Die Engadiner muntern die Arlesheimer auf

Anet Spenglers Nutztiere sorgen mitten in der Agglomeration für eine natürliche, willkommene Abwechslung.

Liebevoller Umgang: Anet Spengler und ihre Engadinerschafe.Foto: Bea Asper
Liebevoller Umgang: Anet Spengler und ihre Engadinerschafe.Foto: Bea Asper

Die Lämmer packt den Übermut, sie springen vor Lebensfreude in die Lüfte. Dabei flattern ihre langen «Lampi-Ohren» auf und ab. Bocksprünge wechseln sich ab mit Kräftemessen. Die jungen En­gadinerschafe lieben das Spiel, sich gegenseitig vom Misthaufen runterzuschubsen. Sie veranstalten Wettrennen um die Heuraufe herum und necken sich närrisch.

Zwischendurch bleiben sie verwundert stehen und begutachten mit ihren grossen Augen die Spaziergänger, die am Zaun stehen geblieben sind. Natürlich zaubern sie ihnen ein herzliches Lachen ins Gesicht und die kleinen Kinder juchzen vor Freude. Manchmal wagen sich die Lämmer in die Nähe der Menschen, doch im Nu rennen sie auch wieder davon – mit flatternden Ohren und wilden Sprüngen.

Wer diesen Tieren zuschaut, dem wird es nicht langweilig. Die Engadinerschafe faszinieren und sind derzeit in Arlesheim beliebte Attraktion. Jedenfalls bilden sich manchmal ihrem Zaun entlang kleinere Zuschauerkolonnen.

Die Engadinerschafe zählen in der Schweiz zu den seltenen Rassen. Diese Rasse (mit den Hängeohren und der Ramsnase) zu erhalten ist für Anet Spengler eine Herzensangelegenheit. Das Engadinerschaf ist wenig geeignet für die Milchwirtschaft und bringt auch weniger Fleischertrag, doch dafür zeichnet es sich durch seine Widerstandskraft und die vorzügliche Fleischqualität aus und ist günstiger im Unterhalt als kommerzielle Rassen.

Massvolle Tierhaltung

Während der Leistungsdruck den überzüchteten Schafen auf die Gesundheit schlägt, erfreut sich das Engadinerschaf bis ins hohe Alter höchster Vitalität. Im Alpenraum wird es gerne zur Landschaftspflege eingesetzt, erklärt Spengler. Geduldig beantwortet sie die Fragen der Spaziergänger und bietet auch Erlebnisse mit den Tieren an. So dürfen Schulklassen bei der zweimal im Jahr stattfindenden Schafschur mit dabei sein und die Wolle zur Weiterverarbeitung verwenden. SP-Politikerin Spengler appelliert nicht nur für Nachhaltigkeit, sondern lebt ihre Ideologien vor, sei es bei der massvollen Tierhaltung oder der Förderung der Biodiversität.

Im Moment befinden sich die Arlesheimer Engadinerschafe in ihrem Winterquartier am Schalampyweg, sobald das Gras zu wachsen beginnt, trifft man sie dann auf den verschiedenen Wiesen in der Agglomeration. Die kleinen Glöckchen, die sie am Halsband tragen, fallen nur auf, wenn die Schafe in Aufregung versetzt wurden. «Vor allem nachts kann ich dem Klang der Glocken entnehmen, ob ich nach dem Rechten schauen muss», erklärt Spengler.

Schlachten für den Eigenbedarf

Im Moment sind es die Geburten (nicht selten Zwillinge), die zusätzliche Kon­trollgänge erforderlich machen. Komplikationen treten bei dieser robusten Rasse selten auf, Spengler schaut aber lieber einmal zu viel nach als zu wenig. Für sie steht der liebevolle Umgang mit den Tieren keineswegs im Widerspruch dazu, am Ende des Lebens das Fleisch zu essen. Dabei bleibt sie ihren Grundsätzen treu und übernimmt höchstpersönlich das Zerlegen des Körpers und das Herstellen der Wurstware.

Die Schlachtung vor Ort für den Eigenbedarf erspare dem Tier viel Stress. Dass sich Gewohnheitsveränderungen und Stress negativ auf die Fleischqualität auswirken, weiss sie aus ihrer Arbeit am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). So werden Tiertransporte und Schlachthöfe wissenschaftlich untersucht – diese Erkenntnisse fliessen dann ein in die Praxis und Gesetzgebung.

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