«Die Stunde konnte nie lange genug sein»

Seit 30 Jahren unterrichtet Nicole Schilling an der Musikschule Arlesheim Fagott. Ihr Schüler Cyril Stucki ist ein besonderes Talent.

Teilen ihre Leidenschaft zum Fagott: Cyril Stucki (12) und seine Lehrerin Nicole Schilling. Foto: Tobias Gfeller
Teilen ihre Leidenschaft zum Fagott: Cyril Stucki (12) und seine Lehrerin Nicole Schilling. Foto: Tobias Gfeller

Es ist zu spüren: Nicole Schilling und Cyril Stucki sind ein eingespieltes Duo. Die typisch tiefen Töne des Fagotts spielen sie mit strahlenden Augen, wenn sie diese in ihrer Konzentration nicht gerade geschlossen haben. Die Freude am Spiel und am Instrument ist beiden anzumerken. Seit fast sieben Jahren unterrichtet Nicole Schilling den heute Zwölfjährigen. Als er mit fünf Jahren mit dem Fagottino, der «Mini-Variante» des Fagotts, begann, war Cyril der jüngste Schüler, der je ihren Unterricht besuchte. Die studierte Musikerin realisierte schnell, dass er ein besonderes Talent mitbrachte. Weil Cyril damals noch nicht lesen konnte geschweige denn Noten verstand, hat sich zwischen den beiden eine spezielle, bildhafte Notensprache entwickelt. So hiess ein besonders schöner, tiefer Ton ­«Königston».

Aufgrund seines Könnens und seines Engagements geniesst Cyril Stucki heute eine spezielle Förderung. Die Talentförderung Baselland unterstützt eine verlängerte Fagottlektion sowie Unterricht in den Nebenfächern Klavier und Gehörbildung. Für das Talent sind die eineinhalb Stunden mit dem rund vier Kilogramm schweren Instrument kein Problem. «Die Stunde konnte nie lange genug sein», erzählt Nicole Schilling. Der sonst scheue Cyril blüht mit dem Fagott in der Hand auf und zeigt gefühlt spielend leicht, was er bereits alles draufhat. Sein wunderbares Spiel mit dem Fagottino zeigte der Schüler in diesem Frühjahr in Neuenburg, als er am Schweizer Jugendmusikwettbewerb Entrada den zweiten Platz belegte.

Fagott hat starke Konkurrenz von Gitarre und Co.

Vor gut einem Monat wechselte der Zwölfjährige vom Fagottino zum grossen Fagott. Damit bieten sich klanglich ganz andere Möglichkeiten. Nicole Schilling entschied sich erst mit 16 Jahren auf Empfehlung ihrer damaligen Musiklehrerin für das Doppelrohrblattinstrument mit den tiefen Tönen. Doch nicht nur das Instrument selber beeindruckte sie, verrät die erfahrene Musiklehrerin lachend, «auch der liebenswürdige Fagottlehrer war nicht ganz unschuldig an meiner damaligen Instrumentenwahl».

Blasen Nicole Schilling und Cyril Stucki im Musikzimmer 25 des Domplatzschulhauses den tiefsten Ton, so lässt das einen nicht unberührt. Genau dieser warme, tiefe und flexible Klang mache das Fagott aus, sagt Nicole Schilling. Trotz dieser musikalischen Eleganz hat es das Holzblasinstrument in der Konkurrenz mit Gitarre, Klavier und Co. nicht leicht. Das mag an der fehlenden Medienpräsenz liegen, an der Grösse oder schlicht am mangelnden Bekanntheitsgrad. ­Nicole Schilling unterrichtet an der Musikschule Arlesheim neben dem Fagott auch mehrere Blockflötenschülerinnen- und Schüler, Ensembles und neu den Einsteigerkurs «Holzwürmer». Zudem unterrichtet sie auch noch an weiteren Musikschulen Kinder, Jugendliche und Erwachsene und ist selbst als Fagottistin aktiv.

Doppeltes Jubiläum

Mit dem Fagott spielt man vornehmlich klassische Musik, aber grundsätzlich könne man alles spielen, auch Filmmusik oder Jazz, erklärt Nicole Schilling. Dass es vielseitig einsetzbar ist, zeigt Cyril Stucki auch, wenn er mit einer modernen Volksmusikgruppe musiziert. Am kommenden Wochenende tritt er an den Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen der Musikschule Arlesheim ganz klassisch in einem Ensemble mit Oboen und Fagotten auf. Wenn Nicole Schilling gebannt zuhört, feiert sie auch ihr eigenes 30-Jahr-Jubiläum in Arlesheim. «Ein tolles Kollegium und Schulleitung, die wertvollen Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen, die wohlwollende Unterstützung durch die Eltern und die Freiheit, meinen Unterricht individuell gestalten zu dürfen, empfinde ich nach wie vor als grosses Privileg.»

Grosse Party zum 60-Jahr-Jubiläum

WOB. Die Musikschule Arlesheim feiert am Wochenende ihr 60-Jahr-Jubiläum mit einer Vielzahl von Aufführungen und Workshops. Den Auftakt macht am Freitagabend eine «Sixties Night» im Rockfact im Walzwerk Münchenstein. Am Samstagabend um 19.30 Uhr findet das grosse Jubiläumskonzert in der Aula Gerenmatte statt und am Sonntagmorgen um 10.30 Uhr spielen Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Lehrpersonen den «Karneval der Tiere» von Camille Saint-Saëns. Im Anschluss daran gibt der Musikverein Arlesheim um ca. 11.30 Uhr ein Platzkonzert in der Aula oder auf dem Pausenhof Gerenmatte. Alle Informationen zu den Festlichkeiten gibt es unter www.musikschulearlesheim.ch.

Weitere Artikel zu «Arlesheim», die sie interessieren könnten

Arlesheim01.05.2024

Ehrungen für hervorragende Leistungen in Sport und Musik

Zum ersten Mal fand die Ehrung für aussergewöhnliche Leistungen durch den Gemeinderat im Kulturzentrum Setzwerk statt. Die Arlesheimer Leistungsschau ist jedes…
Arlesheim01.05.2024

Gemeindeweites Parkreglement hat keine Chance

An der Arlesheimer ­Gemeindeversammlung sorgte der Antrag von Peter Vetter für grössere Diskussionen.
20240502-NWCH-BZ-Gewerbegebiet-Talboden Kopie
Arlesheim01.05.2024

Verkehr soll durchs Tal geführt werden

Die Kantonsstrasse zwischen Münchenstein und Arlesheim soll verlegt werden. Bis zum Bau­beginn dürfte es noch ein weiter Weg sein.