Ermitagestrasse: Hochwasserschutz und Aufwertung im Doppelpack
An der nächsten Gemeindeversammlung steht ein Planungskredit zum Hochwasserschutz inklusive Aufwertung der Ermitagestrasse zur Abstimmung. Als Vorbereitung hat die Gemeinde zu zwei Informationsanlässen eingeladen.

Ein Hochwasser, wie es statistisch alle 100 Jahre zu erwarten ist, würde in Arlesheim Schäden von rund 27 Millionen Franken verursachen. Doch schon Unwetter wie jenes im Juni 2023, bei welchem einige Baselbieter Gemeinden schwer getroffen wurden, zeigen, dass auch ein an sich gutes Abwassersystem bei grossen Regenmengen in sehr kurzer Zeit überfordert ist. Wie dies andere Gemeinden bereits getan haben, will deshalb auch Arlesheim seinen Hochwasserschutz verbessern. Ein grosses Betonrohr vom bestehenden Bachrechen am unteren Ende der Ermitage soll bis zum Bachtelengraben verlegt werden. «Diese Rohrleitung dient dazu, die riesigen Wassermengen bei Hochwasser schadlos abzuleiten», so der für Tiefbau zuständige Gemeinderat Felix Berchten (Frischluft) an der Informationsveranstaltung «Hochwasserschutz Dorf und Aufwertung Ermitagestrasse», welche die Gemeinde am vergangenen Freitag und als Wiederholung gestern Mittwoch im Setzwerk durchgeführt hat. Die Rohrleitung kommt bei Hochwasser zum Einsatz. «Die meiste Zeit des Jahres wird das Wasser des Dorfbachs vollständig im daneben liegenden Gerinne vom Bachrechen via Ermitagestrasse bis zu den BLT-Gleisen abfliessen», so Berchten.
Erst bei Hochwasser laufe in diesem Abschnitt das zusätzliche Wasser parallel über das grosse Betonrohr im Boden ab. «Das passiert ab einem gewissen Pegelstand, einfach und ohne irgendwelche Mechanik, sodass ein Überlaufen des Bachs ausgeschlossen ist.» Kurz vor den Tramgleisen wird der ausgedolte Bach in das grosse Betonrohr münden, und so wird das gesamte Wasser des Dorfbachs im grossen Rohr zurück in den heutigen Verlauf geführt werden.
Bach soll oberirdisch fliessen
Da für den Bau der grossen Betonröhre die Ermitagestrasse grossflächig geöffnet werden muss, beabsichtigt der Gemeinderat, diese im selben Atemzug neu zu gestalten: Der seit Jahrzehnten unterirdisch verlaufende Bach soll teilweise freigelegt werden. Dies entspräche auch dem Wunsch aus der ersten Ortskernkonferenz vom November 2017, wie der Gemeinderat erklärt.
Damit würde auf längeren Abschnitten in der Ermitagestrasse ein Bach fliessen – ein städtegestalterisches Element, wie man es etwa aus Freiburg im Breisgau kennt. Dazu soll die Strasse mit neuen Bäumen, Rabatten und Sträuchern grüner werden.
Die Aufenthaltsqualität soll insgesamt gesteigert, die Strasse noch mehr zur Begegnungszone und zur Flaniermeilewerden.
Bach als Verkehrshindernis?
Das Interesse der Bevölkerung am Projekt ist gross – über 100 Personen kamen allein am vergangenen Freitag ins Setzwerk, um den Ausführungen des Gemeinderats zu lauschen. Dabei drehten sich die Fragen der Bevölkerung um zwei Hauptthemen: Beim Hochwasserschutz ging es um den Verlauf der geplanten Rohrleitung und der heutigen Dole, die Gründe für die geplante Linienführung sowie die Projektausführung und die Koordination mit dem Kanton.
Ebenso interessierten die Aufwertung der Ermitagestrasse und der geplante oberirdische Dorfbach. Wie die öffentliche Mitwirkung im Frühling bereits ergeben hat, halten sich dazu befürwortende und skeptische Stimmen die Waage.
Befürchtet wird etwa, dass der offen gelegte Bach für den Verkehr zum Hindernis werden könnte. Dazu soll laut Gemeinderat der Wasserfluss an neuralgischen Stellen mit Rosten überdeckt werden, die Lastwagen mit bis zu 40 Tonnen tragen können.
2027 wir es konkreter
Es zeichnet sich ab, dass an der Gemeindeversammlung vom 25. September ein Antrag eingeht, welcher es erlaubt, über einen Planungskredit mit oberirdischem Bach – gemäss Antrag des Gemeinderats – oder einen Planungskredit ohne oberirdischen Bach abzustimmen. So oder so handelt es sich hierbei um einen Planungskredit. Erst im Frühjahr 2027 sei damit zu rechnen, dass das Projekt zur Ausführung der Gemeindeversammlung vorgelegt wird.