Ein Leben für die Musik
Brigitte Giovanoli dirigiert am nächsten Sonntag im Dom von Arlesheim die Messa di Santa Cecilia von Alessandro Scarlatti und ein Werk von Händel. Musik liegt ihr im Blut und sie kennt musikalisch keine Berührungsängste.

Thomas Brunnschweiler
Auf Brigitte Giovanolis schönem Flügel liegen sowohl Noten von Bach und Mozart als auch solche der Beatles und von Norah Jones. Und wenn sie sich vom Stress des Tages erholen will, hört sie gern auch Miles Davis. Aufgewachsen in Genf, hat Brigitte Giovanoli-Cosandier nach einem Klavierstudium in verschiedenen Vokalensembles gesungen. «Meinen musikalischen Weg haben vor allem Werner Nitzer, der Chorleiter am Theater Basel, meine Gesangslehrerin Tiny Westendorp und das Beispiel Claudio Abbados und Cecilia Bartolis beeinflusst», sagt sie.
Ihre Ausbildung erhielt sie in Genf am Institut d’Etudes Sociales und in Basel an der Musikakademie und an der Schola Cantorum Basiliensis. Die charmante und vor Energie sprühende Dirigentin leitet seit 1988 den von ihr gegründeten Chor Incanto, der bis vor zwei Jahren Füreinander hiess. Der rund 50 Choristinnen und Choristen umfassende Chor und das gleichnamige Orchester widmen sich sakraler Musik. Von 2002 bis 2004 wirkte Brigitte Giovanoli ausserdem als Chorleiterin im Centre des Domincains in Guebwiller. Seit 2002 steht sie auch dem Kinderchor der Ecole Française de Bâle und seit 2004 dem von ihr ins Leben gerufenen Vokalensemble Basilica vor.
Musik als Liebesbeziehung
Was hat sie bewogen, 1988 einen Chor ins Leben zu rufen? «Ich wollte eine Möglichkeit schaffen», so Brigitte Giovanoli, «bedeutende Chorwerke aufzuführen und gleichzeitig ein soziales Engagement zu verfolgen, dies in Form von Benefizkonzerten.» In all den Jahren ist der Chor zu einer grossen Familie zusammengewachsen. «Mich fasziniert es, ganz unterschiedliche Persönlichkeiten zur gemeinsamen Aufführung eines anspruchsvollen Vokalwerks zu motivieren.»
Wer die Proben von Incanto besucht hat, weiss, dass Brigitte Giovanoli hohe Ansprüche hat und auch resolut werden kann, wenn der Funke nicht auf den Chor überspringt; sie ist jedoch ein versöhnlicher Mensch und nachtragend ist sie auch bei verunglückten Proben nicht. «Die menschliche Stimme ermöglicht es, seine Persönlichkeit ins Gesamtwerk einzubringen», erklärt sie, «denn keine andere Kunstgattung gestattet, seine Gefühle so direkt und intensiv auszudrücken. Bei der geistlichen Musik kommt noch die göttliche Dimension hinzu, eine Leidenschaft, die durchaus einer grossen Liebe entspricht.»
Für Giovanoli sprengt die Messa di Santa Cecilia von Alessandro Scarlatti mit ihren gewaltigen Dimensionen den Rahmen der damals üblichen Messen. Sie vereint Elemente der Barockzeit und der Palestrina-Tradition mit neuen Elementen der Klassik und ist Vorbild für die Messen von Bach, Mozart und Beethoven.
Konzerte: Sonntag, 6. November, 17 Uhr, im Dom; Abendkasse ab 16 Uhr. Samstag, 5. November, 19.30 Uhr, in der Martinskirche Basel, Abendkasse ab 18.30 Uhr. Vorverkauf: Bider & Tanner, Basel.