Kampf gegen Minen – Geschwindigkeit ist alles

Der Arlesheimer Urs Endress hat sich dem Kampf gegen Landminen mittels Drohnen verschrieben. Die Technologie ist zwar noch in der Entwicklungsphase, kam aber bereits in der Ukraine zum Einsatz.

Im Aufwind: In den Drohnen, die zur Minensuche eingesetzt werden, stecke noch viel Entwicklungspotenzial, glaubt Urs Endress. Foto: zvg

Im Aufwind: In den Drohnen, die zur Minensuche eingesetzt werden, stecke noch viel Entwicklungspotenzial, glaubt Urs Endress. Foto: zvg

Will Drohnen auch in unwegsames Gelände bringen: Stiftungsgründer Urs Endress.
         
         
            Foto: Caspar Reimer

Will Drohnen auch in unwegsames Gelände bringen: Stiftungsgründer Urs Endress. Foto: Caspar Reimer

Auf die Frage, ob sein Einsatz gegen Minen angesichts der Kriege weltweit nicht einer Sisyphusarbeit gleiche, sagt der Arlesheimer Urs Endress: «Ziel ist es, die Technologie zur Aufspürung der Minen so effizient zu gestalten, dass es sich für Kriegsparteien nicht mehr lohnt, solche einzusetzen.» Die von ihm – dem studierten Maschinenbauer und langjährigen Geschäftsführer von Endress+Hauser Frankreich – im Jahr 2016 gegründete Stiftung hat sich der Entwicklung von Drohnen, die zur Minensuche eingesetzt werden, verschrieben. Dabei werden die Fluggeräte mit Sensoren ausgestattet, welche mittels Radiomikrowellen in den Boden eindringen und ein Bild des Untergrunds liefern. Musste ein solches Minensuchgerät bisher von einer Person am Boden bedient werden, die damit ihr Leben aus Spiel setzte, sollen Drohnen dieses Risiko aus der Welt schaffen. Dafür musste Endress ein Radarmessgerät entwickeln, das leicht ist und wenig Energie benötigt. Um die Technologie zu testen, haben Endress und sein Team mehr als 200 Flüge im Militärgebiet der Schweizer Armee und der Deutschen Bundeswehr gemacht. Gerade in Sandgebieten erwiesen sich die Drohnen als äusserst erfolgreich – von zwölf vergrabenen Minen wurden elf gefunden.

Eine Machbarkeitsstudie hatte noch vor der Gründung der Stiftung ergeben, dass es sich bei dem Vorhaben um ein Hochrisikoprojekt handelt, das aber gelingen könnte. Die Vereinten Nationen (UNO) und das Internationale Rote Kreuz in Genf, denen Endress die Studie vorstellte, zeigten sich begeistert, konnten jedoch keine Gelder sprechen. Um dem Vorhaben Aufwind zu geben, ist aus der Stiftung Urs Endress Foundation heraus die in Deutschland ansässige Find Mine GmbH entstanden. Universitäre Forschungseinrichtungen wie die ETH Zürich oder die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW beteiligen sich an dem Projekt.

Drohnen mit Metalldetektoren

«Mittlerweile haben wir grosse Fortschritte gemacht», erzählt der 70-Jährige. Drohnen könnten nicht nur mit Mikrowellensensoren, sondern auch mit spezialisierten Metalldetektoren ausgerüstet werden. Damit könnten nicht einzig Minen, sondern auch andere Kriegsgeräte, welche für die Zivilbevölkerung zur Gefahr werden, erfasst werden. Gerade in der Ukraine habe sich das als Vorteil erwiesen: «Das sind Flächen ganz anderer Dimensionen. Zudem gilt es da, nicht nur Minen im Boden, sondern auch solche auf dem Boden zu finden.» Die Schweizerische Stiftung für Minenräumung (FSD) ist mit 300 Expertinnen und Experten im Land präsent. «Ihnen haben wir schrittweise einige Geräte geliefert.» Noch befindet sich das Projekt in der Entwicklungsphase, Endress’ Drohnen kommen aber punktuell schon zum Einsatz. Die Geräte könnten also je nach Beschaffenheit eines Kriegsschauplatzes entsprechend ausgerüstet werden.

Auch im Dschungel einsetzbar

Jede halbe Stunde wird ein Mensch von einer Landmine verletzt. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge sind heute über 110 Millionen Landminen in über 70 Ländern verlegt. Opfer sind oft Frauen und Kinder in von Armut betroffenen Regionen. Zwar existiert mit der Ottawa-Konvention seit 1999 ein Abkommen, das Tretminen verbietet – doch wurde es etwa von der Grossmächten USA, Russland und China nicht ratifiziert. «Zudem liegen in vielen Ländern noch Minen und Kriegsgerät aus älteren Kriegen im Boden. In Ägypten etwa schlummern noch viele Minen aus den beiden Weltkriegen.»

Eine Herausforderung für die Zukunft sei es, die Technologie so zu perfektionieren, dass sie auch in unwegsamem Gelände – etwa im Dschungel – eingesetzt werden kann. «Das ist schwierig, aber wohl auch zu machen», so Urs Endress.

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