Dorfinstitution tritt ab
21 Jahre lang war Stefan Fiechter Gemeindepolizist von Arlesheim. Ende November geht er in Pension. Sein Arbeitsfeld wurde von Jahr zu Jahr vielseitiger.
Vor der Post im Dorf hat eine schwarze Limousine mit Berner Kontrollschild in der Begegnungszone parkiert. «Ein Bundesrat oder sonst ein hohes Tier», mutmasst Stefan Fiechter und informiert den Fahrer mit einem freundlichen Lächeln, dass er hier eigentlich nicht stehen dürfe. Nach einer kurzen Unterredung ist die Sache beendet und der Gemeindepolizist geht weiter in Richtung Postplatz. Diese kurze Episode steht typisch für die Art und Weise, wie der 61-Jährige seinen Beruf ausübte. Freundlich im Ton, aber hart in der Sache. Recht und Ordnung setzte er durch, ohne dabei mit dem Schlagstock durchs Dorf ziehen zu müssen. Er erledigte seine Arbeit wenn immer möglich mit Worten. «Ich muss ja nicht das Gesetzbuch zitieren, wenn ich den Leuten sinnvoll erklären kann, warum sie etwas dürfen oder nicht.» Er suchte Lösungen und versuchte nicht, stur die Verbote durchzusetzen.
So hat Stefan Fiechter zusammen mit dem damaligen Leiter des Jugendhauses den Postplatz in den Griff bekommen, auf dem zu Beginn der Nullerjahre an den Wochenenden und während der Schulferien Jugendliche regelmässig mit Lärm und Abfall bis spät in die Nacht hinein für Ärger sorgten. Er drohte nicht mit Bussen, sondern machte sie freundlich, aber bestimmt auf ihr Handeln und die damit verbundenen Folgen für die Anwohner aufmerksam. Die kommunikative Art von Stefan Fiechter kam an und zeigte Wirkung. «Mir ging es in solchen Situationen immer darum, die Bedürfnisse beider Seiten aufeinander abzustimmen.» Die Jugendlichen von damals und der Gemeindepolizist können sich heute ohne Groll in die Augen schauen und über früher auch mal lachen. Stefan Fiechters Engagement hatte nachhaltig Folgen. Das Thema kam auf die politische Agenda und war auch Thema der periodischen Jugendsitzungen. Auf Anraten des Gemeindepolizisten sorgen heute ein privater Sicherheitsdienst und die Mitarbeitenden des Jugendhauses an den Hotspots für Ruhe und Ordnung.
Der Mann für alle Fälle
Das Arbeitsfeld von Stefan Fiechter wurde im Laufe der letzten 21 Jahre immer vielfältiger. Ursprünglich als «Bannwart mit ortspolizeilichen Funktionen» angestellt, entwickelte er sich zum «Mann für alle Fälle». Bei Grossanlässen im Domdorf amtete er als Schnittstelle zwischen Veranstaltern, Gemeinde, Feuerwehr und Kantonspolizei und wurde so zu einer Art «Event-Manager». Beim Dorfmärt und der Kinderfasnacht regelte er den Verkehr, bei Spielplätzen, Schwimmbad und Sporthallen schaute er zum Rechten, war Ansprechpartner für Baustelleninstallationen und Wirtschaften auf öffentlichem Grund und kontrollierte zweimal im Jahr die Kehrichtsäcke nach Abfallvignetten.
Bei all seinen Handlungen – nicht zuletzt auch beim Verteilen von Parkbussen – stand bei ihm die Rechtsgleichheit aller an oberster Stelle. Der Gemeindepolizist Stefan Fiechter war beliebt und wurde mit der Zeit selber zu einer Institution im Dorf.
Umzug nach Locarno
Obwohl die Polizeiarbeit für Stefan Fiechter mehr Berufung als Beruf war und er diese gerne ausübte, freut er sich auf die Pensionierung. Gleich am 1. Dezember wird er mit seiner Frau nach Locarno ziehen und das Leben in der «Sonnenstube» der Schweiz geniessen. Mehr Zeit findet er nun fürs Reisen. Ob Paris, Fuerteventura oder der Westen der USA – Stefan Fiechter ist mehrfach im Jahr unterwegs. Auch das Generalabonnement werde er wieder lösen. Seinen Nachfolger, Alexander Saladin, arbeitet er bereits ein. Der ehemalige Gärtner der Ermitage ist ein Quereinsteiger, der als «Fachmann Sicherheit und Bewachung» tätig sein wird. Dass Saladin nicht wie sein Vorgänger die Polizeischule absolviert hat, mache nichts, findet Fiechter. «Er bringt die Kompetenzen und den Charakter mit, um diesen Beruf hervorragend auszuüben.»