Wegen Diphtherie-Fällen: Geflüchtete ziehen in Arleser Zivilschutzanlage

Am Montag sind erstmals seit der Flüchtlingswelle 2015 wieder Geflüchtete in der Zivilschutzanlage ALST in Arlesheim ­untergebracht worden.

Wohnen unter der Erde: Hier geht’s zur Zivilschutzanlage. Foto: Benjamin Wieland
Wohnen unter der Erde: Hier geht’s zur Zivilschutzanlage. Foto: Benjamin Wieland

Wegen Diphtherie-Fällen in umliegenden Empfangszentren – unter anderem im Basler Bundesasylzentrum – und damit einhergehender Isolations- und Quarantäneanordnungen bringt das Staatssekretariat für Migration (SEM) wieder Flüchtlinge in der Zivilschutzanlage ALST in Arlesheim unter. Die Anlage beim Feuerwehrmagazin diente bereits während der Flüchtlingswelle 2015 als temporäre Unterkunft. Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die vor allem über Tröpfchen weitergegeben wird.

Seit vergangenem Montagabend leben in der ALST Männer aus mehreren Ländern. Wie viele es genau sind, konnte Anina Ineichen, Leiterin Soziales und Kultur der Gemeinde Arlesheim, am Montagnachmittag noch nicht sagen. Für den Betrieb und die Betreuung der Geflüchteten ist wie bereits 2015 die Firma ORS im Auftrag des SEM zuständig. Angefragt hat das SEM die Gemeinde Arlesheim bereits im vergangenen März, ob die Zivilschutzanlage allenfalls temporär für Geflüchtete aus der Ukraine verfügbar wäre. Dem hat der Gemeinderat damals zugestimmt. Doch das SEM hatte bis anhin keinen Bedarf.

Mit den Diphtherie-Fällen wurden die Plätze in der Nordwestschweiz nun knapp, weshalb das SEM auf die Option Arlesheim zurückgreift. Man müsse aber keine Angst davor haben, dass Menschen aus Asylzentren, in denen es Diphtherie-Fälle gibt, nach Arlesheim kommen, versichert Anina Ineichen. «Diese Zentren stehen unter Quarantäne und haben auch einen Aufnahmestopp, weswegen die Kapazitäten nicht mehr ausreichen.»

Nur eine Übergangslösung

Gemäss Auskunft des SEM gegenüber der Gemeinde Arlesheim würden vorwiegend Männer in Arlesheim untergebracht. Die ALST ist eigentlich für kürzere Aufenthalte ausgelegt: «Es hat kein Tageslicht und keine frische Luft. Das ist natürlich nicht ideal», betont Anina Ineichen. Die Anlage hat zwei grosse Schlafsäle und zwei Essenssäle, eine Küche, eine sanitäre Anlage und ein Sanitätszimmer. «Die ALST ist mehr eine Übergangslösung für Menschen, die in der Schweiz Asyl beantragt haben.»

Die Amtsleiterin Soziales und Kultur der Gemeinde Arlesheim ist sich bewusst, dass neue Flüchtlinge auch immer neue Ängste in der Bevölkerung auslösen können. Sie sei offen für Fragen und jegliche Auskünfte, versichert Ineichen. Die Begleitgruppe aus Freiwilligen, die bereits im Jahr 2015 für Flüchtlinge im Einsatz war und sich seit Monaten mit Geflüchteten aus der Ukraine beschäftigt, sei gewillt, sich auch der neuen Flüchtlinge in der ALST anzunehmen.

Nationalitäten sind nicht relevant

Dass jetzt Flüchtlinge aus vielen verschiedenen Nationen nach Arlesheim kommen und nicht wie ursprünglich angedacht nur aus der Ukraine, sei für den Gemeinderat nicht relevant, betont Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP). «Der Hauptgrund, dass es die Unterkunft in Arlesheim braucht, ist ja indirekt die Situation in der Ukraine, weil dadurch dieses Jahr viel Platz gebraucht wird.» Gemäss Markus Eigenmann ist die Dauer der Nutzung durch das Staatssekretariat für Migration nicht definiert. «Ich denke aber nicht, dass es sehr lange sein wird, bis das SEM die Kapazitäten in seinen anderen Unterkünften und Zentren wieder hochfahren kann.» Für die Vermietung der ALST erhält die Gemeinde Arlesheim vom SEM Geld: Es zahlt bei Nichtbelegung eine Reservationsgebühr von rund 500 Franken pro Woche und bei Belegung eine Mietgebühr von 1000 bis 2000 Franken pro Woche – abhängig von der gesamten Mietdauer, erklärt Eigenmann. Geld stehe aber nicht im Vordergrund, stellt der Gemeindepräsident klar.

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