Feuer und Flamme für Sonnenenergie: Mit Licht selbst Strom produzieren

Am Hirslandweg ist seit Februar eine Solaranlage in Betrieb. Die Stockwerkeigentümer haben sich zusammengeschlossen, um den Strom, den sie verbrauchen, selbst zu produzieren.

Die Sonne nutzen und dabei Geld sparen: Bruno Holzer, Initiant der neuen Solaranlage, zieht nach den ersten Wochen eine positive Bilanz.  Foto: Fabia Maieroni
Die Sonne nutzen und dabei Geld sparen: Bruno Holzer, Initiant der neuen Solaranlage, zieht nach den ersten Wochen eine positive Bilanz. Foto: Fabia Maieroni

Knapp 180 Quadratmeter Solarpanels zieren die Dächer der Häuser am Hirslandweg 14 und 16. Sie sorgen seit Anfang April dafür, dass die zehn Wohnungen der Überbauung mit Strom versorgt werden – und dies möglichst umweltfreundlich. «Es ist einfach ein tolles Projekt! Jeder, der das umsetzen kann, sollte sich eine Solaranlage zulegen», schwärmt Pius Rogenmoser, der eine der Eigentumswohnungen besitzt. Zum Informationsabend geladen hatte sein Nachbar Bruno Holzer, der als Mitglied der Naturschutz-, Umwelt- und Energiekommission (NUEK) im Rahmen der «Tage der Sonne» über die neue Photovoltaikanlage berichtete. Corona-gerecht hatte Holzer im gepflegten Garten der Anlage Stühle mit zwei Meter Abstand positioniert und die Teilnehmerzahl auf fünf pro Gruppe beschränkt. Der engagierte Anwohner besitzt eine der zehn Wohnungen und hat das Projekt angerissen. «Für ein solches Vorhaben braucht man jemanden, der richtig zieht und Gas gibt», gibt Rogenmoser zu, der selbst seit Jahren ein grosser Fan von Solarenergie ist und deshalb sofort bereit war, das Projekt zu unterstützen.

 

Gemeinsames Projekt
Vor zwei Jahren begann die Planung der Anlage. Die Stockwerkeigentümer gründeten dazu einen sogenannten Zusammenschluss zum Eigenverbrauch, kurz ZEV. Einen solchen ZEV, bei dem alle zehn Wohnungen nur von einem einzigen Stromanschluss bedient werden, gibt es in Arlesheim nur zweimal. Die Idee hinter dem ZEV ist einfach: Solarpanels auf dem Dach sollen den Strombedarf der beiden Häuser decken. Rund 30000 Kilowattstunden verbrauchen die Bewohnerinnen und Bewohner jährlich – 31000 Kilowattstunden kann die Photovoltaikanlage produzieren; abhängig von der Sonneneinstrahlung, versteht sich. Bei schönem Wetter wird so viel Strom produziert, dass er von den Anwohnern gar nicht genutzt werden kann. Ein Teil davon läuft in einen internen Speicher im Haus, ein anderer Teil wird in das Stromnetz der Primeo Energie eingespiesen, wofür die Anwohner eine Vergütung erhalten. Ist der Speicher leer oder die Sonneneinstrahlung zu gering (beispielsweise nachts), so muss konventioneller Strom über das Netz von Primeo bezogen werden. «Das rechnet sich dennoch sehr. Unsere Stromrechnungen sind deutlich günstiger geworden. Zudem produzieren wir sauberen Strom und können unseren Beitrag zu einer sauberen Umwelt leisten», betont Holzer. Gleichzeitig mit den Panels auf dem Dach wurden in der Garage vier Ladestationen für Elektroautos eingebaut. Holzers Elektroauto lädt, als die Gruppe die Garage besichtigt. Ein Bildschirm zeigt an, wie viel Sonnenenergie produziert und wie viel gerade verbraucht wird. «Unser Ziel wäre natürlich, uns mit unserer Solaranlage komplett selbst versorgen zu können», erklärt Holzer. Die Anzeige in der Tiefgarage sei ein Ansporn. Jede Wohneinheit kann via App sehen, wie viel Strom sie wann produziert. Auf Holzers Anzeige schlägt die Kurve um 14 Uhr massiv aus — er hat also viel Strom verbraucht. «Wahrscheinlich habe ich hier meine Pasta gewärmt», lacht er und fügt an: «Es macht fast etwas süchtig, zu analysieren, wann man wie viel Strom verbraucht.»


Gemeinde unterstützt Solaranlagen
Die Gemeinde unterstütze Projekte, die erneuerbare Energien nutzen, und wolle als gutes Beispiel vorangehen, betont Gemeinderat Felix Berchten (Frischluft), der an diesem sonnigen Montagabend ebenfalls an der Führung teilnimmt. Berchten, der für das Ressort Umwelt, Energie und Sport zuständig und Präsident der NUEK ist, erklärt, dass die Gemeinde auch bei den eigenen Gebäuden möglichst auf umweltfreundliche Energiequellen setzt. «Arlesheim hat seit 1995 das Energiestadtlabel und legt grossen Wert auf die Förderung erneuerbarer Energien», sagt Berchten.

Auch auf historischen Bauten kann sich Berchten Solarzellen vorstellen. In Ettingen beispielsweise ist die Südhälfte des Dachs der denkmalgeschützten katholischen Kirche vollständig mit Solarpanels ausgerüstet worden. Im Vordergrund für Solaranlagen stünden aber ganz klar die «normalen» Wohn und Geschäftsgebäude. Ob dereinst auch der Arlesheimer Dom solchen Anlagen eine Plattform geben könnte, lässt Berchten offen: «Wir wollen die Solarenergie zwar fördern, aber keinesfalls dogmatisch sein», betont er.

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