Wird hinter dem Dom bald kräftig gebaut?

Während die Einrichtung Sonnenhof die eigenen Liegenschaften erneuern will, plant die Gemeinde Arlesheim beim Badhof acht neue Wohnungen für Familien und die Aufwertung des Platzes.

Ein historisch und architektonisch sensibler Ort: Mit den Neubauprojekten wird der Badhofplatz umgestaltet. Visualisierung: Fox Wälle Architekten
Ein historisch und architektonisch sensibler Ort: Mit den Neubauprojekten wird der Badhofplatz umgestaltet. Visualisierung: Fox Wälle Architekten

Das Hauptgebäude und die Riegelbauten sind in die Jahre gekommen und verfügen unter anderem nicht einmal über einen Lift, was gerade für Personen im Rollstuhl für Einschränkungen sorgt. Die Einrichtung Sonnenhof, die seit 1924 Menschen mit einer Behinderung unterstützt und begleitet, plant seit Jahren eine Erneuerung ihrer Liegenschaften. «Der Neubau ist überfällig», sagt Gesamtleiter Frieder Recht. Die Infrastruktur in den Liegenschaften entspräche nicht nur wegen der fehlenden Lifte nicht mehr den heutigen Standards. Gemäss den vorliegenden Plänen, die der Bevölkerung vorletzte Woche an zwei Tagen im Rahmen einer Ausstellung vorgestellt wurden und die auch auf der Website der Gemeinde aufgeschaltet sind, soll das Hauptgebäude des Sonnenhofs entkernt und neu aufbereitet werden. Der Riegelbau und das Waschhaus nebenan werden durch einen Neubau in ähnlichem Volumen ersetzt. Der Sonnenhof will dafür rund 20 Millionen Franken investieren. «Neben dem Sonnenhof, der von den moderneren Standards profitiert, profitieren aber auch die Anwohnerinnen und Anwohner, die unter den unzähligen Taxifahrten leiden, da täglich 60 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen zu uns kommen, in dem das Parkieren auch dank einer Einstellhalle neu geregelt wird.» Die Bauarbeiten werden bei laufendem Betrieb in Etappen realisiert. Wenn nötig, wird bei Kapazitätsengpässen ein Provisorium erstellt.

Gesamtleiter Frieder Recht ist sich bewusst, dass es bei der Lage gleich hinter dem Dom um einen historisch und architektonisch sensiblen Ort handelt. Dementsprechend vorsichtig seien sie ans Werk gegangen und hätten mit Fox Wälle Architekten aus Arlesheim die Situation städtebaulich detailliert analysiert.

Wohnungen statt Scheune

Die Gemeinde nutzt die Neubaupläne des Sonnenhofs zur Entwicklung der eigenen Parzelle beim Badhof. Dort sollen anstelle der Scheune acht bezahlbare Wohnungen vorwiegend für Familien entstehen. Der Platz rund um den Badhof soll autofrei und damit aufgewertet werden. Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP) ist wie Frieder Recht überzeugt, dass so ein attraktiver Treffpunkt entsteht. Dass mit den neuen Wohnungen unnötig Freiflächen verbaut würden und das Ensemble mit dem Dom gestört werde, glaubt Eigenmann nicht. Die architektonische Situation sei sensibel angegangen worden. Für die in der Wohnraumstrategie definierten bezahlbaren Familienwohnungen sei der Standort «prädestiniert», betont Eigenmann. Arlesheim müsse Wohnraum schaffen, gerade auch für Jüngere. Ausser der Scheune werde Arlesheim nicht viel verlieren, dafür mehr gewinnen, findet Gemeindepräsident Eigenmann. «Sind wir ehrlich: Das Areal weist heute ein hohes Aufwertungspotenzial auf. Der Badhof wurde nur noch selten für Veranstaltungen genutzt.» Veranstaltungen werde es auch mit der neuen Situation geben können, verspricht Eigenmann. «Die Scheune wird einem dreistöckigen Holzbau mit acht Wohnungen weichen müssen. Daneben entsteht viel Freiraum mit zusätzlichen Bäumen, der bespielt werden kann.» Dazu erhält Arlesheim mit dem Saal einen neuen Ort zum Bespielen. Noch ist nicht klar, ob die Gemeinde für die Wohnungen die Parzelle verkauft oder im Baurecht abgibt.

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Mehrverkehr im Dorfzentrum?

Das neue Ensemble wurde in mehreren durch unabhängige Experten begleiteten Workshops gemeinsam mit dem Sonnenhof und der Stiftung Edith Maryon als Eigentümerin der Badhofhäuser erarbeitet. Die Bewohnerinnen und Bewohner der neuen Wohnungen und der Sonnenhof nutzen die Einstellhalle gemeinsam. Am Verbindungsweg zum Finkelerweg werden öffentliche Parkplätze als Ersatz für die heutigen auf dem Platz geschaffen. Eigenmann widerspricht der aufgekommenen Kritik, die Neubauten würden für Mehrverkehr im Dorfzentrum und in den anliegenden Strassen sorgen. «Der durch den Betrieb des Sonnenhofs verursachte Verkehr wird durch die Platzgestaltung beruhigt, und die wenigen neuen Wohnungen eignen sich aufgrund der zentrumsnahen Lage auch für Familien ohne eigenes Auto.» Noch befinden sich die Planungen in der Startphase. Nach der positiv abgelaufenen Präsentation der Pläne für die Öffentlichkeit, die gemäss Eigenmann gesetzlich zu diesem frühen Zeitpunkt gar nicht vorgeschrieben wäre, wird ein Quartierplan erstellt und die offizielle Mitwirkung lanciert. Das letzte Wort hat die Gemeindeversammlung oder die Stimmbevölkerung an der Urne. Frühester Baustart könnte Ende 2023 sein.

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