Farbe, Licht und Schatten
Noch bis zum Sonntag sind im Ortsmuseum Trotte Fotobilder von Martin Staub zu sehen: vielschichtige, subtile Werke voller Kraft, Überraschungen und Poesie.

Thomas Brunnschweiler
Nachdem im 19. Jahrhundert die Fotografie die Abbildung der Wirklichkeit übernahm und die Malerei zwang, sich neu zu erfinden, ist viel Zeit vergangen. Unterdessen ist auch das Foto längst nicht mehr einfach Träger von dokumentarisch festgehaltener Wirklichkeit, sondern eine vielseitige Kunstform. Wie weit man sich darin vorwagen kann und welche verblüffenden visuellen Effekte sich erzielen lassen, zeigt die Ausstellung «Bilderwelten» von Martin Staub in der Trotte.
Beherrschung des Handwerks
Staub ist vielen als Redaktionsleiter des Wochenblatts in Laufen ein Begriff. Als Journalist ist er auf das Metier des Fotografen angewiesen und seine Fotokunst zeigt, dass hier einer am Werk ist, der sein Handwerk technisch beherrscht. Nachdem er die Möglichkeiten der analogen Fotografie ausgereizt hatte, wandte sich Staub vermehrt der digitalen Fotografie und der Bildbearbeitung am Computer zu. Seine Ansprüche an die eigene Fotokunst übersteigen aber die gängige Gebrauchsästhetik bei weitem.
«Es ist die Gratwanderung zwischen gewöhnlichem Föteli und digitalem Kitsch, die mich herausfordert», schreibt er. So versuchte Staub unter Einbezug von Mehrschichtigkeit, Plexiglas und Aluminium als Trägerschicht und neuen Reproduktionstechniken seine bearbeiteten Fotos «geschichtet» erscheinen zu lassen. Mittels Airbrush- und Ink-Jet-Technik auf Plexiglas und dem Einbezug der Wand, des Lichts und des Schattenwurfs ist es ihm gelungen, die Fotografie in die dritte Dimension zu ziehen. Dadurch, dass er teilweise verschiebbare Acrylglasplatten vorhängt, die ein Bild verändern lassen, gelingen ihm teils poetische, teils opulente fotografische Verdichtungen am Rande zur Abstraktion.
Hintergründig und ästhetisch
Das Bild «Vergänglich» etwa zeigt Schaufensterpuppen, ägyptische Hieroglyphen, Aktienberichte und ein Monster von Hansruedi Giger – bedrohlich und geheimnisvoll. Das Bild «Zwei Kinder» besticht durch seine Poesie, das Bild «Dünen» durch die Abstraktion und «Bahnhof» durch die Rhythmisierung der Fläche. Das veränderbare Bild «Fassade» erinnert an Hitchcocks «Rear Window» und erzählt rätselhafte Geschichten. «Herbst» fasziniert durch seine unterschiedlichen Texturen und seine Dreidimensionalität. Die Grande Défence in Paris war Motivgeber des Bildes «Auf und ab». Staub hat seinen Fotoapparat immer mit dabei. Er ist ständig in absichtsloser Erwartung von Motiven, was seinen Werken zugute kommt. Die Ausstellung ist die zweite Einzelausstellung des Künstlers, der 2010 in der Galerie Meisterschüler in Berlin ausstellen konnte.
Die empfehlenswerte Werkschau ist noch am Freitag (16 bis 20 Uhr), am Samstag (11 bis 17 Uhr) und am Sonntag (11 bis 15 Uhr) zu sehen. Freunde der Fotokunst sollten sie sich nicht entgehen lassen.