Einblicke in eine andere Welt

«Nasen riechen Tulpen» – so der Titel der aktuellen Ausstellung im Forum Würth. Die Schau entstand in Verbund mit der Kreativwerkstatt Bürgerspital Basel.

Objekt aus verschiedensten Materialien: Martin Udo Koch, «Momo», 1998 – jetzt im Forum Würth zu sehen.  Foto: ZVG
Objekt aus verschiedensten Materialien: Martin Udo Koch, «Momo», 1998 – jetzt im Forum Würth zu sehen. Foto: ZVG

Der Künstler Jean Dubuffet prägte den Begriff der «Art Brut», der ungeschönten, unbeeinflussten, unmittelbaren Kunst von Menschen mit einer psychischen oder geistigen Beeinträchtigung. Obwohl sich die Akzeptanz gegenüber dieser auch «Outsider Art» genannten Kunst seit den 1970er-Jahren erhöht hat, haben es Künstler/-innen ohne akademischen Hintergrund noch immer schwer.

Die Ausstellung «Nasen riechen Tulpen» soll einerseits die Vielfalt der «Art Brut» zeigen, andererseits klar machen, dass die Qualität der besten Arbeiten hinter derjenigen von akademischen Meistern in nichts zurücksteht. Die Arbeit von Künstlern mit einer Behinderung ist ebenso wenig behindert wie etwa diejenige von Künstlern mit einem Alkoholproblem, von denen es in der Kunstgeschichte einige gibt.


Win-win-Situation

Die Sammlung Würth umfasst über 15 000 Werke, davon einen kleinen, aber feinen Bestand von Kunstwerken von Menschen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung. Im ersten Stock des firmeneigenen Museums werden solche Werke gezeigt, ergänzt durch Arbeiten von «arrivierten Künstlern» wie Corneille, Arnulf Rainer oder Peter Pongratz, die das Verhältnis zwischen In- und Outsider-Kunst verdeutlichen sollen. Im zweiten Stock werden Werke von Künstlerinnen und Künstlern der Kreativwerkstatt Bürgerspital Basel präsentiert.

Die Werkstatt trat vor zwei Jahren mit der Idee einer Zusammenarbeit an das Forum Würth heran. Für dieses ist es nicht die erste Ausstellung mit einem lokalen Bezug, aber die Kooperation ist insofern einmalig, als die Kreativwerkstatt die Möglichkeit erhielt, sich in einem renommierten und gut vernetzten Ausstellungsraum zu präsentieren. Offensichtlich ist die Ausstellung eine Win-win-Situation, denn Thomas Schwager, Mediensprecher des Forum Würth, sagt: «Die Zusammenarbeit mit der Kreativwerkstatt Bürgerspital Basel ist für uns ein Glücksfall und wir sind auch sehr gerne auf dieses Angebot eingegangen.»


Reichhaltiges Begleitprogramm

Das Forum Würth Arlesheim ist dieses Jahr zehn Jahre alt. Die Kreativwerkstatt Bürgerspital Basel begeht ihrerseits 2013 ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Sie bietet Menschen mit einer physischen, psychischen oder geistigen Beeinträchtigung Arbeitsplätze mit verschiedenen Betreuungs- und Förderangeboten und hat sich mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland bereits einen Namen geschaffen.

Von Beginn an wurde sie von Walter Buess konzipiert und geleitet. In den letzten zwanzig Jahren ist die Anzahl der Mitarbeitenden nicht nur auf über 60 Personen gestiegen, sondern es wurden auch etliche Künstlerinnen und Künstler entdeckt, die sonst wohl nie zu ihrem eigenen Potenzial vorgestossen wären. Darunter befinden sich die bereits verstorbenen Maler Bruno Hofer, Bruno Heer und Franz Klonnek, aber auch die noch immer tätigen Künstler Markus Buchser und Oliver Reigber, die beide den Lothar Späth-Förderpreis entgegen nehmen konnten. Simone Kurz kuratierte die spannungsreiche Ausstellung der Kreativwerkstatt. Es ging ihr nicht zuletzt darum, eine gültige Werkauswahl aus dem Archiv der Werkstatt zu zeigen. Das Begleitprogramm umfasst Führungen, Kunstvermittlungsangebote und vier Kulturevents.


Ausstellungsdaten und Katalog

 «Nasen riechen Tulpen» – Kunst von besonderen Menschen, Forum Würth, Dornwydenweg 11, Arlesheim, bis 22. September 2013, Mo–So, 11 bis 17 Uhr, Eintritt frei.
Publikationen zur Ausstellung: Katalog im Swiridoff Verlag und Broschüre über die Kreativwerkstatt Bürgerspital Basel.

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