Gewerblerin mischt den Wahlkampf auf

Die parteilose Monika Strobel vom gleichnamigen Uhren- und Schmuckgeschäft kandidiert für den Arlesheimer Gemeinderat. Damit wollen die Bürgerlichen die linksgrüne Mehrheit kippen.

Will in den Gemeinderat des Domdorfes: die parteilose Monika Strobel. Foto: Barbara Keller
Will in den Gemeinderat des Domdorfes: die parteilose Monika Strobel. Foto: Barbara Keller

Seit einigen Jahren dominieren Frischluft und FDP die Lokalpolitik in Arlesheim. Im Gemeinderat besetzen sie sechs der sieben Sitze. Nur die SP darf mit Jürg Seiberth noch mitbestimmen. Die kommenden Gemeinderatswahlen am 9. Februar versprechen nun aber unerwartet Spannung. Mit Monika Strobel, Inhaberin von Strobel Uhren und Schmuck im Dorfzentrum, kandidiert eine parteilose politische Quereinsteigerin für den Gemeinderat. Weil sowohl bei der Frischluft (Daniel Wyss) wie auch bei der FDP (Lukas Stückelberger) einer der je drei Gemeinderäte nicht mehr antritt, ist offen, ob Strobel als Unternehmerin und langjähriges Vorstandsmitglied des Arlesheimer Gewerbevereins den bürgerlichen Block stärkt oder vielleicht sogar die bürgerlichen Stimmen splittet und damit der FDP gefährlich wird. Klar ist nur: Die Kandidatur von Monika Strobel ist ein Angriff auf die links-grüne Mehrheit im Gemeinderat.


«Mir geht es ums Dorf»

Strobel sieht sich als Vertreterin des Gewerbes – aber nicht nur. «Ich bin sicherlich liberal und bürgerlich eingestellt. Mir ist aber auch der Umweltschutz wichtig – halt nicht mit Verboten, sondern in Eigenverantwortung.» Ist sie etwa eine Grünliberale? «Nein», antwortet Strobel unmissverständlich. Zwar wird sie von der Mitte-Allianz aus GLP, CVP, BDP und EVP offiziell empfohlen, das Etikett der Parteilosen sei ihr aber heilig. «Mir geht es um Sach- und nicht um Parteipolitik. Mir geht es in erster Linie ums Dorf.» Das Etikett der Parteilosen sieht sie im Wahlkampf als Vorteil. Dass sie mit ihrer Kandidatur die knappe links-grüne Mehrheit im Gemeinderat sprengen will, möchte die Unternehmerin zwar so nicht sagen. «Aber klar würde ich gerne die bürgerlich-liberalen Kräfte stärken.» Ihr sei aber ein Miteinander wichtiger als ein Gegeneinander zwischen den parteipolitischen Blöcken.

Die Mitte-Parteien erhoffen sich durch Monika Strobel eine stärkere Vertretung ihrer Anliegen im Gemeinderat. Personal für eine eigene Kandidatur haben sie in all den Jahren selber nicht aufbauen können. «Ich würde eine bürgerliche Mehrheit begrüssen», sagt GLP-Präsident Jean-Claude Fausel. Es habe genug Frischluft im Gemeinderat und in der Gemeindekommission. Er selber sei sowieso mehr liberal denn grün. Für CVP-Wahlkampfleiter Werner Husi ist Monika Strobel «eine bürgerliche Kandidatin, die unserem Politikverständnis entspricht». Sie vertrete in erster Linie das Gewerbe und nicht eine Partei.
Nicole Barthe, die für die Frischluft den Sitz des zurücktretenden Daniel Wyss verteidigen will, sieht die Kandidatur von Monika Strobel mehr als Bereicherung denn als Gefahr für die links-grüne Mehrheit. «Mich freuts, dass vier Frauen für die sieben Sitze kandidieren.» Die Frischluft-Co-Präsidentin wertet die Ausgangslage für die Gemeinderatswahl als «offen» und sieht den Wahlkampf für sich selber als Herausforderung. «Es ist für das politische Arlesheim positiv, dass die Bevölkerung eine Auswahl hat.»


FDP «begrüsst» Kandidatur

Für Jürg Seiberth (SP), der 2016 mit der tiefsten Stimmenzahl neu in den Gemeinderat gewählt wurde, ist es schwierig abschätzbar, welche Folgen die Kandidatur von Monika Strobel haben wird. «Sie kann die FDP bedrängen, wenn sie das bürgerliche Lager aufsplittet. Sie kann die Frischluft bedrängen, weil diese relativ breit aufgestellt ist. Es kann natürlich aber auch mich Stimmen kosten, das ist klar.» Er sieht sich aber nach gut drei Jahren im Gemeinderat gefestigt und angekommen. Er ist überzeugt, dass die konstanten 15 Prozent, die seine SP bei Gemeindewahlen in Arlesheim im Durchschnitt erzielt, für den einen Sitz reichen werden. «Es ist halt eine Majorzwahl. Und da weiss man nie so recht.» Seiberth kann sich aber auch vorstellen, dass die FDP die Kandidatur Strobels «mit einem gewissen Wohlwollen» aufnimmt. FDP-Präsident Balz Stückelberger widerspricht dem nicht. «Wir begrüssen die Kandidatur von Monika Strobel. Sie ist eine gute Ergänzung zu unseren drei Kandidierenden.» Wie die Mitte-Allianz wird auch die FDP Monika Strobel offiziell zur Wahl empfehlen. «Sie ist eine unabhängige Unternehmerin. Das kann dem Gemeinderat und Arlesheim nur guttun», lobt Stückelberger.

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