Breiter Widerstand gegen 5G

Mit Sammeleinsprachen wollen 5G-Gegner neue Antennen in Arlesheim und Münchenstein verhindern. Dass die Chancen dazu gering sind, hält sie vom Kampf aber nicht ab.

In unmittelbarer Nähe des Gymnasiums: Das Bauprofil für die geplante 5G-Antenne bei der Neuen Welt in Münchenstein steht bereits.  Foto: bz Archiv / Kenneth Nars
In unmittelbarer Nähe des Gymnasiums: Das Bauprofil für die geplante 5G-Antenne bei der Neuen Welt in Münchenstein steht bereits. Foto: bz Archiv / Kenneth Nars

Am vergangenen Montag reichten 5G-Gegner eine Sammeleinsprache mit 1065 Unterschriften gegen eine geplante Mobilfunkantenne am Schorenweg 10 in Arlesheim ein. Bereits Ende April platzierten Kritiker beim Bauinspektorat in Liestal eine Sammeleinsprache mit 346 Unterschriften gegen eine 5G-Mobilfunkantenne bei der Neuen Welt an der Ecke Baselstrasse/Bruderholzstrasse in Münchenstein. Juristisch haben solche Sammeleinsprachen nicht mehr Wert als eine Einsprache einer Einzelperson. Dessen seien sich die Unterzeichnenden auch bewusst, betont 5G-Kritiker Martin Müller aus Münchenstein. Der pensionierte evangelisch-reformierte Pfarrer ist überzeugt, dass sich mit Sammeleinsprachen der Druck auf die Entscheidungsinstanzen vergrössern lässt. Der Arlesheimer 5G-Gegner und Elektroingenieur Philipp Merz hat schon bei Einsprachen anderenorts festgestellt, dass man als Einzelperson eher belächelt und als Spinner abgetan wird. «Sind es aber mehrere Einsprechende, wird man auf einmal ernst genommen.»

Martin Müller kann die Standortwahl der Antenne in Münchenstein in unmittelbarer Nähe zum Gymnasium und etwas weiter weg von der Primarschule und dem Kindergarten nicht nachvollziehen. «Dadurch werden Hunderte Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonen einer Gefahr ausgesetzt.» Weil Mobilfunkstrahlung auch Tiere und Pflanzen negativ beeinflussen würde, befürchtet Müller auch Schäden an den alten Bäumen im Ehingerpark, der Parkanlage vor dem Gymnasium. Dass die ausgesteckten Stangen nicht die tatsächlichen Dimensionen der geplanten Antenne wiedergeben, ärgert Müller zusätzlich. «Die Antenne wird mit 40 Metern viel höher, als es jetzt den Anschein macht.»


Gym-Rektor beruhigt
Martin Müller ist Mitglied des Schulrats des Gymnasiums Münchenstein und hat vergebens beantragt, dass dieser den Widerstand gegen die 5G-Antenne aktiv unterstützt. Gemäss Schulratspräsidentin Ursula Berset wurde das Thema im Gremium kontrovers diskutiert. «Den Ausschlag für die Ablehnung gaben vor allem formale Argumente.» Gabriel Hänggi, Rektor vom Gymnasium Münchenstein, kann die Unsicherheit bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, entkräftet als Physiker aber die Argumente der 5G-Gegner. «Die stärkste Strahlenbelastung kommt nicht von 5G-Antennen, sondern von den eigenen Handys.» Verbessert sich durch eine neue Antenne der Empfang des Handys, so nehme deren Strahlung ab, erklärt Hänggi. Daher nehme die Strahlenbelastung beim Gymnasium mit der neuen Antenne gesamthaft viel eher ab. Auch Münchensteins Gemeindepräsident Giorgio Lüthi (CVP) beschwichtigt. Er befürchtet keine Schäden für die Schulkinder: «Die Gemeinde hat klare Gebiete definiert, in denen wir keine 5G-Antennen wollen. Der Standort bei der Neuen Welt gehört nicht dazu.»


Schlechte Lebensqualität wegen Strahlung?
In Arlesheim wird der Widerstand gegen die 5G-Antenne am Schorenweg von der Ärztin Tatiana Garcia-Cuerva angeführt. Sie betont, dass bereits bei den bestehenden Technologien wie 3G und 4G bei Strahlen weit unter den Grenzwerten gesundheitliche Schäden an Menschen gut dokumentiert seien. Dazu gehören gemäss Garcia-Cuerva unter anderem ein erhöhtes Krebsrisiko, oxidativer Zellstress, Auswirkungen auf die DNA, verminderte Fruchtbarkeit und neurologische Störungen. «Es gibt eine zunehmende Zahl von Menschen, die aufgrund der Strahlung nur noch sehr eingeschränkt leben und arbeiten können. Immer mehr Menschen spüren Symptome.» Tatiana Garcia-Cuerva spricht auch von Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Palpitationen (Herzaktionen, die vom Patienten selbst als ungewöhnlich schnell, angestrengt, kräftig oder unregelmässig wahrgenommen werden), allgemeinem Unwohlsein und depressiven Verstimmungen. Es sei erwiesen, dass Mobilfunkstrahlen Gehirnströme verändern, sagt auch Philipp Merz. «Mit 5G wird die reale Strahlenbelastung der Bevölkerung weiter erhöht und das gesundheitliche Risiko wird steigen.»

Die vielen Unterschriften gegen 5G-Antennen wertet Tatiana Garcia-Cuerva als «klares Zeichen der weit verbreiteten Erfahrungen und begründeten Sorgen der Bevölkerung». Sie sieht als Alternative das «Indoor-Outdoor-Versorgungskonzept». Die Strahlenbelastung könne im öffentlichen Raum gesenkt werden. «In einem solchen Versorgungskonzept müssten Antennen nicht mehr durch Hauswände strahlen.»

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