«Beni national» und seine wehmütige Abrechnung mit der Glotze

Am 27. September las Bernard «Beni» Thurnheer im Rahmen der FDP-Lesungsreihe aus seinem neusten Buch «Hauptsache, es flimmert» vor. Er wies unter anderem auf die zunehmende Infantilisierung des Fernsehens hin.

Alter Fernsehhase: Bernhard Thurnheer ist im Redefluss und den Blitzideen noch immer ungebremst.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Alter Fernsehhase: Bernhard Thurnheer ist im Redefluss und den Blitzideen noch immer ungebremst. Foto: Thomas Brunnschweiler

Vielleicht ist die Tatsache, dass die Lesung den reformierten Gemeindesaal nicht ganz zu füllen vermochte, ein Symptom dessen, was Bernard Thurnheer selbst analysiert. «Als ich anfing, konnte man drei bis vier Sender empfangen und Leute wie ich oder Thomas Gottschalk mussten gleichsam zwangskonsumiert werden», sagt Thurnheer, den man auch als «Schnurri der Nation» bezeichnet hat. Heute hätten er und Gottschalk nicht mehr die Chance, so bekannt zu werden. Dass Thurnheer ursprünglich sein Studium der Rechtswissenschaft magna cum laude abgeschlossen habe, wisse kaum jemand, erklärte Balz Stückelberger, der Präsident der FDP Arlesheim. Das Publikum erfuhr an diesem Abend, dass hinter dem Entertainer von Tell-Star und Benissimo und dem eloquenten Sportreporter ein Alltagsphilosoph mit der Gabe zur sprachlichen Zuspitzung steckt.


Fernsehen als «Bschiss»

Thurnheer erzählt in seinem Buch die Geschichte des Fernsehens, seine eigenen Erfahrungen und die des Lesers. Das Fernsehzeitalter begann mit einem Gefühl zwischen Faszination und Ablehnung. Heute geht es zu Ende, weil die neuen Medien dem kollektiven Fernsehabend und der Exklusivität der bewegten Bilder den Garaus gemacht haben. Thurnheer beschrieb diese Entwicklung mit witzigen Anekdoten und Beispielen, wenn er etwa von der Einführung des Farbfernsehens, vom ominösen Sättigungsknopf oder von der Revolution der kabellosen Fernbedienung sprach.

Im Kapitel «Der Schein trügt» kam er auch auf die Tricksereien und Betrügereien des Fernsehens zu sprechen. Hier merkte man besonders, dass ein Insider aus dem Nähkästchen plauderte. Der Teleprompter etwa führe zur Illusion eines souveränen Moderators und der frenetische Applaus zu Beginn von Unterhaltungssendungen sei durch Einpeitscher programmiert. Auch die Sonderkorrespondenten vor dem Weissen Haus oder dem Vatikan bezögen ihre Informationen direkt aus ihren Heimstudios. Schliesslich würden mehrere «Live-Programme» paketweise hintereinander aufgenommen.


Billag-Werbespot

Der 68-jährige Autor sparte nicht an Kritik am Medium Fernsehen. Das Schielen nach Einschaltquoten verderbe die Qualität, das Fernsehen habe generell eine Tendenz zur Infantilisierung, frei nach dem Motto «Je tiefer das Niveau, umso höher die Einschaltquote.» Er machte auch kein Hehl daraus, dass er die No-Billag-Initiative aus kulturpolitischen Gründen als nicht hilfreich erachtet.

Nach der Lesung stellten Balz Stückelberger und einige Zuschauer noch Fragen, die «Beni national» bereitwillig beantwortete. Etwa 20 Gäste verfolgten mit Beni Thurnheer den magischen Match FCB gegen Benfica Lissabon, wobei der Stargast ein ungewohntes Bild bot: Mit einem Bier starrte er gemütlich auf die Leinwand und kommentierte nur ab und zu Szenen mit einem lockeren Spruch.

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