Das funktionierte auf der Strasse super, später im Saal allerdings nicht mehr», erklärt La­frenz lachend. Also verknüpfte er sein bisheriges Spiel mit klassischem Stoff: 1983 zum ersten Mal mit Shakespeares «Hamlet», einem tragischen Klassiker mit entsprechender Gravitas, der um 1600 im elisabethanischen England entstand. «Jeder Schauspieler träumt von ‹Hamlet›», sagt Lafrenz, auch heute noch ehrfürchtig vor dem grossen Meister. «Da kam ich also als junger Schauspieler und schrieb Shakespeares Meisterwerk um. Das war schon etwas frech, aber es ging auf», sagt der Solokünstler mit einem Lachen.

Mindestens drei Stunden dauert die Rachetragödie um Hamlet, den jungen Prinzen von Dänemark, normalerweise. Doch Lafrenz machte es von Anfang an anders – frei nach Shakespeare, komisch, knackig, kurzweilig. Dabei spielt er alle Rollen alleine, wechselt innert Sekunden Gestik, Mimik, Stimme und nutzt dabei nur wenige Requisiten. Ein Erzähler, auch von Lafrenz verkörpert, verbindet die Protagonisten miteinander. Das Publikum wird immer mal wieder miteinbezogen. Ein Erfolgskonzept: Seither wurde der Kleinkünstler mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt. Zuletzt 2019, als er den Ehrenpreis Kleinkunst Baden-Württemberg erhielt.

Vom grossen Meister auf dem Weg begleitet

Seit seinem ersten Auftritt hat ihn Shakespeare nicht mehr losgelassen. Elf Soloprogramme sind im Verlaufe der letzten vierzig Jahre entstanden – die ersten drei Stücke schrieb Lafrenz gänzlich alleine, bei den anderen arbeitete er mit seinem Freund und Regisseur Abel Aboua­liten aus Paris zusammen. Es sei die pure Freude am Rollenwechsel, die ihn seit Jahrzehnten antreibe, erklärt La­frenz voller Energie. «Mein Motor wird durch den Beifall angekurbelt. Und auch Mister Shakespeare begleitet mich auf meinem Weg.»

Selbstredend, dass der Wahl-Freiburger auch schon zur Geburtsstätte seines Idols im englischen Stratford-upon-Avon gereist ist. «Das war sehr berührend, schliesslich sind seine Werke seit Jahren meine Inspiration», erzählt der Schauspieler. Ob er denn noch nie Shakespeare-müde geworden sei? «Nein, überhaupt nicht!» Auch ans Aufhören denkt der 68-Jährige nicht: «Solange das Publikum da ist und Shakespeare mich begleitet, mache ich weiter.»

Ein zweifaches Jubiläum

Am 27. Juli spielt Bernd Lafrenz den Hamlet in Arlesheim auf der Zirkuswiese; 40  Jahre nach seiner eigenen Premiere und im 400. Jubiläumsjahr vom «First Folio», der Erstausgabe mit William Shakespeares gesammelten Werken, die 1623 erschien. Lafrenz freue sich sehr auf den Abend im Birseck. «Wir starten mal mit ‹Hamlet›. Und vielleicht kann ich im nächsten Jahr mit einem anderen Stück wiederkommen. Ich hoffe, ich werde die Besucherinnen und Besucher im Sturm erobern!»

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