«Ich habe einen guten Rucksack mitbekommen»

Die Singer-Songwriterin Kiki Nam Nam vereint als Schweizerin mit indischen Wurzeln zwei Welten. Als Adoptivkind ist sie in Arlesheim aufgewachsen.

«Ein wahnsinnig tolles Umfeld zum Aufwachsen»: Singer-Songwriterin Kiki Nam Nam genoss eine «glückliche und behütete» Kindheit in Arlesheim.  Foto: ZVG / Stefan Bohrer
«Ein wahnsinnig tolles Umfeld zum Aufwachsen»: Singer-Songwriterin Kiki Nam Nam genoss eine «glückliche und behütete» Kindheit in Arlesheim. Foto: ZVG / Stefan Bohrer

Inzwischen ist Kiki Nam Nam 33 Jahre alt und ihr Debütalbum im Pop-Country-Stil mit indischen Einflüssen kam dieses Jahr auf den Markt. Ihr Auftreten beim Gespräch in Arlesheim ist selbstbewusst, nachdenklich, voller Witz und Wärme. Eine ordentliche Prise Ironie ist auch dabei. Ihr Künstlername etwa, hinter dem sich ein regulärer indisch-schweizerischer Name verbirgt, nimmt Bezug auf den Film «The Party» von 1968 und das dort vorkommende «Birdie Num Num».
Eine Eigenschaft, die Kiki sehr wichtig ist, ist Authentizität. Für die Aufnahme ihres Debütalbums reiste sie nach Nashville, das Zentrum des Country. Und Country macht sie wegen des Storytellings, das sie so sehr schätzt. Im Gespräch wird deutlich, dass das, was Kiki Nam Nam angeht, Hand und Fuss hat und sinnhaft verknüpft ist. «Das ist meine Schweizer Seite», lacht die charismatische Künstlerin mit den leuchtenden schwarzen Augen und in lupenreinem Schweizerdeutsch. Privat trete mehr die indische zutage, ergänzt sie schmunzelnd: «Wenn ich mal zu spät komme, fragen mich meine Eltern, ob das meine indische halbe Stunde sei.»


Heimat und Herkunft


Mit 15 Monaten holte ein Arlesheimer Paar Kiki und ihren Bruder aus einem indischen Waisenhaus und adoptierte sie. Kiki wuchs in Arlesheim auf, verbrachte im Dorf und im Baselbiet ihre Kinder- und Jugendzeit. Von ihren Eltern spricht sie in wärmsten Worten voll Anerkennung und Ehrerbietung. «Meine Eltern haben uns immer unterstützt, ich hatte eine sehr glückliche und behütete Kindheit.» Arlesheim sei ein «wahnsinnig tolles Umfeld zum Aufwachsen» gewesen, da bleibe die Kirche im Dorf, sei Beständigkeit bis hin zur Verwurzelung vorhanden. Früh allerdings habe sie die indische Herkunft entdeckt. Auch in dieser Hinsicht habe sie von ihren Eltern nur Unterstützung erfahren, ebenso wie bei den künstlerischen Aktivitäten, welche sie bereits als Kind vielfältig ausübte, etwa das Klavierspiel oder den Gesang. Letzterer war es denn auch, der Kiki definitiv hinaus in die Welt führte, auch wenn es zwischenzeitlich nicht so schien, als wäre das wirklich ihr Weg. Stattdessen setzte die Sängerin ganz auf die sichere Karte, machte eine kaufmännische Lehre und ein Master-Studium in Kulturmanagement.


Liebe zur Musik

Doch die Welt konnte und wollte anscheinend nicht ohne die Sängerin Kiki Nam Nam. Während ihr Kaffee langsam kalt wird, erzählt sie, wie sich plötzlich die Anfragen mehrten. Zufälle kamen dazu sowie ein Engagement am Theater Basel, und plötzlich habe sie gemerkt: «Hey, da ist doch noch was! Meine Liebe zur Musik ist wieder völlig entflammt. Aber ich musste einen Plan haben.» Dieser führte über die eigene Stilsuche zum vorliegenden Album im Pop-Country-Genre. Die CD umfasst elf Tracks mit lustigen und nachdenklichen, berührenden und kritischen Inhalten.

Aktuell ist die Single «What if» erschienen, ein Duett mit Mr. Currey Singh, einer bekannten Schweizer Stimme aus dem Baselland, welche bisher noch nie in englischer Sprache zu hören war, so Kiki Nam Nam geheimnisvoll. «Was wäre, wenn wir uns alle befreien könnten von unseren Dünkeln, Ängsten und Vorbehalten», zitiert Kiki den Text, «und uns begegnen, einfach nur von Mensch zu Mensch, von Herz zu Herz, von Seele zu Seele.» Dass sie der Welt positiv gegenübersteht, verdanke sie ihren Eltern und ihren zwei Heimaten Arlesheim und Indien: «Ich habe einen guten Rucksack mitbekommen.»

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