«Jetzt geht es um die Wurst»

Arlesheim soll nach jahrelanger Diskussion einen neuen Gemeindesaal erhalten. Das Projekt begeistert die Kulturvereine, kostet mit rund 9,7 Millionen Franken allerdings deutlich mehr, als ursprünglich geplant.

Soll 2022 eröffnet werden: Der neue Gemeindesaal mit dem grossen Panoramafenster.  Visualisierung: Archiv WOB
Soll 2022 eröffnet werden: Der neue Gemeindesaal mit dem grossen Panoramafenster. Visualisierung: Archiv WOB

Jetzt geht es um die Wurst», sagte Markus Eigenmann an der Informationsveranstaltung am Mittwoch vor einer Woche. Nach jahrelanger Diskussion um einen neuen Gemeindesaal kommt das Projekt «Zweierlei» der Architekten Sahli und Märki am 21. November nun vor die Gemeindeversammlung. Deshalb hatte die Gemeinde zu einem Orientierungsabend geladen.
Arlesheim verfügt über vier gemeindeeigene Säle, die für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Theater, aber auch politische Anlässe wie Gemeindeversammlungen zur Verfügung stehen. Keiner davon bietet jedoch genug Platz für grössere Anlässe, wie beispielsweise das Adventskonzert der Musikschule. «Die reformierte Kirche kommt an ihre Grenzen, wenn 120 Kinder ein Konzert geben», erklärte der neue Musikschulleiter David Schönhaus. Neben dem Platzmangel bereitet auch die Infrastruktur der Säle Kopfzerbrechen. Sie ist teilweise veraltet oder schlicht marode – besonders die über 100 Jahre alte Mehrzweckhalle bedürfte dringend einer Renovation. «Die Halle ist alt, es zieht und manchmal fällt mitten in einem Konzert der Strom aus», klagte Christine Haydn, Vizepräsidentin des Musikvereins Arlesheim über die aktuelle Situation. Kulturvereine und Gemeinderat sind sich deshalb einig: Ein neuer Gemeindesaal ist unumgänglich. «Kulturelle Vielfalt ist wichtig und zieht an. Arlesheim hat dabei eine Zentrumsfunktion», betonte Gemeinderat Lukas Stückelberger.


3,7 Millionen mehr: «Wermutstropfen»

Der geplante Komplex bestehend aus Gemeindesaal und Dienstleitungsgebäude soll diesem Wunsch gerecht werden. Im Gemeindesaal sollen 480 Personen Platz finden. Eine multifunktionale Bühne mit einem fixen und einem mobilen Teil soll die nötige Flexibilität bringen und eine grosse Küche macht es möglich, dass das Publikum auch bewirtet werden kann. Im Dienstleitungsgebäude nebenan will man 15 2,5- bis 3,5-Zimmer-Wohnungen sowie Büroräumlichkeiten für die Gemeinde erstellen.
Als «Wermutstropfen» bezeichnete Eigenmann die rund 3,7 Millionen Franken, die der Gemeindesaal mehr kosten soll, als ursprünglich geplant. Die Bedenken, dass für diese Investition die Steuern erhöht werden müssten, räumte er indes aus. Das Ziel sei es, den Steuerfuss bei 45 Prozent zu belassen. Zwar nehme die Verschuldung kurzfristig zu, bis ins Jahr 2027 solle sie aber wieder auf das Niveau von heute zurückgebracht werden, erklärte Gemeinderat Lukas Stückelberger. Noch unsicher ist, ob die geplante Zusammenarbeit mit der Klinik Arlesheim nach dem Baustopp des Klinikneubaus zustande kommt. Der Gemeinderat will deshalb weitere Alternativen prüfen und an der Gemeindeversammlung darüber orientieren.


Zufriedenheit in Arlesheim äusserst gross

Am gleichen Abend wurden auch die Ergebnisse einer Bevölkerungsumfrage, die von der Gemeinde bei Public Voice in Auftrag gegeben wurde, vorgestellt. Es zeigte sich, dass die Zufriedenheit der Arlesheimerinnen und Arlesheimer im Vergleich mit anderen Gemeinden der Schweiz extrem hoch ist. Die Werte seien «vorbildlich», lobte Heidi Blanken von Public Voice. Die Umfrage zeigte, dass die Bewohner besonders die Nähe zur Natur schätzten. Als «Goldgrube» bezeichnete Gemeindepräsident Eigenmann die 1067 offenen Kommentare, die im Rahmen der Umfrage eingegangen sind. Sie sollen für das neue Gemeindeleitbild miteinbezogen werden. Ausführliche Informationen zur Umfrage finden Sie im Beitrag aus der Gemeinde in dieser Zeitung.

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