Ein nasser Hilferuf für das Feuchtgebiet

Gegen hundert Personen demonstrierten am Samstag in Arlesheim gegen das Bauvorhaben, das das Naturschutzgebiet am Schwinbach bedroht.

Symbolischer Akt: Jennifer McGowan, Sprecherin der Initiative Natur- und Kulturraum Dornach-Arlesheim, füllt ihre Giesskanne am Brunnen des Domplatzes.  Foto: Tobias Gfeller
Symbolischer Akt: Jennifer McGowan, Sprecherin der Initiative Natur- und Kulturraum Dornach-Arlesheim, füllt ihre Giesskanne am Brunnen des Domplatzes. Foto: Tobias Gfeller

Es war ein stiller, aber sehr symbolhaltiger Protest. Die Demonstrantinnen und Demonstranten verzichteten bewusst auf laute Parolen. Diese schrieben sie dafür umso deutlicher auf Plakate und ein Transparent. «Ein Naturschutzgebiet gehört geschützt», «Regierungsrat, unser Feuchtgebiet braucht Sie», «Schweinerei am Schwinbach. Machen Sie Ihren Job» und «Unser Feuchtgebiet geht den Bach runter», waren nur ein paar der zahlreichen niedergeschriebenen Protestparolen. Mit dem Spruch «Eure Gier zerstört meine Heimat» und einem Igel mit einer Träne darauf wählte ein Demonstrationsteilnehmer, der anonym bleiben wollte, markige Worte. «Es geht mir um den Heimatschutz und das Feuchtgebiet. Hier werden Gesetze missachtet!» Der Vorwurf des Demonstrationsteilnehmers in Richtung Gemeinde und Bauunternehmen ist happig: «Sie stellen das Geld über die Natur und die Umwelt.» Wirklich Hoffnung, dass das Bauprojekt «La Colline» doch noch gestoppt werden kann, habe er aber nicht. «Ich will hier auch ein Zeichen für die Zukunft setzen, dass künftig solche Projekte nicht mehr realisiert werden dürfen.»


«Das ganze Gebiet wird zubetoniert»
Für Demonstrationsteilnehmerin Delphine Bath aus Dornach ist es «tragisch», dass man das «wunderschöne Gebiet» für Profit zerstören wolle. Sie wohne in der Nähe des Schwinbachs und verbringe dort immer wieder Zeit. «Ich kann mich dort sehr gut erholen und Gedanken sammeln.» In den Worten von Hans von Graevenitz war die Wut augenscheinlich. Er kritisierte gleich die ganze Bautätigkeit in Arlesheim, die sich zu stark auf den Distrikt im Raum um das Dorfzentrum konzentriere. «Eine Grossbaustelle folgt der nächsten. Das ganze Gebiet wird zubetoniert.» Er befürchte, dass so der Charme und der Reiz von Arlesheim zerstört werden. «Ich will hier einfach zeigen: Es reicht!» Besonders enttäuscht sei er vom Gemeinderat, den er mit Vertreterinnen und Vertretern der Frischluft ganz anders eingeschätzt hätte. Die Hoffnung der Demonstrantinnen und Demonstranten, dass die Bauherrschaft und der Baselbieter Regierungsrat doch noch einlenken und Angebote machen, wie das Feuchtgebiet am Schwinbach erhalten bleiben kann, war aber deutlich spürbar. «Wir wollen eine konstruktive Botschaft zur Erhaltung des Feuchtgebiets aussenden», betonte Jennifer Mc Gowan, Sprecherin der Initiative Natur- und Kulturraum Dornach-Arlesheim. Sie erinnerte in ihrer Ansprache die Steiner AG als Bauherrin und den Regierungsrat an ihr Versprechen, dass sie sich der Sache annehmen würden. Sie sollen die «allerletzte Möglichkeit wahrnehmen, um das unter Schutz stehende Feuchtgebiet vor der gesetzeswidrigen Zerstörung zu bewahren», forderte Mc Gowan. Denn die Bagger sind bereits aufgefahren.


Steiner AG droht mit Polizei
Mit den gegen hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigte sich Jennifer McGowan auch aufgrund der Kurzfristigkeit des Demonstrationsaufrufs zufrieden, auch wenn wohl viele mit mehr Zuspruch gerechnet hatten. Es war eine bunte Mischung aus Alt und Jung. Viele hatten, wie vom Organisationskomitee aufgerufen, eine Giesskanne dabei, um dem Feuchtgebiet noch einmal Wasser zukommen zu lassen. Dieses hatten sie aus dem Brunnen des Domplatzes genommen und an der Stiftung Obesunne vorbei zum Schwinbach getragen. Die Bilder hatten grossen Symbolcharakter. Ein letzter nasser Hilferuf an die verantwortlichen Behörden in Liestal und die Bauherrschaft. Als Jennifer McGowan auf dem Baufeld eine Ansprache halten wollte, wurden die Organisatoren von einem Vertreter der Steiner AG weggewiesen. Er habe sogar mit der Polizei gedroht, sagte McGowan. Die Demonstrantinnen und Demonstranten gingen dem Konflikt aber aus dem Weg. Denn sie wollen nicht gegen etwas protestieren, sondern für etwas – konkret für Natur und Umwelt am Schwinbach.

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