Die grosse Verkehrsberuhigung soll 2013 Tatsache sein
Arlesheim plant die flächendeckende Einführung von Tempo 30 auf allen Gemeindestrassen. Das soll nicht nur die Schulwegsicherheit verbessern, sondern auch die Quartiere entlasten.

Lukas Hausendorf
Einst galt Arlesheim in Sachen Verkehrsberuhigung als Pioniergemeinde, die Tempo 30 Zone Hofmatt war die erste in der Agglomeration Basel. Mittlerweile haben die Nachbargemeinden nachgezogen und gar flächendeckende Tempo-30-Zonierung ihrer Quartiere umgesetzt oder eingeleitet. Dies selbst in Dornach, wo man noch vor einem Jahr etwas neidisch nach Arlesheim schaute. Jetzt ist auch der einstige Musterschüler Arlesheim daran, den Verkehr im Dorf flächendeckend zu beruhigen.
An einer Informationsveranstaltung im Gerenmattschulhaus vom letzten Montag informierte der Gemeinderat über das geplante weitere Vorgehen. Bis 2013 sollen alle Gemeindestrassen mit Ausnahmen der Talstrasse und des Dornachweges entschleunigt werden. Letztere Ausnahme begründet sich durch den Busbetrieb der Linie 64. Die BLT wehre sich grundsätzlich gegen Tempo 30 auf ihren Buslinien, erklärte Tiefbauchef Rainer Dietwyler an einer Orientierungsveranstaltung der Gemeinde am Montag.
Die flächendeckende Verkehrsberuhigung, die durch die vier neuen Tempo-30-Zonen erwirkt wird, soll im Wesentlichen auch die Schulwegsicherheit erhöhen. Der Gemeinderat stützt sich bei seinem Entschluss, die Geschwindigkeitsbeschränkung auf allen Gemeindestrassen einzuführen, denn auch auf eine gross angelegte Schülerumfrage zur Sicherheit der Schulwege zurück. «Ausserdem hat die Gemeinde die flächendeckende Einführung von Tempo 30 vor sechs Jahren im Leitbild verankert», erklärte Gemeinderätin Daniela Meury.
Mit diesem mittelfristigen Ziel vor Augen habe man denn auch bei Strassensanierungen darauf geachtet, dass diese Tempo 30 kompatibel werden, so Meury.
Ein weiteres Ziel der Übung, nebst der verbesserten Schulwegsicherheit, ist die Bündelung des quartierfremden Verkehrs auf die Kantonsstrassen, womit die Wohnqualität zusätzlich verbessert werden soll. Die beabsichtigte Verkehrsentschleunigung soll vorwiegend durch versetztes Parkieren, Blumentröge, Signalisation und generellen Rechtsvortritt erreicht werden. Auf die unbeliebten Temposchwellen werde, sofern sie nicht zwingend nötig seien, verzichtet, garantierte man den Anwohnern am Montag, nachdem es mehrere kritische Voten zu dieser Massnahme gab. Zum Massnahmenkonzept, das in der Gemeindeverwaltung aufliegt, kann sich die Bevölkerung bis zum 8. Juni äussern, dann endet das öffentliche Mitwirkungsverfahren.
Strassentausch gewünscht
Punkto Schulwegsicherheit haben die Talbewohner trotz flächendeckendem Tempo 30 im Dorf noch das Nachsehen. Für ihre Kinder führt nach wie vor kein Weg an der viel befahrenen Birseckstrasse vorbei, die, weil sie eine Kantonsstrasse ist, nicht verlangsamt wird. Das könnte sich aber ändern. Der Arlesheimer Landrat Urs Leugger (Grüne) reichte vor drei Wochen eine Motion im Parlament ein, die eine Abtretung der Talstrasse an den Kanton vorsieht. Im Gegenzug solle die Birseck- und die Baselstrasse an die Gemeinden Arlesheim und Münchenstein abgetreten werden. Dann wäre auch auf dieser Strasse Tempo 30 umsetzbar.
Für den Kanton ist dies ein interessantes Angebot. Er könnte dann zügig auf eine direkte Erschliessung der kantonal bedeutsamen Arbeitsgebiete «Im Tal» in Arlesheim und «Unter Gstad» in Münchenstein hinwirken. Die Motion wurde von sämtlichen Landräten der Gemeinde Arlesheim und Münchenstein unterzeichnet.