Grenzen abschreiten – Grenzen überwinden

Den Bann abschreiten und die Lage der Grenzsteine kontrollieren ­ebenso wie gemeinsam feiern sind Elemente, die den Reiz des Banntages ausmachen. So auch ­vergangene Auffahrt, als gegen 100 Arlesheimerinnen und Arlesheimer unterwegs waren.

Spass und Schweiss: Wer am Arlesheimer Banntag mitmacht, der muss kräftige Steigungen überwinden, wie hier auf dem Weg zum Finsteren Boden. Dafür wird er von der blühenden Natur grosszügig verwöhnt. Fotos: Heiner Leuthardt

Spass und Schweiss: Wer am Arlesheimer Banntag mitmacht, der muss kräftige Steigungen überwinden, wie hier auf dem Weg zum Finsteren Boden. Dafür wird er von der blühenden Natur grosszügig verwöhnt. Fotos: Heiner Leuthardt

Deckel statt Holzblasinstrument: Als Teil der Küchenabwaschmannschaft setzt Thomas Kessler vom Musikverein mit zwei Kochtopfdeckeln einen musikalischen Akzent.

Deckel statt Holzblasinstrument: Als Teil der Küchenabwaschmannschaft setzt Thomas Kessler vom Musikverein mit zwei Kochtopfdeckeln einen musikalischen Akzent.

Noch in der jüngeren Vergangenheit, als das Vermessungswesen nicht derart ausgereift war wie heute, kam den Bann­umgängen eine grosse Bedeutung zu. Denn es kam des Öfteren vor, dass Grenzsteine versetzt worden sind, um etwa mehr Waldfläche usw. zu ergattern. Bannumgänge konnten auch zu Auseinandersetzungen führen, wie etwa im vorletzten Jahrhundert zwischen Lausen und Liestal. Bei den Streitigkeiten ging es oft nicht nur um Grenzsteine, sondern um Rivalitäten zwischen den Dörfern. Deshalb findet der Liestaler Banntag am Montag vor Auffahrt statt. Liestal musste damals die Vorverlegung als Strafe schlucken, um noch um den Bann gehen zu dürfen.

Heute stehen beim Banntag die Natur, das gemeinsame Unterwegssein, die Besinnung, aber auch das Feiern im Vordergrund.

Deshalb folgte die Banntagsrotte, angeführt von Waldchef Thomas Hagen, nicht mehr der Gemeindegrenze entlang, sondern man ging durch die Ermitage zum Finsteren Boden. Ein idyllischer Ort, der zum Verweilen einlädt oder wie es der reformierte Pfarrer Thomas Mory formulierte: «ein wunderbarer Ort und eine spirituelle Tankstelle». In der ökumenischen Feier, die er mit dem katholischen Pfarreiseelsorger Josef Willa gestaltete, ging er auf die kirchliche Bedeutung der Auffahrt ein, bei der Jesus die Grenze zwischen Erde und Himmel überwand und dort aufgenommen wurde, uns Menschen dennoch nahe ist.

«Hier ist mein Daheim, dort die Fremde»

Josef Willa sprach in seinen Gedanken zur Auffahrt die Berge seiner Heimat an, des Wallis, die Grenzen setzen, schützen und helfen, sich zu orientieren, die aber auch überwunden werden können. «Grenzen sind dann negativ, wenn sie dicht sind und alles einschliessen. Das ist lebensfeindlich.» Grenzen setzen auch Krankheiten und das Alter. Mit dem Tod würden wir die Grenze zwischen Erde und Himmel überwinden. «Der Himmel kann auch auf der Erde stattfinden durch das Gestalten des ­Lebensraums und den gegenseitigen respektvollen Umgang.» Die «Grenzerfahrung» von Thomas Mory, der in Riehen aufgewachsen ist, wurde nicht von Bergen geprägt, sondern von der Landesgrenze. «Wir liefen ihr oft entlang. Ich dachte, hier ist mein Daheim und dort die Fremde.» Er stellte dazu die Frage, was geschehe, wenn der Grenzstein nicht mehr dasteht, wo er sein sollte. Das gäbe Probleme. Nicht so, wenn wir die Grenze zum Himmel hin verschieben.

Der weitere Weg führte die rund hundert Banntägler nahe des Baumgartens zu einem alten Grenzstein, der nicht nur den Bann von Arlesheim und Gempen markiert, sondern auch die Grenze zwischen Baselland und Solothurn. Später beim Pulverhüsli, wo die Banntägler und Hinzukommende vom Musikverein Arlesheim aufs Beste bewirtet wurden, genoss man das fröhliche Miteinander, musikalisch stimmig untermalt von ­einer Formation des Musikvereins Arlesheim. Diese bereicherte bereits zuvor den ökumenischen Gottesdienst.

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