Menschen mit und ohne Behinderung einander näherbringen

Das Wydehöfli feiert sein 30-Jahr-Jubiläum mit einer Freiluftsaustellung zum Thema Inklusion.

Für sie ist Inklusion Alltag (v.l.): Dominique Haussener, Steven Güdemann, Anne Gunti, Jessica Stoffel-Seewer, Tobias Seewer und Remo Engel. Foto: Benedikt Kaiser
Für sie ist Inklusion Alltag (v.l.): Dominique Haussener, Steven Güdemann, Anne Gunti, Jessica Stoffel-Seewer, Tobias Seewer und Remo Engel. Foto: Benedikt Kaiser

Wer in den letzten Tagen in Arlesheim unterwegs war, der kam gar nicht umhin, die verschiedenen Kunstwerke zu bemerken, die sich seit kurzem etwa auf dem Postplatz, vor der Kantonalbank oder vor der Bibliothek befinden. Sie alle sind Teil der grossen Jubiläumsausstellung Inklusiv Arlesheim des Wydehöflis, die das Thema Inklusion aus Sicht von Menschen mit und ohne Behinderung aufgreift. Die Ausstellung solle die jeweiligen Lebenswelten von Menschen mit und ohne Behinderung einander näherbringen, erklärt Tobias Seewer, Projektleiter von Inklusiv Arlesheim. «Mein Ziel war es, mit der Freiluftausstellung für ein breites Publikum sichtbar zu machen, was wir im Wydehöfli jeden Tag zu leben versuchen», sagt er.

Für Seewer selbst ist Inklusion nichts Neues, ist er doch als Sohn des Gründerehepaares des Wydehöflis seit seiner Geburt in Kontakt mit Menschen mit Beeinträchtigung. «Für mich war und ist Inklusion etwas völlig Natürliches», meint er.

Damals wie heute eine Grossfamilie

Er habe immer das Gefühl einer Grossfamilie gehabt, sagt Seewer, wenn er von seiner Kindheit und Jugend im Wydehöfli erzählt. Was ursprünglich damit begonnen hat, dass Seewers Eltern einer Frau mit Beeinträchtigung einen Familienanschluss bieten wollten, wurde schon ab 1991 offiziell zur therapeutischen Wohn- und Lebensgemeinschaft Wydehöfli, damals noch am Weidenhofweg in Arlesheim. 2004 folgte dann aus Platzgründen der Umzug in das heutige, grössere Haus an der Birseckstrasse. «Ich wurde von meinen Mitschülern schon darauf angesprochen, dass ich mit Menschen mit Beeinträchtigung zusammenwohne», erinnert sich Seewer, «doch für mich war das nichts Spezielles.» Heute ist das Wydehöfli immer noch eine Grossfamilie, allerdings eine viel professionellere als damals. Es bietet Platz für 17 Menschen mit besonderen Bedürfnissen, die betreut wohnen und arbeiten können. Die Arbeitsmöglichkeiten verteilen sich dabei über Tätigkeitsmöglichkeiten in Küche und Bäckerei, in der Hauswirtschaft, im Garten, in den Werkstätten oder im Laden EinzigArtig, der zugleich Café und Wydehöfli-Shop ist. Mit der Unterstützung von Fachkräften gestalten die Bewohnerinnen und Bewohner des Wydehöflis ihr Leben und ihre Freizeit entsprechend ihren Bedürfnissen, sodass sie sich möglichst entfalten können.

Jubiläum mit ganz Arlesheim feiern

Seewer ist nach einer Wydehöfli-Pause seit diesem Jahr als Projektleiter der Freiluftausstellung Inklusiv Arlesheim wieder voll mit dabei. Dies, obwohl er eigentlich im Gegensatz zu seinen Geschwistern nicht im Familienbetrieb Wydehöfli einsteigen wollte, wie er lachend erzählt: «Im Gegensatz zu meinen Geschwistern hatte ich ursprünglich einmal gesagt, dass ich arbeitstechnisch nichts mit dem Wydehöfli zu tun haben wolle!» Als Projektleiter der Freiluftausstellung Inklusiv Arlesheim anlässlich des diesjährigen 30-Jahr-Jubiläums des Wydehöflis gibt er nun aber ein fulminantes Comeback. «Das Ganze war schon viel Arbeit», gibt er zu. Wer die 17 Kunstwerke, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern des Wydehöflis und von jungen Künstlern und Küsterlinnen aus der Region kreiert wurden, besucht, die verschiedenen Events und Performances beachtet, die während der Dauer der Ausstellung bis am 23. Oktober stattfinden werden, oder sich die eigens für die Ausstellung gemachte Website anschaut, der glaubt ihm ohne weiteres. Seewer, das restliche Wydehöfli-Team und nicht zuletzt die Bewohnerinnen und Bewohner des Wydehöflis haben offensichtlich alles gegeben, anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums des Wydehöflis durch Kunst und Kultur die Lebenswelten von Menschen mit Beeinträchtigung sichtbar zu machen.

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