Für einmal gute Nachrichten aus dem Wald
Der Druck auf den Wald steigt. Doch es gibt auch einige Erfolge zu vermelden.
«Der Sommer ist nasskalt, das ist wunderbar», freut sich Fredy Hügi, der Revierförster von Arlesheim-Münchenstein. Den Buchen, die in den letzten Jahren wetterbedingt vertrocknet sind, hilft das zwar nicht mehr, doch insgesamt profitiere der Wald vom verregneten Frühjahr, bestätigt Philipp Schoch, Präsident Wald beider Basel. Sein Verband setzt sich unter anderem dafür ein, die Bevölkerung für den Wald zu sensibilisieren. Dieser lud die Medien vor einer Woche zu einem Spaziergang im Arlesheimer und Münchensteiner Wald ein.
In Anspielung auf die laufende Fussball-EM wurde festgehalten, es stehe eins zu null für den Naturschutz. «Im Wald hat die Biodiversität zugenommen. Dies belegen die neusten Untersuchungen des Bundes», verkündet Schoch. Man sei nicht auf dem Holzweg, sondern habe die richtigen Massnahmen getroffen. Der vor 25 Jahren begonnene und inzwischen noch verstärkte Naturschutz zeige Wirkung. «Heute sind in den beiden Basel 20 Prozent der Waldfläche geschützt und es gibt 143 Waldreservate», erklärt Raphael Häner, Geschäftsführer Wald beider Basel.
Die wichtigste Botschaft sei, am Ball zu bleiben. Die Politiker sollten dafür sorgen, dass die finanziellen Mittel für den Naturschutz sichergestellt würden – und zwar langfristig. Beim Wald und insbesondere beim Naturschutz sei langfristiges und vernetztes Denken gefragt, sagt Schoch.
Die Natur nicht sich selbst überlassen
Der Verband der Waldeigentümer feiert im nächsten Jahr sein 100-Jahr-Jubiläum und steckt mitten in den Vorbereitungen für Anlässe, an denen man zurückschauen, aber auch den Zukunftsweg aufzeigen will. «Der Mensch sieht den Wald heute anders. Vor 100 Jahren standen die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund. Die Bürger förderten jene Bäume, die als Baustoff und als Energiequelle optimal waren. Der Wald wurde nicht als Naherholungsgebiet betrachtet», so Schoch.
Früher setzte man im Wald auf den Einsatz von Nutztieren: Ziegen, Schafe, Kühe und Schweine durften sich im Wald sattfressen. Heute ist dies verboten und die Mitarbeitenden des Forstbetriebs sorgen mit Mähmaschinen dafür, dass in den lichten Wäldern die Brombeeren und Gräser nicht Überhand nehmen. «Naturschutz bedeutet nicht, dass man die Natur sich selbst überlässt, sondern dass man mit gezielten Massnahmen die Biodiversität fördert und somit die Natur schützt», erklärt Hügi. Dabei gebe es aber auch wieder neue Überlegungen. Im Kanton Solothurn zum Beispiel laufe ein Projekt mit einer Wisent-Herde im Wald, so Hügi.
«In 100 Jahren wird der Wald anders aussehen als jetzt», meint Schoch. Der langjährige Vollblutpolitiker der Grünen übernahm das Präsidium des Verbandes Wald beider Basel 2017. Seither meistert er jene Aufgabe, die man ihm zutraute, als ihn die Findungskommission für das Präsidium der Waldeigentümer vorgeschlagen hatte. Er vermittelt, er sucht mit den verschiedenen Anspruchsgruppen nach Kompromissen.
Rangerdienst liegt auf der Pendenzenliste der Birsstadt
Die Ansprüche an den Wald sind gross, dies erleben Revierförster Hügi und der Arlesheimer Bürgerrat Thomas Hagen täglich. In ihrem Wald geht es um Naturschutz wie auch um Freizeitaktivitäten. Die Forstbetriebsgemeinschaft Arlesheim-Münchenstein und die beiden Bürgergemeinden müssen die Pflege des Waldes, den Unterhalt des Wegnetzes sowie die wirtschaftliche Nutzung des Holzes unter einen Hut bringen. Finanziell unterstützt werden sie von Bund und Kanton bei der Sicherheitsholzerei und beim Naturschutz.
Seit sechs Jahren erhalten sie auch Geld von Einwohnergemeinden. «Mit der Einwohnergemeinde Arlesheim konnte die Bürgergemeinde eine Leistungsvereinbarung im Umfang von rund 130000 Franken abschliessen», sagt Hagen. Im Wald einen Ranger einzusetzen, sei im Moment ein unerfüllter Wunsch – das Anliegen befinde sich auf der Pendenzenliste der Birsstadt, so Hagen. Der Druck auf den Wald habe zugenommen, sagt auch Hügi. Dabei sei es den Waldeigentümern trotz allem gelungen, beim Naturschutz Erfolge zu verbuchen. So habe die Artenvielfalt zugenommen. Wer genau hinschaue, erkenne dies. «In unserem Wald gibt es wieder Ringelnattern und Orchideen, um nur einige Beispiele zu nennen.»