Die Wirtschaft diskutiert über Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz

Zum wiederholten Male stand Digitalisierung im Zentrum des Baselbieter Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsforums. In Arlesheim ging es um die künstliche Intelligenz.

Podiumsdiskussion: Regionale Exponenten der Technikbranche erzählten, welche Rolle KI in ihren Unternehmen spielt. Foto: Tobias Gfeller

Für die einen bietet sie unbegrenzte Möglichkeiten, für andere ist sie ein Schreckensgespenst – die künstliche Intelligenz (KI) spaltet die Geister, nimmt aber in unserem Alltag immer mehr Platz ein. Entsprechend naheliegend war das Motto «KI – Hilfe oder Last?» für das 9. Baselbieter Arbeitsmarkt- und Wirtschafts­forum am Dienstagabend bei «uptownBasel» in Arlesheim. Zur Begrüssung ordnete Thomas Kübler, Leiter der Standortförderung des Kantons Baselland, das Thema des diesjährigen Forums ein. «KI birgt ungeheure Möglichkeiten, gleichzeitig müssen wir uns mit negativen Folgen auseinandersetzen.»

Eine Mehrheit der Gäste sieht in der künstlichen Intelligenz mehr Chancen als Risiken. Das ergab eine Umfrage im Saal. «Spannend, schnell und unterstützend», lauteten die Attribute, die bei der Umfrage am häufigsten angeklickt wurden.

Tobias Deusser, Senior Data Scientist beim Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme, referierte zum Thema: «KI als Treiber des Wandels: Möglichkeiten, Gefahren und Wegweiser.» Als Chancen bezeichnete Deusser die Effizienzsteigerung, die Personalisierung, Innovationen und mögliche Wettbewerbsvorteile. Als Risiken sieht Deusser den Datenschutz – gerade wenn die Systeme im Ausland stationiert sind – ethische Aspekte, potenzielle Arbeitsplatzverlagerungen und die Ab­hängigkeit von KI-Systemen. Bei der Ar­beitsplatzverlagerung erinnerte Deusser daran, dass dies schon bei anderen Fortschritten der Fall gewesen sei. Die Ängste seien zwar berechtigt, aber es gebe Lösungen dafür.

Nicht zu viel Bürokratie, aber klare Rahmenbedingungen gefordert

Bei einem regional dominierten Podium diskutierten Unternehmer aus der Technikbranche. Arlesheims Gemeindepräsident Markus Eigenmann sprach als CEO und Co-Founder von Alpha Diagnostics Ltd., einer Firma, die die Steuerung von Maschinen unterstützt, Jürg Frefel als CEO der Stöcklin Logistik AG und Patrick Geiser als Managing Director und Deputy CEO der Phoenix Gruppe. Moderatorin Flurina Landis fragte, wo ihre Unternehmen auf KI setzen und wo bewusst nicht. Geiser versicherte zu Beginn: «Der Mensch ist zuerst.» Das sei mit Abstand das Wichtigste. Die Frage laute stets, wie man mit den bestehenden Leuten mehr herausholen kann. Auch Frefel setzt die Künstliche Intelligenz im Personalbereich nicht oder nur zurückhaltend ein.

KI werde im Alltag in der Korrespondenz genutzt, für einfache Texte oder Vertragsklauseln im juristischen Bereich, erklärte Markus Eigenmann. Im technischen Bereich werde KI für die Verbesserung der Algorithmen eingesetzt. ­Eigenmann appellierte an die Aufklärung der Bevölkerung, mehr die Chancen und nicht die nur die Risiken zu sehen. Der Arlesheimer Gemeindepräsident warnte vor einer Überregulierung der Branchen, die KI anbieten und nutzen möchten. Jürg Frefel forderte seinerseits klare Rahmenbedingungen. «Lieber vorher prophylaktisch als danach therapeutisch.»

Martin Dätwyler, Direktor der Handelskammer beider Basel, berichtete über eine Umfrage bei 204 Baselbieter Unternehmen. Dabei habe sich gezeigt, dass das Wissen über KI noch längst nicht überall vorhanden sei. Eine Angst bestünde darin, dass die persönlichen Kontakte verloren gehen könnten.

Wohl für viele Teilnehmenden des Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsforums waren die Ausführungen teilweise zu abstrakt. Es fehlte in den Ausführungen der Experten manchmal die Nähe zum Praxisalltag. Es half, dass am Ende der Baselbieter Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektor Thomi Jourdan (EVP) die komplexe Thematik stimmig einordnete und nochmals auf die Chancen, Risiken und Sorgen einging. Der Regierungsrat erinnerte daran, dass KI eine Technologie sei, die das Potenzial habe, die Welt in einem Tempo zu verändern, wie man es bisher nicht gekannt habe. Jourdan war es wichtig, hervorzuheben, dass man bei allen Entwicklungen den Menschen nicht ausser Acht lassen dürfe, ja ihn sogar ins Zentrum stellen müsse. Künstliche Intelligenz dürfe nie zu etwas werden, das der Mensch nicht mehr beherrschen kann.

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