Das kleinste Altersheim des Baselbiets feiert gross

Am Wochenende feierte die Stiftung Landruhe ihr 101-jähriges Bestehen. Regierungsrat Thomi Jourdan (EVP) hielt eine eindringliche Festrede.

Beste Lage: Das Alters- und Pflegeheim befindet sich in einem schmucken Gebäude mitten im Dorfzentrum. Foto: Fabia Maieroni

Beste Lage: Das Alters- und Pflegeheim befindet sich in einem schmucken Gebäude mitten im Dorfzentrum. Foto: Fabia Maieroni

Menschlich: Geschäftsleiter Roberto Wolpert (l.) und Regierungsrat Thomi Jourdan betonen anlässlich des Jubiläumsfestes Empathie und Wertschätzung. Foto: Caspar Reimer

Menschlich: Geschäftsleiter Roberto Wolpert (l.) und Regierungsrat Thomi Jourdan betonen anlässlich des Jubiläumsfestes Empathie und Wertschätzung. Foto: Caspar Reimer

Mit rotem Teppich und Drehorgel wurden die Gäste am vergangenen Samstag zum Jubiläumsfest der Stiftung Landruhe empfangen. Geschäftsleiter Roberto Wolpert begrüsste jeden Gast per Handschlag persönlich, nahm sich aber zugleich die Zeit, um für die Bewohnerinnen und Bewohner nach dem Rechten zu sehen. «Sie stehen bei all unseren Bemühungen im Zentrum», sagte er zur Begrüssung. Die Stiftung, die das kleinste Alters- und Pflegeheim im Baselbiet betreibt, feiert in diesem Jahr ihr 101-jähriges Bestehen. Als Festredner war Regierungsrat und Gesundheitsdirektor Thomi Jourdan (EVP) eingeladen worden. In seiner eindringlichen Ansprache richtete er sich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: «Ihre Arbeit ist mehr als Betreuung und Pflege. Sie repräsentiert exemplarisch entscheidende Kernwerte unserer Gesellschaft wie Nächstenliebe, Begegnung, Beziehung und Hilfsbereitschaft», so der Regierungsrat. Diese Kernwerte «zielen letztlich auf das, was das Leben wirklich lebenswert macht», seien aber in der heutigen Zeit bedrängt.

Jourdan sprach über die zunehmende Individualisierung, appellierte an die Gäste, der zwischenmenschlichen Begegnung mehr Raum zu geben. Dabei erzählte er von seiner früheren Arbeit als Streetworker: «Fragt man Jugendliche, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist, kommen erst Dinge wie Geld oder ein schönes Auto. Fragt man aber tiefer, wird schnell klar: Das Wichtigste ist es, als Mensch wahrgenommen zu werden.»

Gegründet für «Frauen und Jungfrauen»

Stiftungsratspräsident Marco Derungs gab einen Abriss über die Geschichte der «Landruhe»: Ihren Ursprung hat diese bereits 1903 im von Peter Sarasin Alioth gegründeten Sommerferienheim. «Das war damals für die weiblichen Angestellten der Fabriken gedacht, die Sarasin betrieb.» Erst 1923 riefen er und seine Frau Marie Sarasin mit Beistand der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige (GGG) die Stiftung ins Leben. Diese hatte damals die Aufgabe, «für Frauen und Jungfrauen, die in Folge Alters nicht mehr ganz arbeitsfähig sind und denen die Angehörigen kein Heim bieten können, ein solches Heim zu unterhalten», zitierte Derungs aus einer Stiftungsurkunde. Kurz: «Das Heim bot jenen Frauen einen Platz, die sonst nirgendwo unterkamen. Es war also ein anderer Zeitgeist als heute.» Das Heim öffnete sich im Laufe der Jahre für alle älteren Menschen, wurde saniert und umgebaut. Seit 2004 ist die Stiftung von der GGG unabhängig.

Derungs sprach in seiner Rede auch über die heutigen Herausforderungen im Alters- und Pflegebereich, etwa den Fachkräftemangel und die Finanzierung der Dienstleistungen. Und auch er betonte: «Das Wichtigste ist, unseren Bewohnerinnen und Bewohnern einen angenehmen Aufenthalt zu bieten.»

Tägliche Arbeit eine «Ehre»

Roberto Wolpert ist seit September 2023 Geschäftsleiter der Landruhe. Angesprochen auf den Fachkräftemangel, sagt er: «Wir sind nicht davon verschont geblieben, jedoch bietet sich aufgrund der Grösse der Landruhe die Möglichkeit, Interessen und Anliegen effizient und bedürfnisbezogen in Erfahrung zu bringen, etwa qualifiziertes Personal über Mundpropaganda zu rekrutieren.» Die tägliche Arbeit mit betagten Menschen sei eine Ehre, sie vermittle ein Gefühl von Wertschätzung und Sinnhaftigkeit.

Das Jubiläumsfest fand Samstag wie Sonntag statt. Auf dem Programm stand etwa die Einweihung einer neuen Jubiläumsfahne. Am Sonntagvormittag wurde ein ökumenischer Gottesdienst abgehalten.

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