Cumuluspunkte und andere Waffen

Der Shootingstar der Schweizer Comedy-Szene wusste sein Publikum in Arlesheim zu begeistern. Sein ganzes Potenzial hat der Stimmenimitator aber noch nicht ausgeschöpft.

Besser als das Original: Comedian Fabian Unteregger überzeugt als Blödelbarde Peach Weber. Foto: Thomas Brunnschweiler
Besser als das Original: Comedian Fabian Unteregger überzeugt als Blödelbarde Peach Weber. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Die Aufführung vom letzten Donnerstagabend war schon früh ausverkauft und die Leute im Saal des Forum Würth kamen aus der ganzen Region. Der 31-jährige Comedian hielt sich an die Weisung des Theaterdirektors in Goethes Faust: «Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken! Solch ein Ragout, es muss Euch glücken.»

Tatsächlich ist die Handlung von «Showbiss» eher dünn, wogegen die einzelnen Nummern es teilweise in sich haben. Im ersten Teil mimt Unteregger einen kommunikativen jungen Mann an einer Migros-Kasse, der über die Zahl der jährlich verkauften Artikel und die Wesensart von Lebensmitteln sinniert. Der Tofu wisse nicht, ob er Fleisch oder Gemüse sei, und fühle sich deshalb als Palästinenser des Kühlschranks. Unteregger muss es wissen, ist er doch diplomierter Lebensmittelwissenschaftler. 

Immer wieder geistern verschiedene Prominente durch den Laden: Nationalrätin Chantal Galladé, Moritz Leuenberger, Christoph Mörgeli, Alain Sutter oder der Sans-papier Jean-Baptiste aus Senegal, die Unteregger stimmlich virtuos imitiert; wobei das überspitzte Lispeln Galladés etwas durchsichtig nur der sprachlichen Zweideutigkeit dient. Sympathisch wirkt der gut vorbereitete Einbezug regionaler Eigenheiten und des Publikums. Dies hat der Unterhalter bereits in der Schule und an Kompanieabenden gelernt. Nach einem esoterischen Yoga-Training und einigen gesanglichen Anleihen bei Musicals geht es in die Pause.

Gelungene Einzelporträts

Neu eingekleidet betritt Unteregger danach die Bühne und erklärt mit der Stimme von Andreas Moser die Evolution, bevor er die Kurve zur Mister-Schweiz-Wahl nimmt. Der Comedian imitiert Peach Weber so gut, dass man sich mit geschlossenen Augen in der falschen Veranstaltung wähnt. Und immer wieder meldet sich Leuenberger als Running Gag zu Wort. Gelungen sind die Porträts verschiedener Pressefotografen und auch Pirmin produziert mit seinem urigen Walliserdialekt viele Lacher.

 Das Gespräch zwischen Markus Gilli, Leuenberger und dem dümmlich glucksenden Roger Köppel gerät zur inhaltlichen Nullnummer, weil kein Zuschauertelefon zum Thema passen will. Temporeich geht es mit der Mister-Schweiz-Gala mit Renzo Blumentopf weiter. In der Jury sitzen Christoph Mörgeli, Andreas Moser und Ottmar Hitzfeld. Und schliesslich dürfen auch Christian Gross und Roger Federer nicht fehlen. Ein besonderes Kabinettstückchen ist die Zugabe: ein Sketch, in dem Leuenberger ohne Erfolg sein Cablecom-Abo kündigen will. Nach der Aufführung verabschiedet sich Fabian Unteregger von allen Zuschauerinnen und Zuschauern persönlich mit Handschlag.

Untereggers erstes abendfüllendes Programm ist gut und technisch solide umgesetzt, aber ohne etwas von dem, was der Titel verspricht: Biss. Es werden zwar Klischees bedient, aber an die Schmerzgrenze geht der Comedian nie; zu harmlos und zu voraussehbar sind viele Pointen. Aber Unteregger ist noch jung und hat – wie erwähnt – noch viel Potenzial.

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