Anrührender Bilderbogen

Fünfmal liefen vor vollem Haus «Die Schwarzen Brüder» in der reformierten Kirche. Die Produktion von Urs Henner und Beat Marti, dirigiert von Jonathan Graf und unter der Regie von Sonja Speiser, wurde zum vollen Erfolg.

«Die Schwarzen Brüder» – das Schlussbild: Der Spuk hat sich aufgelöst, die Rollen sind abgelegt und die Erleichterung ist gross.  Foto: Thomas Brunnschweiler
«Die Schwarzen Brüder» – das Schlussbild: Der Spuk hat sich aufgelöst, die Rollen sind abgelegt und die Erleichterung ist gross. Foto: Thomas Brunnschweiler

Bereits um viertel nach sieben war die zum Theatersaal umgebaute Kirche voll besetzt. Links installierte sich der Musikverein Arlesheim in U-Form. Rechts schob sich die Vorderbühne in den Raum. Die Hinterbühne für die Innenszenen war mittels eines Gazevorhangs abgetrennt, der auch Schattenspiele ermöglichte. Zu Beginn erklang die Ouvertüre aus der Feder von Marco Nussbaumer, der für das Stück einige eingängige und emotionale Themennummern geschaffen hat, die im Verlauf des Abends immer wieder erklangen, so etwa die Titelmelodie, die Bandenmusik, die Kampf- und Trauermusik und die Fluchtmusik. Jonathan Graf hatte sein Ensemble, das auch den Wind imitieren musste, gut im Griff und gab präzise Einsätze.

Gute Ensembleleistung
Das Stück ist weder Drama noch Musical, sondern ein von Musik begleitetes Episodentheater. Sonja Speiser inszenierte die Geschichte von Giorgio, der nach Mailand verkauft wird, in teils düsteren Bildern, unter Einbezug von Schattenspiel und stimmig in der Farbgebung der Requisiten. Die Hinterbühne verlieh dem Geschehen eine gewisse Tiefenwirkung. Um die Szenenfolge zügig zu absolvieren, griff die Regisseurin zum Mittel der plötzlichen Abdunkelung oder des Einfrierens der Bewegung. So wichtig Dirigat und Regie auch immer sind – und beides stimmte perfekt zusammen –, im Zentrum standen doch die 22 Jugendlichen auf der Bühne, altersmässig zwischen 12 und 23 Jahre alt.
Die Hauptrolle des Giorgio wurde sympathisch von Nils Grolimund gespielt, der mit einer gut artikulierenden Stimme auch als Sänger zu überzeugen wusste. Er gab seine Rolle mit einer erfrischenden Unbekümmertheit. Die Figur des Narbigen wurde glaubwürdig von der Studentin Valérie Mosimann interpretiert, die auch die Ambivalenz ihrer Rolle anzudeuten wusste.

Gesellschaftlicher Event
Lukas Forlin hatte als Herr Rossi, Arbeitgeber von Giorgio, eine starke Bühnenpräsenz und musste zwischen strengem Geschäftsmann und mitfühlendem Menschen lavieren. Gesanglich jedoch war Céline Kamber in ihrer berührenden Rolle als Angeletta Rossi der Star des Abends. Ihre engelhafte Stimme verzauberte einen Moment lang den drückenden Alltag der Spazzacamini und die Zuschauerinnen und Zuschauer. Zu loben ist auch die Leistung des Musikvereins, der die Musik Nussbaumers mit grosser innerer Teilnahme umsetzte. Dorfmusik und Jugendtheater in dieser Form zu verbinden, ist eine äusserst gelungene Form gesellschaftlicher Integrationsarbeit. Nicht zuletzt wies das musikalische Drama auf den Skandal hin, dass noch immer 150 Millionen Kinder weltweit für Kinderarbeit missbraucht werden.

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