Holz: lieber nutzbar machen als verrotten lassen

Am diesjährigen Behördenwaldgang ging es neben der Klimafrage auch darum, ob und wie Holz in Zukunft genutzt werden soll.

Vom Fach: Revierförster Fredi Hügi (l.) steht interessierten Behörden Red und Antwort. Foto: Caspar Reimer
Vom Fach: Revierförster Fredi Hügi (l.) steht interessierten Behörden Red und Antwort. Foto: Caspar Reimer

Der Wald ist für die meisten Menschen geliebter Erholungsraum. Eingriffe werden als störend empfunden. «Das bekommen wir zu spüren, wenn sich Waldnutzer über unsere Eingriffe beschweren», sagte Revierförster Fredi Hügi anlässlich des Arlesheimer Behördenwaldgangs am vergangenen Samstag. Seit mehr als 40 Jahren unternehmen Vertreterinnen und Vertreter des Bürgerrats, des Gemeinderats und der Verwaltung wie andere Expertinnen und Experten einen Spaziergang im Arlesheimer Wald, um sich über aktuelle Fragen und Entwicklungen auszutauschen. Anhand eines extra zur Vorführung eingezäunten Quadrates von zehn auf zehn Metern, einer Are also, veranschaulichte Hügi, wie viel Holz im kantonalen Durchschnitt auf dieser Fläche nachwächst. Dafür hatte er vier handelsübliche Papiertüten mitgebracht: «Auf so einer Fläche wächst im kantonalen Schnitt pro Jahr so viel Holz nach, wie in diese vier Tüten passt. Im Fall von Arlesheim sind es aber nur drei Tüten, weil der Boden hier etwas weniger produktiv ist als etwa jener in Münchenstein.» Effektiv genutzt werde aber nur eine Holzmenge, die zwei ganze Tüten zu füllen vermag, eine verbleibt meist in Form von Totholz. «Es gibt objektiv betrachtet also keine Übernutzung.»

Die Buche hat Mühe

Dem Revierförster wurde die Frage gestellt, ob und inwieweit sich die Klimaveränderung im Wald bemerkbar mache. Gerade die Buche habe Mühe, sich an die klimatische Entwicklung anzupassen, wie Hügi ausführte. «Geschwächte Bäume haben weniger Laub, was sich auf die Fotosynthese und wahrscheinlich auch auf den Neuzuwachs auswirkt. Allerdings haben wir heute eine längere Vegetationszeit, was diesen Verlust vielleicht wieder etwas kompensiert. Das ist ein bisschen Kaffeesatzlesen.» Da gerade in den hohen Altersklassen viele Buchen zu finden sind, leiden diese Bäume auch häufig unter Krankheiten. Grundsätzlich werde der Buchenanteil, der stellenweise bei 80 Prozent liege, minimiert und durch andere Baumarten, die der Klimaveränderung besser standhalten können, ersetzt.

Verrotten, verbrennen oder bauen

Zur Sprache kam auch des Thema Klimaneutralität, die im Zusammenhang mit Wärmegewinnung durch Holzverbrennung in der Bevölkerung teilweise angezweifelt wird, nicht so aber unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Behördenwaldgangs: «Wenn man das Holz im Wald verrotten lässt, produziert dies genau so viel Kohlendioxid, wie wenn ich es im Ofen verbrenne», so ein Votum von Gemeinderat Felix Berchten. Dem pflichtete Hügi bei: «Sicher wird durch die Motorsäge oder den Transport des Holzes auch Energie verbraucht. Diese Art von Energieverbrauch, die sogenannte graue Energie, habe ich aber etwa bei der Aufbereitung von Öl auch.» Wenn man mit Holz einen fossilen Brennstoff ersetzen könne, sei dies auf jeden Fall sinnvoller, als das Holz verrotten zu lassen: «Sonst kommen wir bei den Klimazielen nie an ein gutes Ende», so Hügi. Ein noch besserer Weg sei es aber, wie vorgebracht wurde, das Holz zuerst im Bau zu verwenden, was den Vorteil habe, dass das Kohlendioxid gebunden bleibe. «Wenn es dann für den Bau nicht mehr gebraucht werden kann, kann es der Wärmegewinnung zugeführt werden», sagt Daniel Niederhauser, Leiter Tiefbau, Umwelt und Planung der Gemeinde.

Dieses Vorgehen entspräche dem, was der Bund als «Kaskadennutzung» beschreibe: «Erst wird das Holz für den Bau eines Dachstuhls, später verkleinert und vielleicht als Platte in einem Möbel gebraucht. Wenn das Möbel dann entsorgt wird, wird das Holz geschreddert und verbrannt», so Hügi. Dieses Modell bezeichnete der Revierförster als wünschenswert für die Zukunft. Gerade in Anbetracht dessen, dass Holz vielleicht dereinst teurer werde, sei diese Mehrfachnutzung eine sinnvolle Lösung.

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