Das Naturschutzgebiet droht auszutrocknen

Die Nordquelle des Feuchtgebiets Schwinbach-Aue ist fast ganz versiegt. Naturschützer fühlen sich bestätigt, der Kanton gibt sich zurückhaltend.

Nur noch ein Rinnsal: Der Quellbach, der das Gebiet sogar in trockenen Sommern mit Feuchtigkeit versorgte, führt praktisch kein Wasser mehr. Foto: Marianne Vetter
Nur noch ein Rinnsal: Der Quellbach, der das Gebiet sogar in trockenen Sommern mit Feuchtigkeit versorgte, führt praktisch kein Wasser mehr. Foto: Marianne Vetter

Zuerst die Verschmutzung des Wassers, nun das Versiegen der Nordquelle – beim Naturschutzgebiet neben dem Goetheanum passiert aktuell genau das, wovor Naturschützer seit Jahren warnen: Die Bauarbeiten an der Überbauung «La Colline» schädigen das geschützte Feuchtgebiet. Jennifer Mc Gowan von der Initiative Natur- und Kulturraum Dornach-Arlesheim (IDA), die sich seit über einem Jahr für die Erhaltung des Naturschutzgebietes einsetzt, berichtet: «Am 3. Februar wurde mit den Bauarbeiten unmittelbar neben dem Naturschutzgebiet begonnen. Zwei Tage später merkten wir, dass der Wasserpegel der Nordquelle rasch zurückgeht. Mittlerweile ist die Quelle im Naturschutzgebiet fast ganz versiegt. Kurz davor sei ein Graben im Quellbereich ausgehoben worden – quer durch den eigentlich geschützten Gewässerraum. Auch der Quellbach, der das Gebiet sogar in trockenen Sommern mit Feuchtigkeit versorgte, ist annähernd trockengefallen. «Es ist nur noch ein Rinnsal übrig», beschreibt Jennifer Mc Gowan. Die wasserabhängigen Tier- und Pflanzenarten drohen zu verschwinden. Dem Feuchtgebiet sei die Lebensader genommen worden. Mc Gowan zeigt sich betroffen, dass trotz dieser klaren Verletzung der Naturschutzgesetze unverändert weitergebaut wird.

Versiegelung nur vorübergehend?

Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP) will sich zur Austrocknung nicht äussern, da ihm genaue Zahlen dafür fehlen würden. «Es ist auch unser Anliegen, dass die Naturschutzzone vor Auswirkungen der Baustelle geschützt wird.» Der Gemeinderat verfolge dabei aber einen Ansatz der Zusammenarbeit aller Beteiligten – Gemeinde, Kanton, Bauherrin und dem Goetheanum. «Wir sehen uns auch als Vermittlerin zwischen den Parteien», betont Eigenmann. Er legt Wert darauf, dass es sich um zwei verschiedene Themen handelt: Einerseits ist noch ein Urteil zur Beschwerde gegen die Gültigkeit der Quartierpläne vor Bundesgericht ausstehend, andererseits die ­unmittelbaren Folgen im Naturschutzgebiet.

Beim Kanton gibt man sich nach wie vor zurückhaltend. «Aktuell haben wir keine belastbaren Hinweise, welche auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen einem Versiegen der Quelle und den durchgeführten Bauarbeiten hinweisen.» In seinen schriftlich zugesandten Antworten lässt Nico Buschauer, Sprecher der Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD), durchblicken, dass das Versiegen der Quelle auch nur vorübergehend sein könnte. Der Kanton könne und dürfe erst dann Massnahmen ergreifen, wenn ein «eindeutiger und ursächlicher Zusammenhang» vorliegt und das Versiegen der Quelle auf «relevante Handlungsweisen in Zusammenhang mit der Baubewilligung oder den diesbezüglichen Auflagen» zurückzuführen ist. Der Kanton nehme seine Aufgabe als Aufsichts- und Bewilligungsbehörde wahr, versichert Buschauer. «In den letzten ­Wochen waren sämtliche involvierten Fachstellen der Bau- und Umweltschutzdirektion mehrfach persönlich vor Ort.»

Goetheanum hat Anzeige erstattet

Das Goetheanum als Eigentümerin der Parzelle beim Schwinbach hat Ende ­Januar selbst Anzeige gegen unbekannt erstattet. Zu den neusten Entwicklungen zur versiegten Quelle und zum ausgetrockneten Bach will sich der Anwalt der Fondation Franz Weber und des Goetheanums, Heinrich Ueberwasser, im ­Moment nicht äussern: «Es gibt hängige Verfahren, aber auch aussergerichtliche Kontakte.» Ueberwasser wünscht sich einen runden Tisch. Denn von einem intakten Naturschutzgebiet würden auch die Bewohnerinnen und Bewohner von «La Colline» profitieren. «Das Goetheanum-Areal als Spazierparadies mit dem Schwinbach als grünes Juwel ist ein Qualitätsmerkmal des hochwertigen und ­zusammenhängenden Siedlungsgebiets Dornach-Arlesheim», mahnt Ueberwasser. Der Kanton sieht keinen Anlass für einen runden Tisch, wie die BUD am Montag der «Basler Zeitung» sagte.

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