Dokumentarische Kurzfilme, die unter die Haut gehen

Gleich drei junge Filmemacherinnen wurden am Samstag bei den 6. Arlesheimer Kurzfilmtagen für ihre Werke prämiert.

Die Gewinnerinnen: Anja Klose (2. Jurypreis für «Alleinsamkeit»), Elena Pagel (Wochenblatt-Publikumspreis für «Kurz vor dem Sonnenaufgang. Hanna») und Tenzin Yangdon Nesar (1. Jurypreis für «Tschüdok»). Fotos: zVg
Die Gewinnerinnen: Anja Klose (2. Jurypreis für «Alleinsamkeit»), Elena Pagel (Wochenblatt-Publikumspreis für «Kurz vor dem Sonnenaufgang. Hanna») und Tenzin Yangdon Nesar (1. Jurypreis für «Tschüdok»). Fotos: zVg

Mit Popcorn und Cola: Die Arlesheimer Kurzfilmtage konnten in diesem Jahr gemütlich vom eigenen Sofa aus verfolgt werden. Vom 1. bis am 11. Februar hatten Zuschauerinnen und Zuschauer die Möglichkeit gehabt, für ihren Favoriten abzustimmen und ihn für den Publikumspreis zu nominieren. Am Samstagabend wurde die Preisverleihung aus einem eigens eingerichteten Studio im Schulhaus Gerenmatten II gesendet.

Die 20 eingereichten Filme aus Deutschland und der Schweiz erfüllten alle die Auflagen der Jury, die aus SRF-Redaktorin Sarah Herwig, Dokumentarfilmer Matthias von Gunten und David Borter, Kameramann und Filmemacher, besteht. Der Film musste unter acht Minuten lang und 2022 entstanden sein. Die Jury gab ausserdem das Thema «Ankommen» vor. Alle Filmemacherinnen und Filmemacher näherten sich dem Thema unterschiedlich an. Einige befassten sich mit dem Ankommen an einem Ort oder in einer Gesellschaft, andere mit dem Ankommen bei sich. Die Vielfalt war auch in diesem Jahr gross. Auffallend: Das Genre des Dokumentarfilms war stärker vertreten als in anderen Jahren. Auch was das Alter der Filmschaffenden betrifft, bestachen die Arlesheimer Kurzfilmtage mit einer erstaunlichen Bandbreite: Der älteste Filmemacher ist bald 80 Jahre, die jüngste Filmemacherin erst zehn Jahre alt.

Erfolgreiche Dokumentarfilme

Der Jurypreis in der Höhe von 1000 Franken ging in diesem Jahr an die Filmemacherin Tenzin Yangdon Nesar. In ihrem Kurzfilm «Tschüdok» macht sie sich auf eine kreative Suche nach der eigenen Identität und geht damit der Frage nach, was es bedeutet, in der Schweiz Tibeterin oder Tibeter zu sein. Dazu lässt sie Kinder zu Wort kommen, die sich mit Fragen der Herkunft und Kultur auseinandersetzen. Der Film befasse sich damit, so die Jury, wann man in einem Land, an einem Ort, vollkommen angekommen sei. Er schaffe es, fiktionale und dokumentarische Elemente spannend zu verbinden. Dazu käme eine geheimnisvolle, künstlerische Bildebene, die irritiere und gleichzeitig neugierig mache, lobte die Jury weiter. Die Filmemacherin rege in diesem spannenden, inspirierenden, filmischen Essay zum Nachdenken an, so die Begründung von Jurymitglied Sarah Herwig.

Den zweiten Jurypreis, der mit 500 Franken dotiert ist, erhielt Anja Klose für «Alleinsamkeit». Der Kurzfilm befasst sich mit dem Gefühl des Alleinseins. Dabei stehen junge Frauen im Zentrum, die erzählen, in welchen Momenten sie sich einsam fühlen und welche gesellschaftlichen Stigmata mit dieser Emotion verbunden sind. Der Film beginnt mit Schwarz-Weiss-Aufnahmen. Die Bilder werden nach einem Kuschelkurs, an dem die Frauen teilnehmen, schliesslich farbig. Die Jury lobte diesen filmerischen Kniff ebenso wie die Themenwahl und deren Umsetzung. Die Protagonistinnen wirkten äusserst authentisch und ehrlich, so Juror Matthias von Gunten. Es sei diese Ehrlichkeit, die uns allen guttue.

Das Publikum votet für Dokumentarfilm über Ukrainerin

Der Publikumspreis in der Höhe von 500 Franken, der vom Wochenblatt gesponsert wird, ging an «Kurz vor dem Sonnenaufgang. Hanna» von Elena Pagel aus Dresden. Im dokumentarischen Kurzfilm erzählt Hanna, eine Ukrainerin, die vor dem Krieg geflüchtet ist und heute in Dresden lebt, von ihren traumatischen Erlebnissen. Die Kriegsbilder zu Beginn des Filmes gehen unter die Haut, ebenso berührend sind die anschliessenden Schilderungen Hannas.

Der Arlesheimer Kulturchef Jürg Seiberth freute sich über die grosse Zahl der eingegangenen Filme und erklärte: «Vor zehn Jahren, als die Diskussion über die erste Ausgabe der Arlesheimer Kurzfilmtage begann, dachten wir noch, Filme seien sehr teuer und schwierig zu machen. David Borter erklärte uns dann, dass das nicht so sei. Es war vor allem er, der die Idee eingebracht hatte – und er hatte damit eine gute Nase.» Ob die Arlesheimer Kurzfilmtage in zwei Jahren wieder stattfinden können, sei indes noch nicht klar, so Organisator David Borter. Denn der Anlass ist abhängig von Geldern aus der Gemeinde und von Sponsoren.

Wer die diesjährige Ausgabe verpasst hat, kann den Kurzfilmabend in Ruhe nachholen. Die Aufzeichnung ist auf ­arlesheimerkurzfilmtage.ch zu finden.

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